Kleintöpfer

Kleintöpfer
Blick auf das Helderbachtal, Kleintöpfer lag Bildmitte

Der ehemalige Ort Kleintöpfer war eine Kleinsiedlung an der hessisch-thüringischen Landesgrenze und gehörte bis zu seiner erzwungenen Aufgabe im Jahr 1964 zur Stadt Treffurt im Wartburgkreis.

Der namentlich zugehörige Ort Großtöpfer befindet sich kaum 10 Kilometer (Luftlinie) nordwestlich bei Geismar im Obereichsfeld.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der in seinem Unterlauf - Heldrabach genannte, sonst aber in den Karten als Haselbach bekannte Bachlauf mündet bei Heldra in die Werra. An seinem Unterlauf schuf dieser kleine Fluss ein kaum dreihundert Meter breites Durchbruchstal zwischen den Mainzer Köpfen (447 m ü. NN), dem Töpferberg (Treffurt) (290,3 m ü. NN) und der Adolfsburg (378,7 m ü. NN) bei Treffurt. Im Mittelpunkt dieses Seitentales, nur 300 Meter von der Landesgrenze entfernt, befand sich das Gut Kleintöpfer sowie die gleichnamige Ziegelei. Flussabwärts lag zunächst die Mühle Kleintöpfer, ihr folgte auf hessischer Seite, nur wenige Schritte entfernt die Feldmühle - letzter Rest der Wüstung Helderbach - beide waren Mahlmühlen.[1] Die genannten Orte gehörten bis zur Gründung der DDR jeweils gleichen Staatsgebieten an: Ganerbschaft Treffurt, Königreich Westphalen, Königreich Preußen und Deutsches Reich.

Geschichte

Die Ersterwähnung des Ortes Kleintöpfer erfolgte am 20. Dezember 1195 (siehe: Dobenecker Bd. II Nr. 989).[2]

Das Dorf Kleintöpfer fiel 1333 bei der Verteilung der Treffurtschen Güter an den Lehnsherren Landgraf Heinrich II. (der Eiserne) von Hessen. Ihr damaliger Besitzer war ein Ludolf von Gerterode, dieser verkaufte Kleintöpfer 1340 an einen Ritter von Baumbach. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das zerstörte Dorf als Rittergut fortgeführt. Erst 1723 wurde durch das Gesamtamt der Ganerbschaft Treffurt angewiesen, die Gemarkung vom Dorf Kleintöpfer mit der Stadt Treffurt zu vereinigen. Dieses Baumbachische Gut gehörte seit dieser Zeit mit zu den sieben zur Stadt Treffurt gelegenen adeligen Gütern. Die früheste kartographische Darstellung von Kleintöpfer findet sich auf der 1615 angefertigten Übersichtskarte zur Amtsbeschreibung Abriß der gantzen gemeinen Ganerbschafft Trefurt, auch des Genicks und daran anstoßender Chur- und Fürstlicher Gränitzen Anno 1615.[3]

Seit 1888 gehört das Gut zur Familie eines Baron von Scharfenberg. Die von 1911 bis 1952 betriebene Bahnstrecke Mühlhausen–Treffurt ermöglichte die gewerbliche Nutzung der bei Kleintöpfer lagernden Tonvorkommen durch den Aufbau einer Ziegelei. Der für den Abtransport benötige Haltepunkt Normannstein befand sich nur etwa 1500 Meter entfernt.

Kleintöpfer fiel 1964 der Grenzpolitik der DDR zum Opfer; die Ziegelei, das Gut und das auf dem Karnberg gelegene Vorwerk Karnberg wurden abgerissen. Unterdessen existiert auch die Feldmühle nicht mehr; sie wurde bei Dreharbeiten zum Film Der Willi-Busch-Report abgefackelt.[4]

Literatur

Am einstigen „Haltepunkt Normannstein“ (2008)

Einzelnachweise

  1. Volker Große, Klaus Herzberg: Treffurt, Mühle Kleintöpfer. In: Maik Pinkert (Hrsg.): Mühlen im Obereichsfeld. Ein Kompendium. Eichsfeld-Verlag, Heiligenstadt 2008, ISBN 978-3-935782-13-5, S. 323.
  2. Wolfgang Kahl; Thr. Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer bis 1300. Ein Handbuch. Erfurt 1996, ISBN 3-931426-09-2, S. 125.
  3. Walter Heinemeyer: Die Geschichte Hessens und Thüringens im 16. Jahrhundert…. In: Historische Kommission für Hessen (Hrsg.): Hessen und Thüringen - von den Anfängen bis zur Reformation. Eine Ausstellung des Landes Hessen. Katalog, Wiesbaden 1992, ISSN 3-89258-018-9, S. 256–257.
  4. H.O.: Wir erinnern uns: „Gut Kleintöpfer“. In: Kurier vom Heldrastein zum Inselsberg. 12. März 1993, S. 1.
51.14519444444410.215

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