Nebringen

Nebringen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Gäufelden
Gäufelden
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Gäufelden hervorgehoben
48.5527777777788.8191666666667481Koordinaten: 48° 33′ N, 8° 49′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Böblingen
Höhe: 481 m ü. NN
Fläche: 20,07 km²
Einwohner: 9382 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 467 Einwohner je km²
Postleitzahl: 71126
Vorwahl: 07032
Kfz-Kennzeichen: BB
Gemeindeschlüssel: 08 1 15 016
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Rathausplatz 1
71126 Gäufelden
Webpräsenz:
Bürgermeister: Johannes Buchter (Grüne)
Nebringen um 1900

Gäufelden ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg, Deutschland und gehört zum Landkreis Böblingen. Der Sitz der Gemeindeverwaltung ist im Ortsteil Öschelbronn.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Gäufelden liegt im oberen Gäu 7 km von Herrenberg und 7 km von Nagold entfernt. Die Gemarkung erstreckt sich über 390 bis 545 Metern Höhe.

Gemeindegliederung

Gäufelden ist gegliedert in die drei Ortsteile Nebringen, Öschelbronn und Tailfingen die identisch sind mit den ehemaligen Gemeinden gleichen Namens. Im Gebiet des Ortsteils Nebringen liegt die abgegangene Ortschaft Sindlingen und im Gebiet des Ortsteils Öschelbronn liegen die abgegangenen Ortschaften Denslingen und Weildorf.[2]

Geschichte

Die Gemeinde Gäufelden ist am 1. Juli 1971 durch den freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Nebringen, Öschelbronn und Tailfingen neu gebildet worden, nachdem sich die Mehrheit der Bürger dafür ausgesprochen hatte. Seitdem hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelt.

Nebringen

Wappen

Der Ort, im 12. Jahrhundert im Zusammenhang mit hirsauischem Besitz zum ersten mal erwähnt, kam 1382 von den Pfalzgrafen von Tübingen an Württemberg. Kirchlich gehörte Nebringen ursprünglich zur Pfarrei Gültstein, wurde zu Ende des Mittelalters selbständig und kam mit der Reformation als Filiale zu Tailfingen (Evangelisches Dekanat Herrenberg). In Nebringen sind anlässlich des Baus der Umgehungsstraße der B 14 eine große Zahl von Keltengräbern mit reicher Grabbeigabe freigelegt worden. Die gesicherten Grabbeigaben sind im Württembergischen Landesmuseum zu besichtigen. Sehenswert ist das frühere Bahnwärterhaus, das den Bildhauer Lutz Ackermann zu dem „Kunst-Kraft-Werk“ (KKW) betitelten Gesamtkunstwerk inspirierte. Der Skulpturenpark ist im Sommerhalbjahr an jedem ersten Sonntag im Monat geöffnet.

Öschelbronn

Wappen

Die Gemeinde Öschelbronn (um 1150 Eskelbrunnen) ist im Jahre 1824 durch die Vereinbarung über den Zusammenschluss von Ober- und Unteröschelbronn entstanden. Oberöschelbronn ist bis 1612 nach und nach von Württemberg aus dem Besitz der Herren von Genkingen, Gültlingen und anderen erworben worden. Die eine Hälfte von Unteröschelbronn hat das Kloster Bebenhausen 1408 bis 1413 von Friedrich von Enzberg und dem Reutlinger Bürger Peter Remp gekauft. Nach der Reformation wurde dieser Teil württembergisch. Die andere Hälfte wechselte öfters den Besitzer bis Württemberg auch sie 1774 an sich brachte. Der Kirchensatz in Unteröschelbronn war seit 1402 beim Kloster Bebenhausen und kam mit diesem an Württemberg. Oberöschelbronn und die 1774 erworbene Hälfte von Unteröschelbronn gehörte zum alten Oberamt Herrenberg. Die Bebenhauser Hälfte kam 1807 nach Auflösung des Klosteroberamtes hinzu.

Tailfingen

Wappen

Im 12. Jahrhundert wird der Ort Dalvingen genannt. Ortsadel ist vom 12. bis 14. Jahrhundert nachzuweisen. Im 12. Jahrhundert erhielten die Klöster Hirsau und Reichenbach, spätestens im 13. Jahrhundert die Klöster Alpirsbach und Bebenhausen Besitz in Tailfingen. 1266 erwarb Bebenhausen die hiesigen Alpirsbacher Güter. 1418 bis 1457 kaufte Württemberg die Ortsanteile der Klöster Bebenhausen und Hirsau, des Benz-Kechler von Schwandorf der Sichenpflege zu Reutlingen und des Balthasar von Bühel. Der Kirchensatz kam von den Herren von Hailfingen um 1350 an das Stift Sindelfingen und mit dessen Verlegung an das Stift Tübingen. Zur Evangelischen Pfarrei (Dekanat Herrenberg) gehörte Nebringen als Filial. Das von dem Herrenberger Baumeister Heinrich Schickhardt 1614 erbaute alte Pfarrhaus bei der Kirche ist in Privatbesitz.

Südlich von Tailfingen bestand von 1937–1945 ein „Nachtjägerflugplatz“, für dessen Bau und Instandhaltung sowjetische Kriegsgefangene und griechische Zwangsarbeiter beschäftigt wurden. 1944 wurde zusätzlich zu den „Fremdarbeiterlagern“ hier eine Außenstelle des elsässischen KZ Natzweiler, das KZ-Außenlager Hailfingen-Tailfingen, eingerichtet. Weitere 600, vorwiegend jüdische KZ-Häftlinge mussten in den umliegenden Steinbrüchen sowie beim Bau der Startbahn Zwangsarbeiten verrichten. Im Rahmen dieser Vernichtung durch Arbeit wurden in diesem Lager etwa 400 Menschen ermordet. Heute sind 72 von ihnen auf dem Tailfinger Friedhof bestattet. Nur ein Holzkreuz erinnert an sie. Daneben hat eine jüdische Familie zur Erinnerung an ihren ermordeten Vater Rabbi Itzchak einen Grabstein errichtet.[3] Eine Gedenkstätte für die Opfer der Zwangsarbeit fehlt jedoch bis heute. Daher ist das KZ-Außenlager Hailfingen-Tailfingen im öffentlichen Bewusstsein wenig präsent.

Der schöne Eichenwald „Tailfinger Mark“ ist im Zweiten Weltkrieg der Anlage eines Einsatzflughafens zum Opfer gefallen. Tailfingen war Mittelpunkt des Hopfen­anbaus im Gäu.

Einwohnerentwicklung

  • 1971: 4.136
  • 2005: 9.097
  • 2006: 9.287

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 20 Sitze und wird in direkter Wahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Hinzu kommt der Bürgermeister als Gemeinderatsvorsitzender. Die Ortsteile bilden Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung. In jedem Ortsteil gibt es noch ein Rathaus; die Verwaltung ist zentral.[4] Bei der letzten Wahl 2004 gab es folgendes Ergebnis:

  1. CDU 40,8% (+1,5) - 9 Sitze (+1)
  2. FWV 35,4% (-1,2) - 7 Sitze (=)
  3. Grüne 12,2% (+2,9) - 2 Sitze (+1)
  4. SPD 11,7% (-3,1) - 2 Sitze (-1)

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird in direkter Wahl für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt.

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: In gespaltenem Schild vorne in Silber ein schwarzer Abtsstab, hinten in Rot ein silberner Kelch.

Der Abtstab war sowohl das Fleckenzeichen von Nebringen als auch im Wappen von Öschelbronn dargestellt. Der Kelch entstammt dem alten Wappen von Tailfingen.

Die Gemeindeflagge ist Weiß-Rot.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Auferstehungskirche

Skulpturengarten von Lutz Ackermann – Arbeiten in Stahl, Holz und Stein

Bauwerke

Auferstehungskirche, 1994 Glasgestaltung von Albrecht Pfister

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Gäufelden ist durch die Gäubahn (StuttgartFreudenstadt/Singen) an das überregionale Schienennetz, und durch einen regelmäßig fahrenden Bus nach Herrenberg direkt an die S1 (Herrenberg–Plochingen) und den VVS (Verkehrsverbund Stuttgart) angebunden. Außerdem verkehrt die Linie S41 der Stadtbahn Karlsruhe einmal werktags (außer samstags) nach Herrenberg und in der Gegenrichtung über Freudenstadt nach Karlsruhe. Die Buslinie Richtung Tübingen ist in den Verkehrsverbund naldo integriert.

Bildung

Neben der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Gäufelden im Ortsteil Nebringen gibt es auch in Öschelbronn und Tailfingen je eine Grundschule. Die Ortsbücherei Gäufelden hat in allen drei Ortsteilen eine Zweigstelle. Die Volkshochschule Gäufelden hat ihre Geschäftsstelle in Nebringen und eine Zweigstelle in Öschelbronn.

Literatur

  • Dorothee Wein, Volker Mall, Harald Roth: Spuren von Auschwitz ins Gäu. Das KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen. Markstein-Verlag, Filderstadt, 2007. 264 Seiten. ISBN 978-3-935129-31-2

Film

  • Johannes Kuhn und Volker Mall (Regie): Geschützter Grünbestand – Das KZ-Außenlager Hailfingen-Tailfingen. Dokumentarfilm, D (2006, 55 Min.). Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 91–93
  3. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 36f., ISBN 3-89331-208-0
  4. Hauptsatzung der Gemeinde Gäufelden vom 4. August 1994, zuletzt geändert am 22. Juli 2004

Weblinks


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