Robert Lendlmayer von Lendenfeld

Robert Lendlmayer von Lendenfeld

Robert Ignaz Lendlmayer, Edler von Lendenfeld, (* 10. Februar 1858 in Graz; † 3. Juli 1913 in Prag) war ein österreichischer Zoologe und Alpinist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach seinem Studium der Naturwissenschaften, insbesondere der Zoologie zwischen 1878 und 1881, habilitierte Lendenfeld zum Doktor der Philosophie. Von 1881 bis 1886 lebte er in Australien und Neuseeland. 1883 war er Lehrer am Agricultural College der Lincoln University in Neuseeland und von 1884 bis 1886 lehrte er am Technical College Sydney. Daneben betrieb er Studien über die Niederen Tiere des Meeres. 1886 arbeitete er als Assistent am University College London, wo er das in Australien und Neuseeland gesammelte Material bearbeitete. Von 1889 bis 1892 war er Privat-Dozent für Zoologie an der Universität Innsbruck. 1892 war er außerordentlicher und 1894 ordentlicher Professor an der Universität Czernowitz. 1897 wurde er Professor an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag, wo er auch den Direktorposten des Zoologischen Instituts innehielt. Von 1912 bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1913 war er Rektor. Lendenfelds Forschungsschwerpunkte waren die Flugbewegungen von Insekten sowie die Fauna der Tiefsee und der Korallenriffe. Er erbrachte als erster Wissenschaftler den Nachweis, dass es sich bei den Leuchtorganen der Tiefseefische um Drüsen handelt. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war das Zoologische Institut in Prag dank des Einsatzes der Mikroskopie und der Mikrofotografie mit ultraviolettem Licht eines der modernsten in Europa, so dass Lendenfeld große Teile fast aller zu dieser Zeit durchgeführten Meeresexpeditionen bearbeitete. Neben seiner Arbeit als Zoologe war Lendenfeld ein leidenschaftler Bergsteiger. Zu seinen Erstbesteigungen zählt die Schwarze Wand in den Hohen Tauern. Von 1884 bis 1885 erforschte er den Mount Kosciuszko und den Mount Townsend, die beiden höchsten Berge auf dem Festland des australischen Kontinents.[1] Letzteren benannte Lendenfeld nach einem Regierungsbeamten Mr. Townsend.[1]

Ehrungen

Nach Lendenfeld ist der Mount Lendenfeld, der sechsthöchste Berg Neuseelands, benannt. Die neuseeländische Schwammspezialistin Patricia R. Bergquist stellte 1980 die Gattung Lendenfeldia auf. Weitere Ehrentaxa sind die Schwämme Erylus lendenfeldi, Clathria lendenfeldi, Strepsichordaia lendenfeldi, Latrunculia lendenfeldi, Apfelbeckia lendenfeldi und Ircinia lendenfeldi. Lendenfeld war Mitglied der Leopoldina.

Schriften (Auswahl)

  • 1886: Über Coelenteraten der Südsee
  • 1888: Descriptive catalogue of the sponges in the Australian Museum, Sydney
  • 1890: Australia Felix
  • 1892: Australische Reise
  • 1894: Die Tetractinelliden der Adria: (Mit einem Anhange über die Lithistiden)
  • 1895: Report on the deep-sea fishes collected by H. M. S. Challenger during the years 1873-76
  • 1896: Aus den Alpen
  • 1896: Die Clavulina der Adria
  • 1899: Wissenschaftliche Ergebnisse der Reisen in Madagaskar und Ostafrika (mit Alfred Völtzkow, Hans Schinz, Hans Strahl, Hubert Ludwig, Henri de Saussure)
  • 1899: Die Hochgebirge der Erde
  • 1902: Neuseeland
  • 1902: Das grosse australische Wallriff
  • 1903: Das Tierreich
  • 1903: Porifera: Tetraxonia
  • 1908: Tetraxonia der deutschen Südpolar-Expedition, 1901-1903
  • 1913: Untersuchungen über die Skelettbildungen der Kieselschwämme: I. Die Mikrosklere der Caminus-Arten

Literatur

  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. PDF, Online
  • Nachruf In: Leopoldina. Amtliches Organ der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. Heft 10, Oktober 1913

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Deirdre Slattery: The Australian Alps: Kosciuszko, Alpine and Namadgi National Parks. University of New South Wales Press, 1999, ISBN 0-86840-319-9, S. 105.

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