Kelenderis

Kelenderis
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Kelenderis (Türkei)
Kelenderis
Kelenderis
Grabungen in Kelenderis (1999)

Kelenderis (griechisch Κελενδερίς, lateinisch: Celenderis) war eine antike Stadt im rauen Kilikien in der heutigen Südtürkei. Sie lag im Gebiet der heutigen Kreisstadt Aydıncık (früher Gilindere) in der Provinz Mersin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach Meinung des Ausgräbers Levent Zoroğlu gehörte Kelenderis zu der Region Pirindu mit der Hauptstadt Kiršu, die in einem babylonischen Text betreffend einen Feldzug in Raue Kilikien erwähnt wird. Pomponius Mela beschreibt die Gründung der Stadt durch ionische Siedler aus Samos.[1] Dafür sprechen auch Vasen des ostgriechischen Typs, die bei Grabungen in Kelenderis gefunden wurden. In der Bibliotheke des Apollodor dagegen wird von der Gründung durch Sandokos berichtet,[2] der mit dem luwischen Gott Šanta identifiziert wurde, was auf eine erheblich frühere Besiedlung durch Luwier, im 2. Jahrtausend v. Chr., hindeuten würde. Da Sandokos diesem Bericht nach aus Syrien gekommen sein soll, besteht auch die Möglichkeit einer phönizischen Gründung. Diese Theorien werden allerdings durch keine archäologischen Funde bestätigt.

Im 5. vorchristlichen Jahrhundert war die Stadt Mitglied des Attisch-Delischen Seebunds. Die Bedeutung des Ortes lag in ihrem Hafen, der an wichtigen west-östlichen Seefahrtsrouten lag und zudem die kürzeste Verbindung vom kleinasiatischen Festland nach Zypern bot. In römischer Zeit wurde der Hafen zu klein und verlor an Bedeutung. Dennoch war der Ort in byzantinischer Zeit und bis in die Gegenwart durchgehend besiedelt. In byzantinischer Zeit war Kelenderis Bischofssitz, worauf das Titularbistum Celenderis zurückgeht.

Ruinen

Aufgrund der Tatsache, dass Kelenderis bis heute durchgängig besiedelt ist, sind wenig Relikte zu finden, da sie stets von den jeweiligen Nachfolgebewohnern überbaut wurden. Beim Hafen liegen Reste von Thermen, außerdem gibt es eine große, aber stark gestörte Nekropole, ein unausgegrabenes Theater sowie Reste von Zisternen und Befestigungsmauern. Sämtliche sichtbaren Ruinen stammen aus römischer oder späterer Zeit.

Forschungsgeschichte

Wegen der Lage der Stadt an viel befahrenen Seerouten besuchten und beschrieben seit dem 18. Jahrhundert zahlreiche europäische Reisende den Ort. Dazu gehören der englische Amateurarchäologe William Martin Leake, der britische Kapitän Francis Beaufort, der eine Karte der Ruinen zeichnete, später der französische Reisende und Orientalist Victor Langlois und L. Duchesne, der als erster die Inschriften sammelte. Im 20. Jahrhundert besuchte unter anderen Freya Madeline Stark Kelenderis und 1986 begann Levent Zoroğlu von der Selçuk Üniversitesi in Konya in Zusammenarbeit mit dem Museum Anamur mit Ausgrabungen.

Literatur

  • Gernot Lang: Klassische Antike Stätten Anatoliens. Books on Demand 2003, ISBN 3-8330-0068-6, S. 541–544 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  • George Long: Celenderis. In: William Smith: Dictionary of Greek and Roman Geography. London 1854.
  • T. B. Mitford: Kelenderis, later Gilindire (Aydincik) Rough Cilicia, Turkey. In: The Princeton encyclopedia of classical sites. Princeton University Press, Princeton, N.J. 1976 (online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pomponius Mela: De Chorographia 1, 68.
  2. Gods and heroes of the Greeks: The library of Apollodorus, Englische Übersetzung von Michael Simpson. Univ. of Massachusetts Press, 1976, ISBN 0-87023-206-1, S. 202 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).

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