- Kasseler Vertreter-Convent
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Der Kasseler Vertreter-Convent (KVC) war ein Dachverband von Studentenverbindungen, der am 12. April 1931 in Kassel gegründet wurde. Vollständig lautete der Verbandsname „Kassler Vertreter Convent, Verband der kulturtechnischen Verbindungen an preußischen Kulturbauschulen (Höheren Fachschulen) e.V.“. Der Verband wurde am 9. November 1935 aufgelöst und existiert nicht mehr.
Inhaltsverzeichnis
Zweck
Zweck des Verbandes waren die Pflege des Nationalbewusstseins, der Kameradschaft, die Förderung und Unterstützung seiner Mitglieder im Beruf und die Festigung der einzelnen Korporationen nach innen und außen.
Verbandsorgane
Die Organe des Verbandes waren der Verbandsvorstand, die Verbandstagung und der Verbandsehrenrat. Der Verbandsvorstand bestand aus vier Personen, nämlich einem Verbandsvorsitzenden, einem Verbandsschriftführer, einem Verbandskassierer und einem Verbandsbeisitzer. Vorsitzender konnte jeder aktive Bursche einer Mitgliedsverbindung werden, der mindestens das 21. Lebensjahr erreicht hatte.
Der Verbandsvorstand wurde auf drei Jahre gewählt, eine Ablehnung des Amtes durfte nicht erfolgen. Die Wiederwahl war zulässig, jedoch konnte sie abgelehnt werden. Auf der Verbandstagung, einem jährlichen Treffen der Mitgliedsbünde, hatte jede Verbindung gleiches Stimmrecht, jedes Verbandsmitglied besaß Antragsrecht. Der Verbandsehrenrat war für alle Ehrenangelegenheiten die allerhöchste Instanz.
Mitgliedsbünde
Dem KVC gehörten insgesamt drei Verbindungen an. Alle Verbindungen waren solche, die ausschließlich Wiesenbauer in ihren Reihen zählten, die an Wiesenbauschulen das Handwerk des Be- und Entwässern von landwirtschaftlichen Nutzflächen erlernten.
Die Verbindungen bezeichneten sich untereinander als Schwesterverbindungen.
Die drei Mitgliedsverbindungen waren:
- K.T.V. Erika zu Suderburg (gegründet 1908, vor dem 1. Weltkrieg Mitglied im Verband deutscher Kulturbautechniker)
- K.T.V. Siegen-Oranien zu Siegen (gegründet 1927)
- K.T.V. Prata Schleusingen (gegründet 1901)
Auflösung
In der Satzung war festgeschrieben, dass der Verband als aufgelöst galt, wenn alle Korporationen dieses durch ihren ersten Chargierten (Vorsitzenden) fordern. Dies geschah am 9. November 1935 aufgrund der Korporationsfeindlichkeit des nationalsozialistischen Regimes. Alle Mitgliedsbünde lösten sich daraufhin noch im selben Monat selber auf, um nicht als Kameradschaft in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund zwangseingegliedert zu werden.
Werdegang der Mitgliedsbünde nach dem Zweiten Weltkrieg
Die K.T.V. Erika zu Suderburg ist nach dem Zweiten Weltkrieg als Studierende Verbindung Erica wiedergegründet worden. 1951 ist sie als Burschenschaft Erica zu Suderburg in den BDIC eingetreten.
Die K.T.V. Siegen-Oranien zu Siegen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht als eigenständiger Bund reaktiviert. Jedoch ist sie die Vorgängerverbindung der heutigen Burschenschaft Sigambria et Alemannia zu Siegen, die einige Traditionen und Mitglieder der K.T.V. Siegen-Oranien übernahm.
Das Verbindungsleben der K.T.V Prata Schleusingen ruhte aufgrund des Verbots korporativer Aktivitäten in der SBZ und der DDR bis zum Mauerfall. Danach trat sie in den BDIC ein. Mit Wirkung zum 31.12.2011 wird die Burschenschaft Prata-Schleusingen zu Magdeburg aus dem BDIC austreten.
Bedeutung des KVC
Vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass alle Absolventen der deutschen Wiesenbauschulen in einem Verband vereinigt waren, kam dem Dachverband, in Zeiten notwendiger Innovationen in der Urbarmachung von Wiesenflächen eine besondere Bedeutung zu.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Burschenschaft Erica zu Suderburg, als ehemaliger KVC-Bund, an der Gründung des BDIC beteiligt.
Literatur
- Ernst-Günter Glienke: Civis Academicus 2002/03, GDS.
- Paulgerhard Gladen: Gaudeamus Igitur – Die studentischen Verbindungen einst und jetzt. Callwey, 1986.
- Archiv der Burschenschaft Sigambria et Alemannia zu Siegen.
Siehe auch
Kategorien:- Ehemaliger Korporationsverband
- Studentengeschichte (20. Jahrhundert)
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