- Hades
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Hades (griech. Ἅιδης) bezeichnet in der griechischen Mythologie den Totengott und Herrscher über die Unterwelt, die ebenfalls Hades genannt wurde.
Als Herrscher über die unterirdischen Gefilde wurde er sowohl mit Plutos (Πλοῦτος), dem Gott der (unterirdischen) Reichtümer, als auch mit dem Unterweltsgott Pluton (Πλούτων) identifiziert.
Inhaltsverzeichnis
Name
Verschiedene Schreibweisen sind belegt, bei Homer findet sich Ais, Aides (Ἄιδης) und als Langform Aidoneus (Ἀїδωνεύς). Im attischen Dialekt blieb das i/ι stumm und das A wurde aspiriert, daher ist die heute gebräuchliche Namensform Hades eigentlich nur typisch für das Attische, sonst wäre Aides die normale Form.
Die Etymologie ist unklar. Es wird angenommen, dass der Name auf eine Wurzel mit der Bedeutung unsichtbar zurückgeht, was mit der unsichtbar machenden Hadeskappe, dem Hauptattribut des Gottes, übereinstimmen würde. Demnach wäre die Bedeutung des Namens „der Unsichtbare“ oder „der unsichtbar Machende“. Jedoch gibt es eine sehr ähnliche Legende eines mythischen Königs der Molosser Aidoneus in Epirus.
Beinamen
Auffällig ist die große Zahl der Beinamen.[1] Praktisch durchgängig wird vermieden, die finsteren Eigenschaften des Gottes direkt auszudrücken, vielmehr wird oft euphemistisch umschrieben, was eigentlich gemeint ist.[2]
Die Beinamen des Hades bei Homer heben die Stärke des Unterweltsherrschers hervor. Es sind Epitheta, die genauso auch für einen der großen Helden (etwa Achilles) gebraucht wurden bzw. hätten gebraucht werden können.
- Adamastos (ἀδάμαστος „der Ungebändigte“)[3]
- Ameilichos (ἀμείλιχος „der Rauhe“)[4]
- Iphthimos (ἴφθιμος „durch Stärke Berühmter“)[5]
- Pelorios (πελώριος „der Ungeheure, Furchtbare“)[6]
- Krateros (κρατερός „der Starke“)[7]
- Stygeros (Stygis) (στυγερός „der Stygische“; von Styx, dem Unterweltfluss, das Adjektiv hat die Bedeutung „abscheulich“, „furchteinflößend“)[8] ()
Eine weitere Gruppe von Beinamen bewegt sich im semantischen Umfeld von „Unsichtbarkeit“, „Dunkelheit“ und „Schwärze“:
- Apotropos (ἀπότροπος „der Abseitige, Abgewandte“)[9]
- Aidelos (ἀίδηλος „der Unsichtbare“)[10]
- Melas (μέλας „der Schwarze“)[11]
- Kyanochaites (κυανοχαίτης „der Schwarzhaarige“; die angesprochene Schwärze ist eine metallische, glänzende Schwärze, etwa die Schwärze der Rabenfeder)[12]
- Hennichos (ἔννυχος „der Nächtliche“)[13]
- Phonios (φόνιος „der Mörderische“)[14]
Mythos
Geburt, Titanomachie und Aufteilung der Welt
Hades war der erstgeborene Sohn des Kronos und der Rhea. Wie alle seine Geschwister wurde er sofort nach der Geburt von seinem Vater verschlungen, dem prophezeit worden war, dass ein Sohn ihn entthronen würde. Nach ihm verschlingt Kronos Poseidon und zuletzt einen Stein an Stelle des letztgeborenen Zeus, dem dann schließlich die Befreiung der Geschwister gelang.[15] Bei Hyginus Mythographus wird Hades von seinem Vater nicht verschlungen, sondern in den Tartaros geschleudert, Poseidon wird unter das Meer verbannt und Zeus zuletzt soll dann verschlungen werden.[16]
Nach der Befreiung aus den Eingeweiden des Kronos kämpfen Zeus und seine Geschwister 10 Jahre lang gegen Kronos und seine Titanen (Titanomachie). Schließlich können sie mit Hilfe des aus dem Tartaros befreiten Kyklopen den Krieg entscheiden. Entscheidend waren dabei die Waffen der Kyklopen: Zeus erhielt den Donner, Poseidon den Dreizack und Hades den Hadeshelm, der den Träger unsichtbar machte.[17]
Nachdem Kronos und seine Titanen überwunden waren, teilten die Brüder die Welt unter sich auf, indem sie Lose warfen. Dabei erhielt Zeus den Himmel, Poseidon das Meer und Hades die Unterwelt. Die Erde und der Olymp waren ein gemeinsamer Bereich.[18]
Seitdem ist Hades der „Herr des Totenreiches“, der strenge, unerbittliche, Göttern und Menschen verhasste Gott, aus dessen schaurigem, ödem Reich es keine Rückkehr gibt. Auch durch Bitten und Schmeicheln ist er nicht zu erweichen; nur dem Orpheus gelang es durch die Macht seines Gesanges, ihn zur Rückgabe der Eurydike zu bewegen.
Hades verlässt sein Reich nur äußerst selten. So beim Raub der Persephone nach dem Kampf gegen Herakles, welcher den Kerberos entführen sollte: Vom Heros durch einen Pfeil an der Schulter verwundet, eilte er zum Olymp, um sich von Paian heilen zu lassen. Das Gefährt des Hades ist eine von schwarzen Rossen gezogene Quadriga. Seine vier schwarzen Pferde heißen Aethon, Alastor (auch Abaster genannt), Nykteus und Orphnaios[19]
Raub der Persephone
Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. ist die Sage belegt, dass Hades keine Göttin zu bewegen vermochte, mit ihm im Tartaros zu leben. So bemächtigte er sich durch Raub (in der Stadt Pheneos) der Persephone (alter Name Kore, vgl. Frauenraub). Ihre Mutter Demeter erflehte sie von Zeus zurück; so fällte dieser den Schiedsspruch, dass Persephone jedes Frühjahr ihrer Mutter für ein halbes Jahr wieder überlassen werden müsse.
Minthe und Leuke
Gemäß Ovid ging Hades der Nymphe Minthe (Menthe) nach, welche er als Geliebte gewann. Die wurde, in Verbindung mit dem Fluss Kokytos, von der eifersüchtigen Persephone in einen Stock Krause Minze (bot. Mentha crispa) verwandelt. Auf gleiche Weise wurde auch die Nymphe Leuke durch ihn bezaubert, welche durch Hades, nach ihrem Tod, in einen weißen Pappelbaum verwandelt wurde. Als eine Tochter Hades’ wird bei Ovid die Veneratio (Reverentia) genannt, doch bleibt die Mutter ungewiss.
Hades im Bartholomäusevangelium
Siehe auch: BartholomäusevangeliumHades ist auch im apokryphen Bartholomäusevangelium vertreten. In dieser Beschreibung erzittert er, als Jesus Christus die Hölle betritt. Der Teufel selbst versucht ihm Mut zuzusprechen, aber dies gelingt ihm auf Grund der göttlichen Macht nicht, wie folgender Ausschnitt aus dem Evangelium belegt:„Hades sprach: Wo verbergen wir uns vor dem Angesicht Gottes, des großen Königs? Laß mich, widersetze dich nicht; denn vor dir bin ich erschaffen worden.“[20] Jesus befreit wenig später alle Seelen der Patriarchen aus der Hölle.
Kult
Einen Kult im herkömmlichen Sinne gab es für Hades nur wenigenorts. Vereinzelt wurde er gemeinsam mit Persephone als Fruchtbarkeitsgott verehrt. In Alexandria wurde ihm zu Ehren ein Tempel errichtet – er wurde hier mit dem örtlichen Gott Sarapis verglichen.
Hades hatte uralte Tempel zu Koroneia in Böotien und zu Pylos in Messenien, in Athen, in Olympia und einen heiligen Hain bei Nysa. Bekannt ist auch ein Tempel des Hades in der Stadt Elis bei Bylos, dieser war auch nur einmal im Jahr für Priester zugänglich. Eine andere Kultstätte könnte sich am Berg Minthe befunden haben. Ihm waren die Zypresse, Narcissus und der Buchsbaum heilig; man opferte ihm, mit abgewandtem Antlitz, schwarze Schafe.
Kunst
In der bildenden Kunst wird Hades oft als Räuber der Persephone dargestellt, manchmal auch mit Persephone als Herrscherpaar der Unterwelt. Oft wird er als unsichtbar aufgefasst und die Unterwelt mit den toten Seelen gezeigt.
Abgebildet wird Hades in düsterer Majestät, bärtig und die Stirn vom Haupthaar beschattet. Auf dem Haupte trägt er, als Symbol seines Besitzes aller Schätze und Früchte der Erde, ein Getreide- oder Fruchtmaß, oder auch ein Füllhorn („Horn des Erfolgs“) oder eine zackige goldene Krone; in der Hand hält er einen Stab (Zepter) als Symbol der Herrschaft oder einen zweizackigen Speer (Zweizack) oder einen Schlüssel, zum Zeichen, dass er den Aufenthalt der Abgeschiedenen verschlossen halte, aus dem niemand zurück dürfe. Neben ihm befindet sich der dreiköpfige Kerberos. Oft erscheint er auch mit verschleiertem Haupt oder mit dem Helm der Unsichtbarkeit (der „Hadeskappe“) bedeckt; oft auch Persephone neben sich auf einem Thron oder auf einem vergoldeten viergespannigen Streitwagen, gezogen von schwarzen Rossen, die er mit goldenen Zügeln lenkt.
Siehe auch
Literatur
- Lars Albinus: The house of Hades. Studies in ancient Greek eschatology. Aarhus University Press, Aarhus 2000, ISBN 87-7288-833-4
- Jan N. Bremmer: Hades. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 5, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01475-4, Sp. 51–53.
- Wilhelm Drexler: Hades. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1778–1813 (Digitalisat).
- Hertha Sauer: Hades. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 2, Stuttgart 1967, Sp. 903–905.
Weblinks
Wiktionary: Hades – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Hades – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Hades im Theoi Project (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ Karl Friedrich Bruchmann: Epitheta deorum quae apud poetas graecos leguntur. Supplement zu Roscher: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Leipzig 1893, S. 1-5
- ↑ Drexler: Hades In: Roscher Sp. 1782–1787
- ↑ Homer Ilias 9.158
- ↑ Homer Ilias 9.158
- ↑ Homer Odyssee 10.534, 11.47
- ↑ Homer Ilias 5.395
- ↑ Homer Ilias 13.415 Odyssee 11.277
- ↑ Homer Ilias 8.368
- ↑ Sophokles Aias 608
- ↑ Sophokles Aias 608
- ↑ Sophokles König Ödipus 30
- ↑ Homerischer Hymnus 2.348
- ↑ Sophokles Die Trachinierinnen 500
- ↑ Sophokles Ödipus auf Kolonos 1688
- ↑ Hesiod Theogonie 453ff
- ↑ Hyginus Mythographus fabulae 139
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 1.6.7
- ↑ Homer Ilias 15.187ff
- ↑ Claudius Claudianus de Raptu Proserpinae I.286
- ↑ Auszug aus dem Bartholomäusevangelium
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