Kurhotel Zippendorf

Kurhotel Zippendorf
Kurhotel Zippendorf

Das Kurhotel Zippendorf (auch: Kurhaus Zippendorf) ist ein 1910 errichtetes, denkmalgeschütztes[1] Gebäude am Südufer des Schweriner Sees in der mecklenburg-vorpommerschen Landeshauptstadt Schwerin. Das ehemalige Hotel steht seit den 1990er Jahren leer und verfällt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Kurhotel liegt im Schweriner Stadtteil Zippendorf am Bornberg, etwa zehn Meter über dem Wasserspiegel des Schweriner Sees in Strandnähe. Die Anschrift des Gebäudes lautet Am Strand 1. Zur entsprechenden, uferseitigen Anliegerstraße führt eine Treppe hinunter. Südlich des Kurhotels verläuft die hier vierspurige Bundesstraße 321 (Crivitzer Chaussee). Bedingt durch den Leerstand breitet sich auf dem Gelände um das Kurhaus die Vegetation aus.

Geschichte

Seeseitige Ansicht

Zur Förderung des Fremdenverkehrs gründete sich 1909 die Kurhaus GmbH, die Zippendorf zu einem Luftkurort entwickeln wollte und neben einem Strandhotel auch bis 1910 das nach eigener Aussage gemeinnützige Kurhaus mit 63 Betten, einer geschlossenen Veranda sowie Damen-, Gesellschafts- und Lesezimmern nach Plänen von Paul Korff[2] errichten ließ. Zu jener Zeit gab es Streitigkeiten mit der Stadt, die sich in nicht ausreichender Weise um die Entwicklung und den Unterhalt des Umfeldes und der Infrastruktur kümmerte. So wurden Spazierwege nicht gepflegt, der Strand wurde von Anwohnern zur Lagerung von Unrat genutzt und drei zum Anlegen von Dampfschiffen genutzte Erdwälle erschwerten den Wasseraustausch in der Bucht des Schweriner Sees mit Auswirkungen auf die Wasserqualität.

Mit dem Ersten Weltkrieg flachte ein aufkommender touristischer Boom ab, die Kurhaus GmbH vermietete Zimmer ans Artilleriedepot. Die Pächter wechselten des Öfteren. 1919 wurde das Kurhotel schließlich mit Verlusten an den neuen Besitzer Peter Schwarz (laut SVZ: Friedrich Schwarz) verkauft. Nach einer guten Entwicklung in den 1920er Jahren meldet Schwarz, bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, 1931 Konkurs an. Wegen seines schlechten Rufes gestaltete sich der Verkauf des Hauses schwierig. Nach der Zwangsversteigerung wurde Max Otto Kirst neuer Inhaber. Er warb mit dem Standort Bad Zippendorf, obwohl dieser Titel dem Ort offiziell nie verliehen wurde und bei Urlaubern Erwartungen weckte, die nicht erfüllt werden konnten. Das Hotel war unter Kirsts Führung nur zu etwa 5 % ausgelastet.[3][4]

1934 plante man, die Ständige Stabswache der SA im Gebäude unterzubringen. 1938 kamen sudetendeutsche Flüchtlinge hier unter. Wegen angeblich schlechter Behandlung der Flüchtlinge und Unsauberkeit wurde Kirst 1939 die Gast- und Schankwirtskozession entzogen, wodurch es zum Rechtsstreit mit der Stadt Schwerin kam. Nach Beschlagnahme des Hotels durch die Deutsche Luftwaffe 1944 kam es zur Umwandlung in ein Lazarett. Nach dem Krieg wurde das Haus als Erholungsheim für ehemalige KZ-Häftlinge genutzt. Die Besitzerfamilie enteignete man zu Beginn der 1950er Jahre. Neben einer Entschädigung wurde Frau Kirst ein Wohnrecht im Souterrain eingeräumt.[4]

Seit 1956 nutzte der SC Traktor Schwerin das ehemalige Kurhotel als Klubhaus. 1984 verkaufte es die Stadt an das Lederwarenkombinat Schwerin-Süd, das es als Internats- und Weiterbildungseinrichtung nutzte. Mit Erklärung der Ungültigkeit der Verträge ging das Kurhaus 1990 in den Besitz der Treuhandanstalt, die für eine Neueindeckung des Daches und eine Überholung der elektrischen Leitungen und der Heizungsanlage sorgte. Weiternutzungspläne verschiedener Investoren scheiterten, unter anderem sollte 2001 eine Internet-Universität entstehen.[4] Mit der Zwangsversteigerung im Oktober 2008 wurde die Zippendorfer Stand Grundstücksgesellschaft Eigentümer des Objekts, die einen Umbau zu einer Gesundheits- und Fortbildungsakademie mit Hotelbetrieb und Gastronomie plante.[5] Zwischenzeitlich wurde das Gebäude zur Absicherung mit einem Zaun umgeben. Laut Lokalpresse war der September 2010 als Termin für den Beginn von Sanierungsarbeiten vorgesehen. Demnach kommt es zu Verzögerungen auf Grund noch laufender Verhandlungen mit einem Investor. Ziel ist die Schaffung von 24 Eigentumswohnungen.[6]

Weblinks

 Commons: Kurhotel Zippendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste Mecklenburg-Vorpommern (Stand 1997) auf landtag-mv.de, S. 403 (PDF)
  2. http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/personen/Korff1.htm#Werk
  3. B. Kasten und J.-U. Rost: Schwerin. Geschichte der Stadt. Schwerin 2005, S. 112–115, 341
  4. a b c Schweriner Volkszeitung: Kurhotel Zippendorf: Patient ohne Hoffnung?, 8. Dezember 2007
  5. Schweriner Volkszeitung: Kurhotel hat neuen Eigentümer. Zippendorfer Schandfleck kam unter den Hammer, 9. Oktober 2008
  6. Kurhaus-Sanierung verzögert sich, Schweriner Volkszeitung, 17. September 2010
53.6028411.45087

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