Kreisbahn Witkowo

Kreisbahn Witkowo

Die Kreisbahn Witkowo (polnisch: Witkowska Kolejka Powiatowa) war eine Schmalspurbahn bei Witkowo in Polen, die zeitweise auch den Namen Gnesener Kreisbahn (Gnieznienska Kolej Powiatowa) führte.

Geschichte

Der Landkreis Witkowo in der damaligen preußischen Provinz Posen errichtete ein fast 80 Kilometer langes Netz von Kleinbahnstrecken in der Spurweite von 600 mm. Die „Hauptstrecke“ verband die Kreisstadt des Nachbarkreises Gnesen (25.000 Einwohner), die älteste Stadt Polens, über Niechanowo/Niedorf mit der Kreisstadt Witkowo, die damals nur 1.800 Einwohner zählte, und weiter mit der 27 Kilometer entfernten Ortschaft Powidz/Kurheim.

Von dem Knotenpunkt Niechanowo/Niedorf in der Mitte des Kreises führte eine Nebenbahn über Arcugowo/Herzogsburg in südlicher Richtung nach dem 13 Kilometer entfernten Dorf Mieltschin/Mielen, ferner auch von Arcugowo über Grotkowo/Grotkau nach Mierzewo/Erlendorf (9 km).Eine Güterbahn erreichte ab 14. April 1898 von dort nach 6 Kilometern den Bahnhof Klepary/Klepel, wo Anschluss an die Wreschener Kreisbahn bestand.

Das Netz besaß nun eine Länge von 54 Kilometern. Unklar ist allerdings, ob am 1. Januar 1896 – abgesehen von der Güterbahn – alle genannten Strecken in Betrieb genommen wurden bis auf den Abschnitt Witkowo–Powidz, der am 16. September 1897 folgte. Oder ob 1896 zunächst nur von Niechanowo nach Mieltschin gefahren wurde und 1897 die anderen Teilstrecken folgten.

Erst am 29. Oktober 1911 wurde die „Hauptstrecke“ noch einmal um 10 Kilometer von Powidz bis zum Grenzort Anastazewo/Annendorf verlängert, wo sich eine „Rübenbahn“ nach Konin in Russisch-Polen anschloß. Lediglich Güterverkehr fand auf den 1907 und 1916 eröffneten Strecken Mierzewo–Krolewiec–Stanislawowo (4 km), Grotkowo–Zolcz-Czeluscin (6 km), Zolcz–Czerniejewo (3 km) und Grotkowo–Grotkowo Gut (2 km) statt.

Die Statistik für 1914 enthält 9 Lokomotiven, 8 Personenwagen, 4 Pack/Postwagen, 167 Güterwagen und 4 Spezialwagen.

Nach der Eingliederung der Provinz Posen in die Republik Polen wurde der Kreis Witkowo aufgelöst und der Verwaltung in Gnesen unterstellt. Die Bahn firmierte nun: Gnieznienska Kolej Powiatowa. Sie übertrug etwa 1930 den Abschnitt Mierzewo–Kleparz an die Wreschener Kreisbahn, die vorher schon den Betrieb dort durchgeführt hatte.

Während des Zweiten Weltkrieges nannte sich der Betrieb Gnesener Kreisbahn oder Gnesener Eisenbahn und unterstand zuletzt den Gaubahnen Wartheland.

Weitere Entwicklung

1957 wurde die Bahn stillgelegt und von 600 mm Spurweite auf 750 mm umgespurt. Mit dieser Spurweite ist sie 2010 noch auf rund 40 Kilometern in Betrieb. In Klepary hat sie Verbindung mit der Wreschener Kreisbahn (auch 600 mm, wurde auf 750 mm umgespurt und ist inzwischen stillgelegt und abgebaut) und in Anastazewo mit den Kujawischen Schmalspurbahnen – ebenfalls umgespurt auf 750 mm und um 2000 stillgelegt.

Die Gnesener Kreisbahn beschaffte von der Hannoverschen Waggonfabrik einen Triebwagen und baute in eigener Werkstatt zwei weitere. Damit wurden auf den Strecken „Eilzüge“ angeboten, die kürzere Fahrzeiten als die Dampfzüge hatten. Es gab auf der Strecke auch um 1916 eine Bahnpost. Zur Erstausstattung der Bahn gehörten Weyer-Personenwagen.

Literatur

  • Siegfried Bufe: Eisenbahnen in Ostbrandenburg und Posen. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1988, ISBN 3-922138-33-0 (Ostdeutsche Eisenbahngeschichte 2).
  • Carsten Recht: Die Kleinbahnen in 600 mm Spurweite. 2. Auflage. Kleinbahn-und-Karten-Verlag Recht, Buchholz 1996, ISBN 3-931122-01-8.

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