Cernunnus

Cernunnus
Cernunnos Kopf

Cernunnos ist eine keltische Gottheit. Sein Name wird als „der Gehörnte“ gedeutet und er wird zumeist als Gott der Natur und der Fruchtbarkeit interpretiert. In der Antike wurde er von den Römern mit Jupiter gleichgesetzt. Er wird allgemein mit dem keltischen Typus des „Hirschgottes“ in Verbindung gebracht. Es wird zum Teil vermutet, dass er der Stammesgott der gallischen Karnuten war, in deren Gebiet sich das gallische Zentralheiligtum der Druiden befand.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Es gibt keine antiken literarischen Erwähnungen eines Gottes Cernunnos, doch wurden von ihm in Gallien, aber auch in Teilen Spaniens und Norditaliens entweder Inschriften des Namens oder bildliche Darstellungen vom Typos des Hirschgottes gefunden. Insgesamt lassen sich seine Spuren von Britannien über Gallien, Spanien und Italien bis nach Rumänien verfolgen

Der Geweihgott

Cernunnos auf dem Kessel von Gundestrup

Als „Hirschgott“ oder „Geweihgott“ wird in der Archäologie eine bestimmte Götterfigur bezeichnet, eine männliche Gestalt mit Hirschgeweih, zumeist in „Buddha-Haltung“. Oft ist der Hirschgott bärtig dargestellt, manchmal als Jüngling, zumeist aber als reifer Mann. Weitere Attribute des Geweihgottes sind ein Füllhorn (Cornucopia) oder ein Torques und eine oder mehrere Schlangen (oftmals die sogenannte „Widderhornschlange“). Die bekannteste Darstellung des Geweihgottes ist die (nicht explizit der keltischen Kunst oder La Téne Kunst zuzuordnende) Darstellung auf dem 1881 in Dänemark gefundenem Kessel von Gundestrup (dessen Herkunft jedoch nicht als germanisch eingeschätzt, sondern eher im Gebiet der Ostkelten gesucht wird). Das bisher älteste bekannte Bildnis des Cernunnos findet sich im Val Camonica, einem Tal in der Provinz Brescia, Italien. Es handelt sich hierbei um eine Felszeichnung, die Cernunnos mit erhobenen Armen und Torques zeigt, während vor ihm eine gehörnte Schlange aus dem Boden emporsteigt. Insgesamt wirkt er beinahe viermal größer als die außen herumstehenden Menschenfiguren, die ebenfalls die Arme erhoben haben. Auf dem Basrelief des Pillier de Nautes in Paris wird dem dort dargestellten Geweihgott eindeutig der Name „[C]ERNVNNOS“ zugeordnet (Dieses Monument, eine 5-stöckige Quadersäule mit 2 Sektionen, stand ursprünglich im Tempel von Lutetia, dem heutigen Paris und wird auch als Nautae Parisiaci bezeichnet, nach dem keltischen Stamm der Parisier. Überreste davon befinden sich derzeit im Musée de Cluny.). Der Hirschgott erscheint dort in Begleitung von Merkur und Apollo (hinter denen schon die keltischen Götter Esos oder Teutates und Belenos vermutet wurden) mit einem Corcunopia als Versorger eines Rinds und eines Hirsches. Im allgemeinen scheinen dem Geweihgott oft Tiere zugeordnet worden zu sein, weshalb man ihn auch in den größeren europäischen Kontext der Darstellung und Verehrung eines „Herrn der Tiere“ einordnet.

Im allgemeinen lässt sich der Geweihgott innerhalb der keltischen Kultur in einen größeren Komplex gehörnter (Stier-; Widder-; Bocks-) Götter einordnen die vielleicht auf altkeltische Vorstellungen von Tier-Mensch-Hybriden Gottheiten zurückgehen.

Namensherkunft

Der Name „Cernunnos“ wird zumeist als „der Gehörnte“ oder „der mit den Ecken“ gedeutet und wurde in dieser Form in Gallien nur zweimal gefunden, wobei eine Form (auf dem Nautenpfeiler) nur das verstümmelte „[C]ERNVNNOS“ zeigt.Zudem existieren jedoch auch zahlreiche abweichende Schreibweisen wie Karnonos, Cernenus, Cornutus, Karnuntinus und Kornunus, von denen immerhin drei übereinstimmend als Beinamen des gallischen Jupiter auftauchen.

Die Ikonographie des Herrn der Tiere

Die Ikonographie des Herrn der Tiere (alternativ auch der Herrin der Tiere) war in der antiken Kunst vor allem bei den Indo-Iranischen Völkern bekannt. Alte Darstellungen in Persien und dem Industal werden heute mit der Hindu-Gottheit Pashupati in Verbindung gebracht. Die Indischen Reliefs zeigen einen gehörnten Gott in Buddha-Haltung und umgeben von Tieren, die frappierend an die Darstellung auf dem Gundestrup-Kessel erinnern. Aus diesem Grunde wird häufig eine Vermittlung der Ikonographie des Herrn der Tiere an die Kelten durch die Skythen angenommen, die auch sonst großen Einfluss auf die keltische Kunst hatten.

Im Mittelalter lässt sich ein Weiterleben der „Herr-der-Tiere- Ikonographie“ unter anderem bei dem bretonischen Heiligen St. Cornely und bei Darstellungen des angeblichen Templergötzen Baphomet feststellen.

Weiterleben des Geweihgottes in der inselkeltischen Literatur?

Häufig diskutiert wird ein eventuelles Weiterbestehen des Geweihgottes in der inselkeltischen Literatur des Mittelalters, am häufigsten wird hier die Gestalt des Wilden Mannes, des „Green Man“ und des Wilden Jägers erwähnt die jedoch alle nicht spezifisch keltisch sind. Interessant ist jedoch die Figur in Chrétien de Troyes´ Yvain ou Le Chevalier au lion: In diesem Epos trifft der Held auf einen schwarzen und einäugigen Riesen, der umgeben ist von einer gewaltigen Anzahl von Tieren und in Begleitung eines Hirsches (später taucht diese Gestalt in Hartmann von Aues Iwein wieder als "Waltmann" auf). In der irischen Sage wird oftmals Conall Cernach "der Siegreiche“ genannt, dessen Beiname „Cernach“ auch als „der Eckige“ oder „der Gehörnte“ gedeutet werden kann. Im englischen Volksglauben findet sich Cernunnos eventuell im mittelenglischen Mythos Herne („der Gehörnte“) in der Grafschaft Berkshire wieder, der auch als Geist eines Wildhüters im Park von Windsor angesehen wird. Diese Figur wurde vor allem durch William Shakespeares Komödie „Die lustigen Weiber von Windsor“ und durch Richard CarpentersRobin of Sherwood“ (deutscher Titel: „Robin Hood“) als „Herne The Hunter“ („Herne der Jäger“) bekannt. Die Form „Herne“ gilt zwar als angelsächsisch, ist jedoch mit dem keltischen „Cern-" für „Horn“ urverwandt.

Quellen

Literatur

  • Michael Altjohann: Cernunnos-Darstellungen in den gallischen und germanischen Provinzen. In: Peter Noelke (Hrsg.): Romanisation und Resistenz in Plastik, Architektur und Inschriften der Provinzen des Imperium Romanum. Neue Funde und Forschungen. Philipp von Zabern, Mainz 2003. S. 67–80. ISBN 3-8053-3089-8
  • Bernhard Maier: 'Lexikon der keltischen Religion und Kultur. Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5

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