- Egerland
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Das Egerland (Eghaland, tschechisch Chebsko) ist im engeren Sinne eine Region im Westen Tschechiens. Sie ist benannt nach der Stadt Eger (tschechisch Cheb). Zum Egerland im weiteren Sinne gehören auch angrenzende Bereiche Oberfrankens und der Oberpfalz.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Das Gebiet des historischen Egerlandes liegt heute in Tschechien und Bayern. Der tschechische Teil mit einer Fläche von knapp 1000 km² bildet den größeren Teil des Okres Cheb, ohne den nach Deutschland hineinragenden Zipfel um die Stadt Aš. Es umfasst das Egerer Becken (Chebská pánev) mit Teilen seiner Randgebirge, dem Elstergebirge im Norden, dem Český Les (Ostseite des Oberpfälzer Waldes und dem Kaiserwald (Slavkovský Les, früher auch Císarský Les) im Osten. Die Ostgrenze verlief entlang des Leibitschbaches (Libocký Potok) und von dessen Mündung in die Eger weiter südwärts bis zum Tillenberg (Dyleň). Teil des Egerlandes war auch die vom Sechsämterland umschlossene Exklave Marktredwitz. Die Städte Karlsbad (Karlovy Vary), Loket (Elbogen), Sokolov (Falkenau), Marienbad (Mariánské Lázně), Teplá (Tepl) und Luditz (Žlutice) lagen außerhalb des historischen Gebietes.
Geschichte
In der Antike wurde das Gebiet von den den Illyrern zugerechneten Naristern (Laristern) bewohnt, die in römischer Zeit unter germanischen Einfluss kamen. In der Völkerwanderungszeit wurde es von Slawen besiedelt.
Eine Urkunde von 1061 über die Ostkolonisation im benachbarten oberen Maingebiet erwähnt mit dem von dort aus ostwärts führenden Handelsweg auch den Ort Eger. 1135 wurde die Regio Egire erstmals als Teil des bayrischen Nordgaues im Besitz der Grafen von Vohburg erwähnt. Im Zuge der deutschen Ostkolonisation wanderten bairische Siedler ein. Durch Erbschaft kam das Egerland 1167 an Kaiser Friedrich Barbarossa aus dem Geschlecht der Staufer. Daher ist Eger der einzige Ort der tschechischen Republik mit einer Kaiserpfalz. Die Staufer bauten die Provincia Egrensis zum reichsunmittelbaren Musterland aus. Das reichsunmittelbare Land wurde nach dem Sturz der Staufer aufgeteilt.
Der Westen des Gebietes mit Anteil am Fichtelgebirge gelangte Stück für Stück in die Herrschaft fränkischer Hohenzollern.
Die seit 1277 reichsunmittelbare Stadt Eger und das dazugehörende Landgebiet wurden von Kaiser Ludwig dem Bayer 1322 dem Kurfürsten und König von Böhmen Johann von Luxemburg verpfändet „bei Garantie der völligen Unabhängigkeit vom Königreich Böhmen“. Die historische Bezeichnung für das Egerland ist daher Reichspfandschaft Eger. Dieses Pfand wurde niemals eingelöst. Nachdem die Kronen des Heiligen Römischen Reiches und des Königreichs Böhmen unter Karl IV., dem Sohn Johanns, in einer Hand vereinigt waren, war für eine Einlösung des Pfandes kein Grund mehr gegeben. Dies hatte zur Folge, dass das Egerland lange Zeit einen eigenen Landtag besaß und nicht als staatsrechtliches Territorium Böhmens galt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Egerland teils von den Kriegsparteien wie ein Teil Böhmens behandelt, teils betonten die Mächtigen die Eigenständigkeit aus ihrem Machtinteresse heraus. So verwehrte Rudolf II. der zeitweilig dem Luthertum zuneigenden Reichsstadt Eger die zu dieser Zeit den böhmischen Ständen zugestandene religiöse Toleranz. 1628 wurde die staatliche Einheit Bayerns formal wiederhergestellt, das Egerland verblieb dennoch als nichteingelöstes Reichspfand bei Böhmen. Die formale Eigenständigkeit innerhalb der Habsburgermonarchie verlor immer mehr an Bedeutung. 1751 wurde das Gebiet dem Elbogener Kreis (Loketský kraj) zugeordnet, einer Untergliederung des Königreichs Böhmen. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1806 wurde es integraler Bestandteil des österreichischen Kronlandes Böhmen.
Bei der Auflösung der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Egerland 1918/19 Teil der Tschechoslowakische Republik. Der Versuch der gleichzeitig ausgerufenen Republik Deutschösterreich, Böhmen und Mähren zu teilen und die mehrheitlich von Deutschböhmen bewohnten Randgebiete dem Deutschen Reich zuzuführen, scheiterte. Die Verfassung der Tschechoslowakei war ohne Beteiligung des deutschen Bevölkerungsteils ausgearbeitet worden, die deutschen Bürger der Republik waren zwar offiziell als Staatsbürger gleichberechtigt, jedoch führte die praktizierte Nationalitätenpolitik mit Bevorzugung der Tschechen gegenüber den nationalen Minderheiten zu Spannungen im Land. Die Konfrontationen zwischen mehrheitlich deutschen Gemeinden und dem tschechoslowakischen Staat hörten nie ganz auf und nahmen nach der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland deutlich zu. Auch im Egerland gewann Henleins Sudetendeutsche Partei, die die Spannungen zwischen den Nationalitäten anheizte, zunehmend an Macht und Einfluss.
Nach dem Münchener Abkommen vom 29. September 1938 und dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht ins Sudetenland am 1. Oktober 1938 wurde das Egerland mit seinen 88.000 Einwohnern Bestandteil des Deutschen Reichs. Im neu geschaffenen Sudetengau wurde es dem Regierungsbezirk Eger mit 800.000 Einwohnern auf 7466 Quadratkilometern mit Sitz in Karlsbad zugeordnet.
Das Egerland war bis 1945 zu mehr als 90 Prozent von Deutschen bewohnt, von denen die meisten nach dem Zweiten Weltkrieg in Folge der Beneš-Dekrete enteignet und ausgewiesen wurden.
Nach dem Krieg setzte eine verstärkte und staatlicherseits geförderte Zuwanderung hauptsächlich aus Zentralböhmen, aber auch aus Mähren und der Slowakei ein. Ferner zogen viele Repatrianten sowie Angehörige der ethnischen Minderheit der Roma in das Egerland. In den Städten wie beispielsweise Cheb wohnen viele Vietnamesen, die während der kommunistischen Herrschaft als Arbeitsmigranten in die Tschechoslowakei kamen.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Der historische Begriff Regio Egrensis wird seit 1990 von der grenzüberschreitenden Landesplanung reaktiviert.
Unter dem Begriff Euregio Egrensis ist 1991 eine Form der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Mitteleuropa entstanden. Die Organisation wurde zu einem Wegbereiter für Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Tschechien. Neben der Euregio Egrensis haben sich die grenznahen Orte um das vogtländische Dreiländereck - Ortschaften des Böhmischen Vogtlands um Aš und des sächsischen Vogtlandkreises - zur tschechisch-deutschen Mikroregion Freunde im Herzen Europas zusammengeschlossen.
Kultur
Die volkstümliche Kultur des Egerlandes war ein Teil der deutschsprachigen Kultur in Böhmen. Typisch für das Egerland sind die stattlichen Fachwerkhöfe mit großen Speicherbauten. Schönbach (Luby) wurde wegen seiner Herstellung von Musikinstrumenten als das Cremona Österreichs bezeichnet. Die Instrumentenproduktion lebt fort und es gibt in der Stadt eine Fachschule für Instrumentenbau. Auch in Graslitz gab es eine bedeutende Instrumentenproduktion. Hier stellte unter anderem die Firma Koestler Blech- und Holzblasinstrumente von hoher Qualität her.
Ernst Mosch gründete 1956 die Original Egerländer Musikanten.
Das Egerland war bis nach dem Zweiten Weltkrieg das letzte deutschsprachige Gebiet, in dem der traditionelle Bock, ein böhmischer Dudelsack, gespielt wurde.
Verbände
1907 wurde der Bund der Eghalanda Gmoin e. V. gegründet, der sich der Pflege der Egerländer Mundart widmet und heute von Deutschland aus weitergeführt wird, wobei der Begriff Egerland hier auf das ganze Gebiet des früheren Regierungsbezirkes Eger ausgeweitet wird.
Siehe auch
Literatur
- Heinrich Gradl: Monumenta Egrana. Denkmäler des Egerlandes als Quellen für dessen Geschichte. A.E. Witz, Eger 1884, 1886. (Wichtige Quellen zur Geschichte des Egerlandes vom Egerer Stadtarchivar)
- "Zmizelé Chebsko - Das verschwundene Egerland" von Jaromír Boháč und Roman Salamanczuk, Cheb 2007
Weblinks
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