- Abraham Robert Esau
-
Abraham Robert Esau (* 7. Juni 1884 in Tiegenhagen, Kreis Marienburg in Westpreußen (heute Polen); † 12. Mai 1955 in Düsseldorf) war ein deutscher Physiker.
Inhaltsverzeichnis
Studium, Armeezeit und erste berufliche Schritte
Nach dem Besuch des Realgymnasiums St. Petri und Pauli in Danzig Studium der Physik an der Universität Berlin und an der TH Danzig. Dort war er von 1906 bis 1909 Assistent des Physikers Max Wien. Esau promovierte 1908 in Berlin zum Dr. phil. nat.
1909/10 war Esau Einjährig-Freiwilliger bei der Funkabteilung des Telegraphenbatallions Nr. 1 Berlin. 1913 wurde er Reserveoffizier und Kriegsteilnehmer in Togo, wofür er EK 1 und 2, sowie die Afrika-Kriegsmedallie erhielt. 1914 wurde er vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht und kam in französische Gefangenschaft bis 1919.
Nach seinem 1912 vollzogenen Übergang vom Hochschuldienst zur Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H. in Berlin widmete sich Esau Fragen des Funkempfangs. Im Auftrage von Telefunken errichtete er 1913 in der damaligen deutschen Kolonie Togo eine Funkstation im Rahmen des Aufbaus eines Funkverkehrsnetzes zwischen den deutschen Kolonien und Deutschland.
Nach dem Ersten Weltkrieg befasste sich Esau mit Fragen des Überseeempfangs und entwickelte eine Doppelrahmenempfangsanlage, die in Geltow bei Potsdam für den drahtlosen Überseeverkehr gebaut wurde. 1925 findet zwischen Jena und Kahla die erste UKW-Übertragung der Welt durch ihn statt.
Professur an der Universität Jena
1928 wurde er zum ordentlichen Professor der Universität Jena ernannt. Der Titel seiner Antrittsvorlesung lautete „Die Energievorräte der Erde und ihre technische Ausnutzung“. Esau erfreut sich sowohl bei den Dozenten als auch bei der Studentenschaft großer Beliebtheit.
Seit 1928 beschäftigte er sich gemeinsam mit Erwin Schliephake mit der Möglichkeit, Kurzwellen in der Medizin, insbesondere bei der Therapierung von Krebspatienten, einzusetzen. Beide zusammen entwickelten dabei die Kurzwellentherapie. Obwohl selbst bei inoperablen Patienten Heilungserfolge verzeichnen werden konnten, fand die Methode keinen Eingang in die Schulmedizin. 1929 wurde er Mitglied der Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
1930 begann er mit Untersuchungen über die Einsatzmöglichkeiten von Ultrakurzwellen.
1932 wurde er zum Rektor der Universität Jena gewählt. 1933 trat der in die NSDAP ein. Bei der letzten echten Rektorenwahl, die vor Ende des Zweiten Weltkrieges stattfand, wurde Esau als Rektor im Amt bestätigt.
Ab 1939
Ab 1939 war Esau Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) in Berlin.
Während des Zweiten Weltkriegs galten Esaus Forschungen der Lösung von Aufgaben auf dem Gebiet des Funkmesswesens, insbesondere der Erschließung des Zentimeterwellenbereichs. Mit dem von ihm entwickelten Magnetron erreichte er Wellenlängen unter zwei Millimeter.
Im April 1939 organisierte Esau als Spartenleiter Physik im Reichsforschungsrat eine erste „Uransitzung“.
Mit Beginn des Zeiten Weltkrieges fasste das Heereswaffenamt in Verbindung mit Esau im Reichsforschungsrat die führenden Forscher Deutschlands auf dem Gebiet der Kernspaltung im sogenannten Uranverein zusammen und verteilte die Arbeiten auf verschiedene Institute. 1942 wurde Esau „Bevollmächtigter des Reichsmarschalls für alle Fragen der Kernphysik“ und Forschungsbevollmächtigter für Hochfrequenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Esau leitete Forschungen im Bereich des Funkmesswesens, insbesondere im Zentimeterwellenbereich. Er gehörte der Arbeitsgruppe Rotterdam an.
Für seine Verdienste um die Rüstungstechnik wurde ihm das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes verliehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der Kapitulation Deutschlands wurden die Arbeiten von Prof. Esau im Rahmen des ALSOS-Projektes durch die Amerikaner beschlagnahmt und analysiert. Die ALSOS-Missionen fanden zwischen Ende 1943 und Ende 1945 im Rahmen des Manhattan-Projekt der USA statt. Ziel war es, eventuelle deutsche Bemühungen zum Bau einer Atombombe offenzulegen und zu verhindern.
Aufgrund der hochsensiblen Forschung wurde er ab 1945 in Holland, England und Deutschland als Kriegsverbrecher inhaftiert und erst 1949 wegen „nicht erwiesener Schuld“ freigesprochen.
Sein Amt als Präsident der PTR übte er nicht mehr aus, sondern wurde 1949 Honorarprofessor für Kurzwellentechnik an der TH Aachen und Leiter des Institutes für Hochfrequenztechnik in Mülheim/Ruhr einer Abteilung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt.
Mitgliedschaften, Ämter und Ehrentitel
- Seit 1925 Präsident des deutschen funktechnischen Verbandes.
- Ab 1933 Staatsrat und Mitglied des Reichskultursenates.
- 1934 Führer der Rektorenkonferenz der deutschen Hochschulen.
- Von 1934 bis 1945 übte der Universitätsrektor Abraham Esau die Funktion des Stiftungskommissars der Carl-Zeiss-Stiftung aus. Die Carl-Zeiss-Stiftung, mit heutigem Sitz in Heidenheim an der Brenz und Jena, ist eine juristische Person und als solche die alleinige Eigentümerin der Carl-Zeiss-Gruppe und der Schott-Gruppe. Sie war auch damals schon Trägerin einiger der angesehensten Unternehmen in Deutschland aus den Bereichen Glas, Spezialglas, Glaskeramik, Optik und Feinmechanik.
- 1935 Mitglied der Fernsehgesellschaft bei der Reichsrundfunkkammer.
- Von 1939 bis 1945 war Esau Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin.
- Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Halle
- Mitglied des Forschungsrates des Landes NRW
- Mitglied des Vorstandes der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt
- Ehrensenator der Universität Erlangen
- Ehrenbürger der TH Danzig
- Dr. med. h.c. (Universität Freiburg)
- Ehrenmitgliedschaften bei diversen Jenenser Vereinigungen aufgrund seiner Tätigkeit als Rektor der Universität Jena
- Zeit seines Lebens war Esau ein überzeugter Corpsstudent und Mitglied in den Corps Holsatia Berlin und Corps Silingia Breslau zu Köln.
Weblinks
Personendaten NAME Esau, Abraham Robert ALTERNATIVNAMEN Esau, Abraham KURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker GEBURTSDATUM 7. Juni 1884 GEBURTSORT Tiegenhagen, Westpreußen, Kreis Malbork STERBEDATUM 12. Mai 1955 STERBEORT Düsseldorf
Wikimedia Foundation.