Lübecker Maschinenbau Gesellschaft

Lübecker Maschinenbau Gesellschaft
Gesamtansicht der Werft und der Fabrik der Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft in Lübeck um das Jahr 1912, zu dieser zeit beschäftigte die Fabrik etwa 1000 Arbeiter und Angestellte und umfasste ein Areal von 60.000 m², davon waren 18.000 m² bebaut
Schutendampfsauger Sauger IV von 1909 im Hamburger Hafenmuseum
Vasco da Gama, Saugrohr mit Spülkopf

Die Lübecker Maschinenbau Gesellschaft (LMG) ist ein deutsches Maschinenbauunternehmen. Die Firma war auf den Bau von Fördertechnik spezialisiert und lange Jahre auch im Schiffbau tätig. Ab 2011 sollen Hochsee-Windenergieanlagen sowie Plattformen für Transformatoren produziert werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Firma wurde 1846 als „Maschinenfabrik und Eisengießerei Kollmann und Schetelig OHG“ gegründet. Zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts absolvierte Hermann Blohm, der spätere Mitbegründer der Hamburger Werft Blohm & Voss, seine Ausbildung in diesem Betrieb. 1873 wurde die Firma von der neu gegründeten „Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft“ übernommen. Zunächst fertigte das Unternehmen zahlreiche Spezialschiffe, hauptsächlich Schwimmbagger. Das erste schwimmfährige Gerät wurde 1876 ausgeliefert; 1882 folgte der erste dampfgetriebene Trockenbagger. Das Unternehmen war auch als Zulieferer am Bau der Lübeck-Büchener Eisenbahn beteiligt. Ab dem Jahr 1930 wurden außerdem Großbagger für den Braunkohletagebau hergestellt, darunter 1963 der mit 8000 Tonnen Gewicht größte Schaufelradbagger der Welt für den Tagebau.

1950 fusionierte der Betrieb mit der Firma Orenstein & Koppel, die seit 1911 90 Prozent der Aktien am Unternehmen hielt. 1955 lieferte die Werft, die damals über vier Helgen und ein Schwimmdock verfügte, ihren 500. Neubau ab. 1959 arbeiteten mehr als 4200 Beschäftigte im Werk.[1] In den 1960er Jahren hatte das Unternehmen 3000 Beschäftigte. Es stellte neben Großbaggern Bordkrane und Unterwasserschaufelräder her. Obwohl der Betrieb in den 1970er Jahren auch die Fertigung von Tankern aufnahm und beispielsweise Chemikalientanker baute, stellte die „Lübecker Maschinenbau Gesellschaft“ den Schiffbau 1987 ein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Schiffbaubetrieb etwa 770 Fahrzeuge produziert. 1993 wurde das Unternehmen von der Firma Krupp übernommen und ihr Name in „Krupp Fördertechnik GmbH“ geändert. Das Unternehmen setzte dabei auf eine Zusammenarbeit mit dem Lübecker Unternehmen DeWind. 2000 verkaufte Krupp Fördertechnik für einen negativen Kaufpreis das Lübecker Unternehmen an die Hamburger Anwälte der Nord GB; es hieß wieder „Lübecker Maschinenbau Gesellschaft“ und hatte noch 520 Beschäftigte. Krupp gewährte bei der Übernahme ein zinsloses Darlehen in Höhe von 20 Millionen Mark, das später nicht zurückgezahlt wurde, unter der Bedingung, die Arbeitsplätze bis 2003 zu erhalten.

Am 1. Juni 2003 setzte die Beteiligungsgesellschaft Nord GB einen Liquidator ein, der das Unternehmen auflösen sollte. Ein vom Amtsgericht Lübeck eingesetzter Insolvenzverwalter aus Hamburg hielt jedoch den Betrieb aufrecht; vier Jahre später, im April 2007 übernahm der Bremer Jan-Hinrich Gottwald das Unternehmen. Sein Ziel war die Konzentration auf die Märkte des Windkraftanlagenbaus, der Stahlwerksausrüstung und der Hafenlogistik-Anlagen. Das Land Schleswig-Holstein und seine Förderinstitute unterstützten das Unternehmen mit insgesamt fünf Millionen Euro in Form von Bürgschaften.

2007 wurde das Unternehmen in LMG Anlagenbau GmbH umfirmiert; 114 Arbeitnehmer wurden zu dieser Zeit beschäftigt. Im April 2010 stellte die LMG einen Insolvenzantrag. Die zuletzt 130 Arbeitnehmer verzichteten auf Urlaubsgeld, nahmen Lohnkürzungen hin. Am 28. Juli 2010 wurde die Schließung des Betriebs zum 31. Juli 2010 angekündigt. Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe beklagte den Verlust „ein(es) Stück(s) bester lübscher Industriekultur“.[2] Das an der Trave gelegene Firmengelände von 125.000 Quadratmetern Fläche mit Werkshallen und Verwaltungsgebäuden samt Inventar sollte verkauft werden, um Forderungen der Gläubiger zu befriedigen. Die Beschäftigten wurden zunächst in Kurzarbeit geschickt, nachdem sich Anfang August 2010 zwei Übernahmeinteressenten meldeten.[3]

Am 1. Oktober 2010 übernahm die KGW Schweriner Maschinen- und Anlagenbau das Unternehmen. Es gehört damit zur Wilms-Gruppe des Unternehmers Johann-Erich Wilms aus Menden. Gebaut werden sollen Hochsee-Windenergieanlagen sowie Plattformen für Transformatoren. Die Produktion soll 2011 aufgenommen werden.[4]

Schiffe und Bagger

Etwa 800 Schiffe, davon rund 400 Schwimmbagger und 15 Schwimmkräne wurden bis Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts abgeliefert. Als Krupp Fördertechnik wurden weiterhin anspruchsvolle baggertechnische Ausrüstungen zum Bau von Schwimmbagger an andere Werften geliefert. Hier z. B. für die Vasco da Gama (Hopperbagger), einer der größten Hopperbagger der Welt. Sie wurde von den Nordseewerken Emden für Jan de Nul Gruppe in Belgien gebaut.

Museumsschiffe

  • 1. Mai, ex Swinemünde (Baujahr 1895), Hebeschiff, ursprünglich Schwimmbagger, im Schiffbaumuseum Rostock
  • Sauger IV (Baujahr 1908), Schutensauger, im Museum der Arbeit in Hamburg
  • Wels (Baujahr 1936), Eimerkettenbagger, im Museumshafen Lübeck

Literatur

  • Gerhard Krüger: Traditionsfirma LMG: Aus nach 164 Jahren! In: Lübecker Nachrichten vom 29. Juli 2010, S. 1
  • Gehard Krüger: Das traurige Ende einer Lübecker Industrie-Ära In: Lübecker Nachrichten vom 29. Juli 2010, S. 9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesminister für Verkehr (Hrsg.):Handbuch der deutschen Handelsschiffahrt 1960. S. 534
  2. Gerhard Krüger: Traditionsfirma LMG: Aus nach 164 Jahren! In: Lübecker Nachrichten vom 29. Juli 2010. S. 1
  3. Kai Dordowsky: Ein Schweriner Unternehmen zeigt Interesse an einer Übernahme der LMG Anlagenbau GmbH In: Lübecker Nachrichten vom 13. August 2010, S. 11
  4. Torsten Teichmann: Traditionsfirma in letzter Minute vor Insolvenz gerettet In: Lübecker Nachrichten vom 1. Oktober 2010, S. 1
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