Karl Freiherr von Bothmer

Karl Freiherr von Bothmer
Karl Freiherr von Bothmer, Bild von 1919

Karl Freiherr von Bothmer (* 23. Dezember 1880 in Greifswald; † 31. März 1947 in Belgrad) war Generalstabsoffizier, Teilnehmer an beiden Weltkriegen, Landbundgeschäftsführer, Historiker und Familienforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Familie

Karl Freiherr von Bothmer entstammte der freiherrlichen Linie von Bothmer, Haus Bennemühlen. Er ist Sohn des Landgerichtsrates Bernhard Freiherr von Bothmer und seiner Frau Gertrud, geb. v. Borcke. Sein Großvater war der königlich Hannoversche Justizrat Karl von Bothmer, Karow, der Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung 1848 in der Paulskirche war. 1906 heiratete Bothmer Ruth, geb. von Henninges. Die Tochter Gudrun wurde 1907 geboren. Bothmer war seit 1919 Archivar und seit 1935 bis zu seinem Tode Ältester der Gesamtfamilie von Bothmer. 1935 Gründung des Nachrichtenblattes der Gesamtfamilie von Bothmer, als dessen Herausgeber er fungierte. Zahlreiche Forschungen zu der Geschichte der Familien von Bothmer, von Henninges, von Schilden. Seine historischen Forschungen beziehen sich hauptsächlich auf militärhistorische Fragen.

Berufe

1893-98 Kadett in Köslin und Groß-Lichterfelde, 1898 Portepeefähnrich im Braunschweigischen Infanterie-Regiment Nr. 92 (20. Division). Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges als Hauptmann im Generalstab beim Chef des Feldeisenbahnwesens Ost. Teilnahme an der Schlacht bei Tannenberg. Nach verschiedenen Verwendungen in Polen, Galizien, den Karpaten, Frankreich (Verdun) und Flandern als Major April bis August 1918 Vertreter der Obersten Heeresleitung an der kaiserlichen Botschaft in Moskau. Seine Aufgabe war, über die Rückführung der deutschen Kriegsgefangenen in sowjetischen Lagern zu verhandeln. Nach dem Krieg Teilnahme am Kapp-Putsch. Entlassung aus der Armee 1920.

Karl Freiherr von Bothmer, Bild von 1927

Ab 1922 Geschäftsführer des pommerschen Landbundes Kreis Arnswalde, in dem er besonders die wirtschaftsfriedliche Arbeiterbewegung förderte. 1934 nach Gleichschaltung des Landbundes im Reichsnährstand entlassen. 1924-34 Führer der Bismarckjugend der Deutschnationalen Volkspartei, DNVP, im Kreise Arnswalde. 1934 als Major (Ersatz) Wiedereintritt in die Wehrmacht, 1939 Teilnahme am Polenfeldzug, ab 1941 als Oberst Feldkommandant im Banat Nisch. Schriftliche Weigerung gegenüber den vorgesetzten Dienststellen, den Hitler-Befehl durchzuführen, für einen durch Partisanen getöteten deutschen Soldaten 100 Geiseln zu erschießen.[1] Daraufhin 1943 Entlassung aus der Wehrmacht. 1947 wurde Bothmer vom Untersuchungsrichter Fred Kaufmann bei den Nürnberger Prozessen als Zeuge der Anklage gesucht, um gegenüber der von der Verteidigung vorgebrachten Behauptung des Befehlsnotstandes nachzuweisen, dass es „Handlungsspielräume“ für Offiziere gegeben hat.[2] Zu dem Zeitpunkt war er jedoch bereits selbst von einem jugoslawischen Gericht als Kriegsverbrecher verurteilt und erschossen worden.

Werke

  • ca. 70 Artikel in Zeitschriften und Tageszeitungen zur Politik der DNVP, des Landbundes und zur Bismarckjugend
  • zahlreiche Aufsätze zur Familiengeschichte und Heraldik
  • Die Schlacht vor der Drakenburg am 23. Mai 1547. Eine historisch-militärische Studie. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 15, 1938, S. 85-104.

Monographien

  • Mit Graf Mirbach in Moskau. Tagebuchaufzeichnungen und Aktenstücke vom 19. April bis 24. August 1918. Tübingen: Osiander'sche Buchhandlung 1922, Russische Übersetzung: Lewiston, N.Y.: The Edwin Mellen Press 1999.
  • Aus den Erinnerungen des Hans Kaspar von Bothmer. Lehr- und Wanderjahre eines hannoversch-englischen Staatsmannes um 1700. Hrsg. v. K. Frhr. v. Bothmer und Dr. G. Schnath. Hildesheim und Leipzig: August Lax Verl. 1936.
  • (anonym) Das verstärkte Grenzwacht-Regiment Freiherr von Bothmer im Polen-Feldzug 1939 von einem Mitkämpfer. Bütow/Pom.: Verlag Bütower Anzeiger, o.J.
  • (Gernot Böhme, Hrsg.) Karl Freiherr von Bothmer: Moskauer Tagebuch 1918. Paderborn: Schöningh 2010.

Literatur

  • Manfred Messerschmidt, Oberst Karl von Bothmer. Im Zweifel für das Völkerrecht , in: Wolfram Wette (Hrsg.) Retter in Uniform. Handlungsspielräume im Vernichtungskrieg der Wehrmacht. Frankfurt/M.: Fischer TB, 3. Aufl. 2003, S. 89-104.
  • Gernot Böhme, Zur Biographie Karls Frhr. von Bothmer (870). In: Nachrichtenblatt der Gesamtfamilie von Bothmer Nr. 85, 2004, S. 27-30.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. abgedruckt in: Hamburger Inst. f. Sozialforschung (Hrsg.), Verbrechen der Wehrmacht – Dimensionen des Vernichtungskrieges, 2. Aufl. Hamburg 2002, S. 512.
  2. Siehe dazu M. Messerschmidt aaO.

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