- Klassifikation keramischer Massen
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Die nachstehende Übersicht enthält eine orientierende Klassifikation keramischer Massen in die Klassen 1 bis 3, verschieden Unterklassen, Gruppen, Untergruppen, ggf. weiterführende Aufteilungen und Spezifikationen.
Inhaltsverzeichnis
Einteilung in Klassen
Diese Übersicht erhebt die keinerlei Anspruch auf Vollzähligkeit.
Klasse 1, keramisches Irdengut
Bestandteile: Ton bzw. Kaolin und gegebenenfalls Quarz und/oder Feldspat, Kalk. Poröse, nicht durchscheinende, kristallisierte Scherben.
- 1.1 Baukeramik
Nicht feuerfeste Ziegelsteine, Formsteine (1.200–1.350 °C), Klinker, Drainagerohre (1.000–1.150 °C), Dachziegel
- 1.2 Feuerfeste Keramik
Schamottesteine für Herde, Öfen (1.300 °C). Sillimanit, Magnesit, u.a. zur Auskleidung von Industrieöfen in der Eisen- und Zementindustrie (1.500 °C)
- 1.3 Sonstiges Irdengut
- 1.3.1 Steingut in UK Jasper ware: Reinweißer bis elfenbeinfarbener, poröser Scherben mit durchsichtiger Glasur. Rohbrand 1.150–1.250 °C; Glasurbrand > 960 °C, aber unterhalb der Rohbrandtemperatur; meist durchscheinend oder farblos.
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- 1.3.1.1 Kalk- oder Weichsteingut: Ton, Kaolin, Quarz, Kalk. Brenntemperatur 1.120–1.150 °C. Besonders für Unterglasurmalerei geeignet.
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- 1.3.1.2 Feldspat- oder Hartsteingut: Ton, Kaolin, Quarz, Feldspat. Brenntemperatur 1.220–1.250 °C Frostsichere Wandplatten, Sanitärartikel, Geschirr.
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- 1.3.1.3 Mischsteingut: Ton, Kaolin, Quarz, Kalk, Feldspat. Wandplatten, Geschirr
- 1.3.2 Tonware: Vorwiegend flussmittelreiche Tone, bis 40 % Kalk und andere Beimischungen. Weißer, ocker bis rotbrauner poröser Scherben mit mattem, feinkörnigem Bruch. Brenntemperatur 1.000–1.200 °C. Von Hand (Töpferscheibe, Gießverfahren) oder mittels Presse geformte Tonwaren. Geschirr, Gerätschaften für Haus und Garten, Zierkeramik, Raku-Keramik, Tin-glazed pottery.
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- 1.3.2.1 Unglasierte Tonware: Gelb bis rot gebrannte wetterfeste Keramik. Terrakotta (Zugabe von Schamotte- oder Ziegelmehl); Figuren, Gebrauchs- und Ziergegenstände, Blumentöpfe.
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- 1.3.2.2 Glasierte Tonware: Gelegentlich werden keramische Produkte dieser Untergruppe auch als "Halbporzellan" bezeichnet.
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- 1.3.2.2.1 Majolika: Ursprünglich - farbiger poröser Scherben mit undurchsichtiger farbiger Glasur
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- 1.3.2.2.2 Fayence: Ursprünglich - weißer, gelbgrauer oder hell-rot-brauner, poröser Scherben, weiße deckende Glasur
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- 1.3.2.2.3 Frittenporzellan (auch Frittenware oder Fritware): Ausgangsprodukt ist die Fritte (aus Quarzsand, Salpeter, Kochsalz, Soda, Alaun und Calciumsulfat in Form von Alabaster oder Gips), die mit kreide- oder gipshaltigem Mergel vermischt und gebrannt wird.
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- Anmerkung: Eine zuverlässige Differenzierung zwischen Majolika und Fayence ist kaum möglich, weil diese Bezeichnungen in der Literatur wechselweise benutzt werden.
Klasse 2, keramisches Sinterzeug
Bestandteile: Ton bzw. Kaolin und gegebenenfalls Quarz und/oder Feldspat, Kalk. Nichtkristallisierte dichte Massen, nicht oder nur an den Kanten durchscheinend, hohe Festigkeit
- 2.1 Steinzeug
Merkmale: Scherben dicht, nicht durchscheinend, auch farbig, meist aber hell.
- 2.1.1 Grobsteinzeug (nicht weißbrennend): Brenntemperatur 1.100–1.400 °C. Häufig Lehm- oder Anflugglasur. Klinker, Fliesen, Tröge, Kanalisationsrohre, Gefäße für die chemische Industrie, Coade-Stein.
- 2.1.2 Feinsteinzeug (weiß- oder hellbrennend, ähnlich dem Porzellan): Ton, Quarz, Feldspat. Brenntemperatur 1.250–1.300 °C (gemeinsamer Roh- und Glasurbrand). Herstellung von Geschirr, Sanitärartikel, chemische Geräte, Mosaiken, Ziergefäße. Übergangsform zum Porzellan: Seladon, Vitreous China.
- 2.2 Porzellan
Bestandteile: Kaolin, Quarzsand, Feldspat, Spurenelemente und ggf. Beimischungen
- 2.2.1 Hartporzellan: 50%(47-66)/25%/25%, dichter transparenter Scherben, Schrühbrand ca. 900 °C - 1000 °C, Glasurbrand 1400 °C bis zu 1460 °C, Gebrauchs- und Ziergeschirr
- - Beispiel: Imari-Porzellan
- 2.2.2 Weichporzellan: 30%(25-40)/45%/30%, bei niedrigere Temperatur für den Glasurbrand Temperatur (bis maximal 1350 °C), bevorzugt für Zierplastiken
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- 2.2.2.1 Bone Chine auch Knochnporzellan (mit bis zu 50% Anteil verglühter Knochenasche) bzw. Fine Bone China als Weiterentwicklung
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- 2.2.2.2 Biskuitporzellan: Oberfläche unglasiert, seidig matt glänzend
Eine Besonderheit des Knochenporzellans ist auch die Brennfolge. So liegt die Temperatur beim ersten Brand ohne Glasur (Schrühbrand) mit 1280 °C höher als bei dem dem Auftrag der Glasur folgenden Glattbrand mit 1080 °C.
Ceracron soll angeblich auch zur Unterklasse Porzellan gehören, ist aber wegen Geheimhaltung der Rezeptur nicht klassifizierbar.
Klasse 3, keramische Sondermassen
Zu Klasse 3 zählen u.a.: Raku, Paperclay, Dentalkeramik oder Zahnkeramik, hochgesinterte Oxidkeramiken als Schneidstoff für Schneid- und Schleifkörper (Aluminium-, Zirconium-, Magnesium-, Beryllium-, Thoriumoxid; frei von Siliciumdioxid). Im weiteren Sinne gehören dazu auch die Ferrite und Titanate.
- 3.1 Hochtemperatur-Sondermassen (auch Mischkeramik)
Hochfeuerfeste Oxidkeramik mit geringen Beigaben verschiedener Metalle. Zähigkeit der Metalle ist hier mit der Korrosionsbeständigkeit und Feuerfestigkeit der Keramik vereint. Verwendung als Turbinenschaufeln oder als Schneidwerkzeuge.
- 3.2 Elektrotechnische Sondermassen
Elektroporzellan für Isolatoren, Titanoxid-Keramik für Kondensatoren, Piezokeramik für elektroakustische Wandler, Werkstoffe für Magnete, Halbleiterwiderstände.
Weitere Einteilung
- Grobkeramik: Unterklassen 1.1 und 1.2 sowie Gruppe 2.1.1
- Feinkeramik: Alle anderen Unterklassen und Gruppen sowie die gesamte Klasse 3
- Charakteristika: Ausgewählte Rohstoffe, besonders sorgfältige Aufbereitung der Rezepturen, aufwändigere Formgebung, z.T. per Hand.
- Technische Keramik: Die Klasse 3 zählt sowohl zu den Feinkeramiken als auch zu den technischen Keramiken.
Belege
Literatur
- Kleine Enzyklopädie Technik. Bibliographisches Institut, Leipzig 1972.
- Werkstoffe und Werkstoffprüfung – Grundlagen. In: Lueger Lexikon der Technik. (vier Bände), Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Reinbek 2003, ISBN 3-499-19008-7.
- P. Rada: Die Technik der Keramik. Dausien 1989, ISBN 3-7684-1868-5.
- Sven Frotscher: dtv-Atlas Keramik und Porzellan. München 2003, ISBN 3-423-03258-8.
- Verband der Keramischen Industrie e.V. (Hrsg.): Brevier Technische Keramik. 4. Auflage. Fahner Verlag, Lauf a.d. Pegnitz 2003, ISBN 3-924158-77-0.
Weiterführende Informationen
- Weiterführende Informationen – zu Rohstoffen für Keramik, Herstellungsverfahren, Gebrauchskeramik und Sonderkeramik
Siehe auch
Einzelnachweise
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