- Katholischer Studentenverein Neuenfels
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Wappen Zirkel Basisdaten Universitäten: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Gründung: 27. Februar 1927 Gründungsort: Freiburg im Breisgau Stiftungsdatum: Verbände: Kartellverband Farben: Rot-Weiß-Rot Trageart: nichtfarbentragend Art des Bundes: Stellung zur Mensur: nichtschlagend Wahlspruch: Im Leben wahr, dem Ganzen treu! Feldgeschrei (Panier): Mitglieder insgesamt: 143 (2009)[1] Aktive: 40 (2009)[2] Website: http://www.neuenfels.de/ Der Katholische Studentenverein Neuenfels ist eine 1927 gegründete, nicht schlagende oder farbentragende[3], katholische Studentenverbindung an der Universität Freiburg, die dem Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV) angehört. Seine Prinzipien sind religio, scientia und amicitia.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründung der Neuenfels
Der K.St.V. Neuenfels wurde 1927 in Freiburg gegründet. Die Gründung entsprang zum einen aus der zu großen Zahl der aktiven Mitglieder („Aktivitas“) beim K.St.V. Germania-Hohentwiel, zum anderen aber auch aus der Idee, neue Formvorstellungen zu verwirklichen. Über Idee und Ziele der Neuenfels äußerten sich die Gründer im November 1927 wie folgt: "Neuenfels will zwischen den Extremen der Bierkorporationen und des Klubs seinen Weg gehen und sich vor beiden hüten. Jene ist unzeitgemäß, ist schädlich, diese stellt keine Korporation mehr dar. Unsere Ziele sind: Pflege und Auseinandersetzung mit Geistigem, Front gegen Rationalismus und Mechanisierung (Besinnung auf das Irrationale gegenüber der Ökonomisierung des Daseins), gedankliche Klärung des eigenen Tuns und des Zeitgeschehens unter katholischem Aspekt. Aber auch Veranstaltungen echt studentischen Frohsinns, Liedergesang, Becherklang und Tanz. Denn es soll nicht unjugendliche Geisthuberei Neuenfels prägen"[4] Neuenfels hat den Wahlspruch: "Im Leben wahr, dem Ganzen treu!"
Die Wahl der Farben bezieht sich in zweifacher Hinsicht auf die Geschichte von Freiburg: Zum einen zeigt das Freiburger Wappen ein rotes Kreuz auf weißem Grund, zum anderen war Freiburg ab 1368 für über 400 Jahre unter Habsburger bzw. österreichischer Herrschaft, deren Farben rot-weiß-rot sind.
In Anlehnung an die Burg Neuenfels bei Britzingen wurde der Namen Neuenfels gewählt. Neu sollte dabei die Neugründung einer ohne starre Traditionen behafteten Verbindung, Fels die Beständigkeit, interne Einigkeit und Stärke symbolisieren. Der K.St.V. Neuenfels wurde unter dem Gründungssensior Landolin Stulz durch sieben Aktive von Germania-Hohentwiel, zwei Inaktive und einen Alten Herrn gegründet.
1927–1937
In den ersten zehn Jahren konnte sich die Neuenfels als Verbindung behaupten und gewann zahlreiche neue Mitglieder. Jedoch erschwerten Anfang der 1930er Jahre finanzielle Engpässe sowie die politische Situation vor und nach der „Machtergreifung“ 1933 das Verbindungsleben, ehe dieses offiziell am 15. Mai 1936 seinen Schlusspunkt fand.
Die ersten Semester übertrafen Anfangs alle Erwartungen, der Verein zählte im 5. Semester bereits 26 Aktive, davon 17 Füxe. Da die Neuenfels kein eigenes Haus hatte, nutzte der Verein verschiedene Gastwirtschaften in Freiburg. Anfang der 1930er Jahre kam es zu einer Abnahme an Neumitgliedern und auch zu finanziellen Engpässen, die jedoch gemeistert wurden.
Die ablehnende Haltung des Vereins gegen die Nationalsozialisten dokumentiert ein Artikel im nationalsozialistischen Propagandablatt Der Alemanne, der die Störung der Rundfunkübertragung einer Hitlerrede durch Mitglieder der Neuenfels anprangerte:
„Die katholische Verbindung Neuenfels wetteifert mit der Zentrums-Baden-Macht im Dienste Moskaus gegen die Kundgebungen der Reichsregierung.
Im Flugblatt der Führung der studentischen Zentrums-Gruppe mit der Überschrift "Heraus zur vaterländischen Studentenkundgebung" am Freitag, den 10. Februar 1933 in der Festhalle ist der Aufruf enthalten: "Katholische Studenten! Verschaffen wir als die berufenen künftigen Führer des Volkes unsern herrlichen katholischen Kulturgütern in der Öffentlichkeit Resonanz, Qualität und Format". Abgesehen davon, dass die katholische Studentenverbindung "Neuenfels" dieser vaterländischen Kundgebung fernzubleiben müssen glaubte […] ist die angestrebte Solidarität mit den Badenwachteln im Bunde mit der gesamten Gottlosenfront SPD und KPD […] in einer unverantwortlichen Einstellung gegen das auf wahrhaft christlicher Grundlage sich einigende Deutschland durch ein Schulbeispiel genannter Verbindung uns vor Augen geführt worden. Diese katholische Verbindung hat ihr Lokal im Hause des Wiener Café Kaiserstraße 25. Am Freitag abend wurde - wie in allen gutgeleiteten deutschbewussten Gaststätten - in dem behaglichen und von vielen Gästen aufgesuchten Kaffeehaus […] die große Kanzlerrede unseres Führers aus dem Sport-Palast in Berlin durch Lautsprecher übertragen. Die klare Wiedergabe wurde aber durch ein ununterbrochen fortgesetztes Grölen - wohlbemerkt nicht Singen - von Kommersliedern durch die schöne Verbindung "Neuenfels" im Hause gestört […] Die Resonanz im Gebrüll war laut vernehmbar: Die Störung der Rundfunkübertragung war erreicht, das deutschbewusste, ordnungsliebende Pubikum war verärgert, die Judenhörigen dafür sichtlich befriedigt. […] Dies erbärmliche Verhalten katholisch akademischer Jugend stellt erneut unter Beweis wie fahrlässig gleichgültig die kleine Minderheit des Volkes im Zentrum der "Erfüllung ihrer großen staatspolitischen Aufgaben" gegenüber steht. […] Wenn am letzten Sonntag auf der Kanzel von einem katholischen Priester mit Recht die Verrohung der Jugend beklagt wird – siehe das taktlose, rüpelhafte Verhalten der Neuenfelser – ist der Vorwurf der bisher unfähigen parlamentarischen Staatsführung nur zu berechtigt…[5]“Im Sommersemester 1933 wurde für alle Korporationen das Führerprinzip eingeführt. Im Januar 1934 wurden schließlich sämtliche Studentischen Verbände dem Reichsführer NSDStB und DST, Oskar Stäbel unterstellt. Dies brachte auch eine erzwungene Namensänderung in "Katholische Burschenschaft Neuenfels" mit sich. Schließlich musste sich im Mai 1936 auch die Neuenfels dem Druck beugen und gab dem Rektor der Universität die offizielle Auflösung bekannt. Der Kontakt zwischen den Mitgliedern blieb ebenso bestehen wie inoffizielle Treffen, die jedoch im Sommersemester 1937 einen vorläufigen Schlusspunkt fanden.
Von der NS-Zeit zur Wiederbegründung
Neuenfels ließ sich während des 2. Weltkrieges nicht von den braunen Machthabern einnehmen und obwohl kein offener Widerstand geleistet wurde, machte man sich durch eine "Politik kleiner Nadelstiche" in Parteikreisen unbeliebt und brachte so die Ablehnung zum Ausdruck. Hier tat sich unter anderem Karl Härringer hervor, der mehrfach von oftmals handgreiflichen Auseinandersetzungen mit der SA berichtete. Auf Anraten ihm wohlwollender Professoren verließ er Freiburg, um einer Verhaftung zu entgehen, und setzte sein Studium in Kiel fort. Ein kleiner Kreis versuchte im Krieg, den Kontakt unter den sich in der Heimat befindlichen Neuenfelsern nicht abreißen zu lassen.
Nach dem Krieg versuchte man die Neuenfels wieder auf die Beine zu bringen. Erste lose Kontakte wurden bereits 1949 geknüpft, eine Wiederbegründung des Altherrenvereins gelang jedoch erst 1953.
Die erste Reaktivierung 1953–1970
Nach 16 Jahren ohne Neuenfels folgten im Februar 1953 erste Überlegungen, wie eine Reaktivierung durchzuführen sei. Erneut war L. Stulz die treibende Kraft. Nach Gesprächen mit Germania-Hohentwiel stellte diese 5 Aktive und 3 Inaktive für die Reaktivierung, darunter Rudolf Eberle. Die feierliche Bekanntgabe des Reeaktivierungsbeschlusses erfolgte dann am 25. Juli 1953 anlässlich des 56. Stiftungsfestes der Germania-Hohentwiel. Im Oktober folgte die Genehmigung des Reaktivierungsantrages auf der Vollversammlung des Verbandes. Zu den anfangs 16 Aktiven und Inaktiven kamen gegen Ende des Sommersemesters 30 neue Mitglieder hinzu. Zeitgleich mit der 500-Jahrfeier der "Alma mater Friburgiensis" feierte die Neuenfels 1957 ihr 30-jähriges Bestehen.
Die Jahre 1968/69 brachten mit den Studentenunruhen und der „APO“ auch für Neuenfels schlechte Zeiten. Wie viele andere Vereine litt auch Neuenfels unter Mitgliedermangel und die wenigen aktiven Mitglieder hatten ihre eigenen Vorstellungen vom modernen Verbindungswesen, die sich kaum mit den Vorstellungen der Alten Herren in Einklang bringen ließen. Schließlich wurde der Dissens zwischen Altherrenschaft und Aktivitas unüberwindbar und die Altherrenschaft sprach 1970 die Suspension der Aktivitas aus.
Die zweite Reaktivierung seit 1987
Das Neuenfelshaus diente anfangs als Wohnheim für Freiburger Studenten und Treffpunkt der Altherrenschaft. Nach den unruhigen Zeiten zwischen den 1960er und 1980er Jahren, in denen viele Freiburger Verbindungen praktisch nur eine „Notbesatzung“ hatten, erwachte bei den Studenten wieder das Interesse für Verbindungsleben. In diese Zeit fallen die ersten Reaktivierungsbemühungen. 1987 begannen drei Aktive der Germania-Hohentwiel, drei Aktive der K.St.V. Brisgovia und ein Aktiver der K.St.V. Rhenania Erlangen erste Reaktivierungsgespräche. Nach dem Reaktivierungsconvent am 28. November 1987 nahm der Aktivenvorstand unter Michael Heil als Reaktivierungssenior die Semesterarbeit auf. Im Januar 1988 erfolgte auf dem Freiburger Kreuzkommers die feierliche Publikation der Reaktivierung. Pfingsten 1988 feierte man das Reaktivierungsstiftungsfest. Die Aktivitas wuchs in den ersten zwei Semestern auf 16 Aktive. 1991/92 übernahm das Freiburger Ortskartell den KV-Vorort unter der Leitung eines Neuenfelsers. Bis 1997 wuchs die Zahl der Aktiven auf über dreißig. Vom Wintersemester 2007/08 an stellte der K.St.V. Neuenfels erneut den Vorortpräsidenten des KV.
Von der Schwarzwaldhütte zum Neuenfelshaus
Bereits 1928 konnte der Verein für monatlich 25 Reichsmark eine Schwarzwaldhütte anmieten. Da der eigentliche Wunsch ein eigenes Verbindungshaus in Freiburg war, wurde 1929 ein Hausbaufonds errichtet und anschließend in den neu gegründeten Hausbauverein überführt. Ab 1934 wurde klar, dass das nationalsozialistische Regime über kurz oder lang das Vermögen der Korporationen einziehen würde. "Wir wollten aber den damaligen Machthabern die Freude nicht bereiten, unser mühsam erspartes Geld zu kassieren" [6]. Daher wurde der Verein aufgelöst und das Geld auf ein privates Konto überwiesen. Erst 1961 wurde ein Grundstück Ecke Universitäts- und Niemensstraße gefunden und auf Grundlage eines Erbbaurechtsvertrages von der Brauerei Ganter gepachtet. So war das gesamte Kapital für die Errichtung des Gebäudes verfügbar. Das Gebäude war nicht als Korporationshaus im eigentlichen Stil konzipiert, sondern als Mehrzweckhaus. Im September 1963 konnte schließlich das Richtfest und Mitte 1964 die Einweihung gefeiert werden. Nach der Suspension der Aktivitas von 1970 diente das Haus als Studentenwohnheim und Treffpunkt der Altherrenschaft. Nach der zweiten Reaktivierung 1987 stieg der Raumbedarf. Auf dem Parkplatz neben dem Haus wurde der im Herbst 1995 eingeweihte Neubautrakt errichtet, der die Anzahl der Zimmer mehr als verdoppelte.
Bekannte Mitglieder
- Rudolf Eberle (1926–1984), Politiker, Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Baden-Württemberg
- Karl Gnädinger (1905–1995, Ehrenmitglied), Weihbischof im Erzbistum Freiburg
- Karl Härringer (1913–2008), Amtsgerichtsdirektor und Gründer des Jugendhilfswerks Freiburg
- Friedrich-Adolf Jahn (*1935), Politiker, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und beim Bundesminister der Justiz
- Karl Rohe (1934–2005), Politikwissenschaftler, Rektor der Universität Duisburg-Essen
Literatur
- Thilo Berdami: Studien zur Geschichte des Kartellverbandes der Katholischen Deutschen Studentenvereine (KV). Würzburg 1991.
- 80 Jahre KStV Neuenfels 1927-2007. Hrsg. KStV Neuenfels, Freiburg 2007.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ KV-Jahrbuch 2010
- ↑ KV-Jahrbuch 2010
- ↑ Einige Mitgliedern der Neuenfels tragen auf offiziellen Veranstaltungen des Vereins Bänder und vereinzelt auch Kopfcouleur
- ↑ Festschrift "Zehn Semester Neuenfels" von 1932
- ↑ Der Alemanne 21. Februar 1933
- ↑ Peter Havers in 40 Jahre K.St.V. Neuenfels
47.995267.847591Koordinaten: 47° 59′ 43″ N, 7° 50′ 51″ OKategorien:- KV-Verein
- Studentenverbindung (Freiburg im Breisgau)
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