Leon Grammatikos

Leon Grammatikos

Leon Grammatikos war ein im frühen 11. Jahrhundert schreibender byzantinischer Chronist.

Leon war Kompilator (oder Redaktor) einer bis 948 reichenden Chronik, die er im Jahr 1013 fertig bearbeitet hatte, wie aus einer Notiz im Codex Parisinus 1711 hervorgeht.[1] Dabei handelt es sich um eine Umarbeitung einer Chronik, die als Logothetenchronik bezeichnet und teils Symeon Metaphrastes zugeschrieben wird, was aber umstritten ist. Über Leon selbst existieren keine weiteren Informationen. In der neueren Forschung wird er sogar als fiktiver Name für jene Version der Logothetenchronik betrachtet.[2]

Der Byzantinist Edwin Patzig hatte Ende des 19. Jahrhunderts im Geschichtswerk des Johannes Zonaras für die Zeit nach 229, bis zu der sich Johannes auf Cassius Dio verließ, mehrere Quellenstränge identifizieren können. Einem Quellenstrang gab Patzig aufgrund von Übereinstimmungen mit der Chronik Leons den Namen Leoquelle. Die Übereinstimmungen von Passagen bei Leon (sowie auch etwa bei Georgios Kedrenos) mit Zonaras sind auf Material aus einer gemeinsamen Quelle zurückzuführen, die auch Material aus spätantiken paganen Geschichtswerken enthielt.[3] Vermittelt wurde Georgios Kedrenos und Leon (bzw. ihren Vorlagen) dieses Material über eine aus dem 7. Jahrhundert stammende Epitome, also einer zusammenfassenden Geschichtsdarstellung. Allerdings wird Zonaras wohl direkt auf die ausführlichere Quelle der Epitome zurückgegriffen haben, die genannte Leoquelle; bei dieser könnte es sich letztendlich um die verlorenen Historien des Petros Patrikios gehandelt haben.[4]

Ausgaben

Anmerkungen

  1. Allgemein dazu siehe Herbert Hunger: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner. Bd. 1, München 1978, S. 354.
  2. Vgl. Bruno Bleckmann: Fragmente heidnischer Historiographie zum Wirken Julians. In: Andreas Goltz, Hartmut Leppin (Hrsg.): Jenseits der Grenzen. Beiträge zur spätantiken und frühmittelalterlichen Geschichtsschreibung. Berlin 2009, S. 61-77, hier S. 73, Anmerkung 54.
  3. Bruno Bleckmann: Die Chronik des Johannes Zonaras und eine pagane Quelle zur Geschichte Konstantins. In: Historia 40 (1991), S. 343–365.
  4. Vgl. Bruno Bleckmann: Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung. Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras. München 1992 sowie Bruno Bleckmann: Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus. In: Historia 44 (1995), S. 83–99.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Leoquelle — Als Leoquelle wird in der althistorischen Forschung ein nicht erhaltenes, spätantikes bzw. frühbyzantinisches Geschichtswerk bezeichnet. Die Leoquelle wurde von dem Byzantinisten Edwin Patzig Ende des 19. Jahrhunderts nachgewiesen.[1] In der… …   Deutsch Wikipedia

  • Leo (Vorname) — Leo ist ein männlicher Vorname, griechisch Leon, Λέων. Er ist ebenfalls die Kurzform verschiedener Vornamen, die dieses Element beinhalten: männlich als Kurzform von Leopold, Leon(h)ard, Leonid oder Leas weiblich als Kurzform von Leontina,… …   Deutsch Wikipedia

  • Byzantinische Geschichtsschreibung — Als Byzantinische Geschichtsschreibung werden in der modernen Forschung die historischen Schriften von oströmischen bzw. byzantinischen Autoren bezeichnet. Die betreffenden Geschichtsschreiber haben sich aber nie als „Byzantiner“ bezeichnet, was… …   Deutsch Wikipedia

  • Metrodoros (4. Jahrhundert) — Metrodoros war ein im 4. Jahrhundert lebender spätantiker Philosoph. Über seine Person ist kaum etwas bekannt, doch spielten seine Handlungen nach Angaben einiger Geschichtsschreiber angeblich eine gewisse Rolle im Konflikt zwischen dem Römischen …   Deutsch Wikipedia

  • Helena (Tochter Konstantins des Großen) — Helena auf einer römischen Münze Helena (* vor 326; † Ende 360), mit vollständigem Namen Flavia Helena, war als Tochter Konstantins des Großen (römischer Kaiser 306–337) Mitglied der von ihm begründeten konstantinischen Dynastie. Im Jahr 355… …   Deutsch Wikipedia

  • Álmos (Großfürst) — Álmos (* ca. 820; † 895?) war der Großfürst der aus Magna Hungaria wegziehenden Magyaren. Nach den Sagen war sein Vater Ügyek (Ögyek, Ugek), seine Mutter Emese. Da aber diese Namen mythologische Bedeutungen haben (Ügyek heißt im altungarischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Belagerung von Konstantinopel (860) — Fresko in der Mariä Gewandniederlegungs Kirche …   Deutsch Wikipedia

  • Logothetenchronik — Als Logothetenchronik wird eine byzantinische Weltchronik aus dem späten 10. Jahrhundert bezeichnet, die unter dem Verfassernamen Symeon Magistros bzw. Logothetes überliefert ist. Sie wurde bisweilen Symeon Metaphrastes zugeschrieben, was aber in …   Deutsch Wikipedia

  • education — /ej oo kay sheuhn/, n. 1. the act or process of imparting or acquiring general knowledge, developing the powers of reasoning and judgment, and generally of preparing oneself or others intellectually for mature life. 2. the act or process of… …   Universalium

  • Université de Constantinople — L Université de Constantinople est la dénomination regroupant les institutions d enseignement supérieur qui existèrent dans la ville de Constantinople au cours de la période byzantine, bien qu on ne puisse pas dire qu il y ait eu une continuité… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”