- Kyane
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Kyane (griechisch Κυάνη „die Blaue“, lat. Cyane) war in der griechischen Mythologie eine Nymphe der Cianequelle auf Sizilien. Sie war mit dem Flussgott Anapos verbunden.
Nach Ovid war Cyane eine Gespielin der Persephone (Proserpina), der Tochter der Demeter (Ceres), und lustwandelte mit ihr und der Nymphe Arethusa auf einer Blumenwiese bei Enna auf Sizilien am Lago di Pergusa, der als Eingang zur Unterwelt galt, als Hades (Pluto) Persephone raubte und in die Unterwelt entführte. Sie war mutig genug, den Raub verhindern zu wollen, aber Hades spaltete die Erde und fuhr mit seinem Wagen hinab in die Unterwelt. Kyane war über ihr Versagen so untröstlich, dass sie sich buchstäblich in Tränen auflöste und in die Cianequelle verwandelt wurde:
- Zwischen Cyane liegt und Pisa's Quell Arethusa,
- Eine geschlossene Bucht, die ragende Hörner verengen.
- Dort war jene, von der den Namen empfangen der Weiher,
- Cyane, hochberühmt vor allen sicilischen Nymphen.
- Die, aus der Mitte der Flut sich bis an die Hüften erhebend,
- Hatte die Göttin erkannt und rief: ›Nicht weiter des Weges!
- Darfst du Ceres zum Trotz ihr Eidam werden? Nur Bitten
- Standen dir zu, nicht Raub. Wofern mit Großem Geringes
- Mir zu vergleichen vergönnt; um mich auch freiet' Anapis;
- Aber ich folgt' ihm gebeten und nicht, wie diese, geängstigt.‹
- Cyane sprach's, und die Arme gestreckt nach verschiedener Seite
- Sperrt sie den Weg. Da hielt der Saturnier länger den Zorn nicht.
- Sondern er trieb sein grauses Gespann, und das Königesscepter
- Schwang er mit kräftigem Arm und schleudert' es tief in den Strudel.
- Siehe, zum Tartarus that Weg auf die getroffene Erde
- Und gab mitten im Schlund Aufnahme dem stürzenden Wagen.
- Cyane nun trug Leid um der Göttin Raub und der Quelle
- So mißachtetes Recht, und sie trägt untröstliche Wunde
- Still in verschwiegener Brust und verzehrt sich völlig in Zähren,
- Und in die rinnende Flut, darinnen sie eben als Gottheit
- Waltete, wird sie verdünnt. Man sah, wie der Leib sich erweichte,
- Biegsam wird das Gebein, und die Nägel die Härte verloren;
- Und von der ganzen Gestalt wird flüssig zuerst, was am dünnsten,
- Erst ihr bläuliches Haar, dann Finger und Schenkel und Füße –
- Gliedern von schmächtiger Art ist ja leicht in kaltes Gewässer
- Ueberzugehn. Die Schultern darauf und Rücken und Seite
- Schwinden hinweg und die Brust zu rieselnden Bächen geschmolzen.
- Endlich ersetzt das lebendige Blut im versehrten Geäder
- Wasser, und übrig ist nichts, was wäre mit Händen zu greifen.
- Ovid Metamorphosen 5.409-437. Übersetzung von Reinhart Suchier.
Als Demeter auf der Suche nach ihrer Tochter zu dieser Quelle kam, warf die den verlorenen Gürtel der Persephone aus, so dass Demeter ahnen konnte, was geschehen war.
Diodor berichtet von einem jährlichen Fest am Quellheiligtum der Kyane.
Quellen
- Ovid Metamorphosen 5.409-437, 5.465-470
- Diodor Bibliotheke 5.2.3
- Claudius Aelianus Varia historia 2.33
- Plinius der Ältere Naturalis historia 3.89
- Nonnos von Panopolis Dionysiaka 6.129 ff.
Literatur
- Ruth Lindner: Kyane. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VIII, Zürich/München 1997, S. 743–744.
- Conrad Lackeit: Kyane (2). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XI,2, Stuttgart 1922, Sp. 2234–2235.
- Giulia Falco, Eckart Olshausen: Kyane. In: Der Neue Pauly (DNP). Band VI, Metzler, Stuttgart 1996–2003, ISBN 3-476-01470-3, Sp. 947–948.
Weblinks
- Cyane im Theoi Project (engl.)
Kategorien:- Nymphe der griechischen Mythologie
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