- Lorenz Johann Adam Köstler von Stromberg
-
Lorenz Johann Adam Köstler Edler von Stromberg (* 7. Januar 1807 in Eger in Westböhmen; † 29. Januar 1888 ebenda) war Brunnenarzt und Ehrenbürger des Kurortes Franzensbad (Frantiskovy Lazne) und der Stadt Eger (Cheb) in Westböhmen.
Ratsgeschlecht Köstler
Das Geschlecht der Köstler, auch Kestler, Kessler oder Kastler genannt, ist eines der ältesten Patriziergeschlechter der Stadt Eger. Es lässt sich seit Mitte des 14. Jahrhunderts in den Urkundenbeständen des Archivs der Stadt und den Kirchenbüchern der Pfarrei Sankt Niklas nachweisen. Vom 14. bis in das 16. Jahrhundert waren die Köstler Eigentümer des nach ihnen benannten Köstelhofs, eines umfangreichen Gutshofs, nordöstlich der ehemaligen Burganlage Reichersdorf bei Eger mit dem späteren Schloss Reichersdorf, dem heutigen Hradiste-Cheb.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Köstelhof in einer Kaufurkunde „Kesselhof“ genannt und hieß in der Egerländer Mundart „Kestlhuaf“.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Köstler weitverzweigt außerhalb des Egerlandes ansässig. Nachkommen des Hauptstammes leben in der benachbarten Oberpfalz in Neualbenreuth.
Leben
Der Sohn eines Arztes studierte Medizin an der Karls-Universität Prag, setzte das Studium an der Universität Padua fort und promovierte dort im Jahre 1833 zum Doktor der Medizin. Nach Eger zurückgekehrt, wurde Köstler praktizierender Arzt und Brunnendirektor in Franzensbad und veröffentlichte balneologische Arbeiten zu Franzensbad und Beiträge zu hygienischen Fragen bei den Kurbehandlungen. Seine Publikation Die Heilwirkung der Eger – Franzensbader Mineralquellen und des Eisensalzmoores erschien 1866 in 14. Auflage.
Im Revolutionsjahr 1848 mit seinen Freiheitsgedanken wurde Lorenz Köstler zum Obmann eines Bürgerauschusses der Stadt Eger gewählt, welcher sich bei dem österreichischen Kaiser Ferdinand I. von Habsburg um die Lostrennung des deutschsprachigen Egerlandes vom Königreich Böhmen einsetzte. Das Egerland und die ehemals Freie Reichsstadt Eger sollten ein eigenes Land werden mit einem eigenen Landtag, der von allen Einwohnern des Egerlandes gewählt werden sollte.
Die sich anbahnende sogenannte Doppelsprachregelung des österreich-ungarischen Ministerpräsidenten und Innenministers Kasimir Graf von Badeni in Wien, welche die Regierung in Prag vorbereitete und umzusetzen versuchte, erbitterte die Egerländer, weil alle amtlichen Vorgänge in deutscher und tschechischer Sprache schriftlich formuliert werden mussten. Dies führte 1897 zu einem Volksaufstand in Eger, über den der in Eger geborene Politiker und Wissenschaftler Peter Glotz in dem Buch Die Vertreibung – Böhmen als Lehrstück einen Überblick der Reaktionen und Folgen gibt.
Köstler von Stromberg wurde für seine ärztlichen und politischen Verdienste zum kaiserlich-königlichen Hofrat ernannt. Er war Mitglied von Gesellschaften zur Förderung der Wissenschaften, wurde Ehrenbürger der Stadt Eger und des Kurortes Franzensbad und war Ritter des Dänischen Dannebrog-Ordens. Im Jahre 1861 erfolgte die Erhebung in den österreichischen erbländischen Adelsstand als Edler von Stromberg mit dem Adelsprädikat seiner Mutter, einer geborenen von und zu Eltz genannt Faust von Stromberg.
Literatur
- Karl Siegl: Die Kataloge des Egerer Stadtarchivs. Eger 1900.
- Kirchenbücher der Pfarrei Sankt Niklas in Eger im Staatlichen Gebietsarchiv in Pilsen.
- Egerer Landtag e.V. Amberg in der Oberpfalz (Hrsg): Heimatkreis Eger – Geschichte einer deutschen Landschaft in Dokumentationen und Erinnerungen. Amberg 1981, S. 438 und 560.
- Peter Glotz: Die Vertreibung – Böhmen als Lehrstück. Der Aufstand in Eger im Jahre 1897 und seine Zusammenhänge im Vielvölkerstaat der Monarchie Österreich-Ungarn. (Seite 51 bis 64) Ulstein Verlag, München 2003, ISBN 3-550-07574-X.
- Vinzenz Pröckl: Eger und das Egerland. 1877.
- Egerer Jahrbuch 12, S. 123–144.
- Egerer Zeitung 31. Januar 1880.
- Wiener Zeitung (Abendpost) 31. Januar 1880.
- Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 217, Stammfolge Waidhas aus Eger in Böhmen, Köstler S. 484 und 487. C.A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2004.
Wikimedia Foundation.