Louise Dittmar

Louise Dittmar

Louise Dittmar (* 7. September 1807 in Darmstadt; † 11. Juli 1884 in Darmstadt) war eine deutsche Frauenrechtlerin, Frühsozialistin, Publizistin und Philosophin zur Zeit des Vormärz, die sich in ihren Büchern konsequent für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihr Vater Heinrich Karl Dittmar war Oberfinanzrat. Er und seine Frau Friederike Caroline hatten insgesamt zehn Kinder. Für die Tochter Louise reichte das Geld für eine weiterführende Ausbildung nicht aus. Obwohl die Familie politisch fortschrittlich gesinnt war und republikanisch eingestellt war, war das Frauenbild sehr traditionell. Sie sollte auch nicht heiraten, sondern später die Eltern im Alter versorgen. Autodidaktisch hat sie sich mit der Philosophie, Staatstheorie sowie mit sozialreformerischen Ideen und Religionskritik beschäftigt.

Louise Dittmer beschäftigte sich insbesondere mit Ludwig Feuerbach. Mit diesem hat sie sogar Briefe ausgetauscht. In den 1840er Jahren veröffentlichte sie ihr erstes anonym verfasstes Essay „Skizzen und Briefe aus der Gegenwart.“ In diesem hat sie sich für Religions- und Glaubensfreiheit eingesetzt. Damit verbunden waren politische Forderungen. Sie plädierte zur Lösung der sozialen Frage für grundlegene ökonomische Reformen. In politischer Hinsicht sah sie im Sozialismus die Zukunft. Für Dittmar war klar, dass grundlegende politische und wirtschaftliche Veränderungen einher gehen müssten mit dem Ende der männlichen Vorherrschaft zu Gunsten der Gleichberechtigung der Geschlechter.

Sie hat Religion und philosophische Lehren in Hinblick auf die Lösung der Geschlechterfrage überprüft und sie für nicht tauglich angesehen.

Sie formulierte einen radikalfeministischen Ansatz: „Nur in freien Verhältnissen kann das Gefühl der Unabhängigkeit Wurzel fassen, und nur aus diesem Gefühl kann das Selbstbewusstsein wachsen, wodurch man zu einem unbefangenen Urtheil über sich selbst gelangt. (…) Ich kann nicht umhin, bei denjenigen, welche die Möglichkeit ihrer Freiheit bezweifeln, das Erkennen derselben wie das Erfassen der weiblichen Natur zu bezweifeln. Sie forschen im ganzen Dasein eine unbedingt freie Stellung des Menschen zu finden, aber sie begreifen im eigentlichsten Sinn nur den Mann darunter; es bleibt immer noch ein Fäserchen Unfreiheit, an welchem die Frau hängt.“

Derartige Ansichten waren ihrer Zeit weit voraus. Im Jahr 1845 veröffentlichte sie die Satire „Bekannte Geheimnisse“, in denen sie das liberale Bürgertum scharf kritisierte. Kurze Zeit später veröffentlichte Dittmar eine religionskritische Schrift „Der Mensch und sein Gott in und außer dem Christentum.“ Später folgte das Werk „Lessing und Feuerbach“. Sie sprach sich für eine unbedingte Religionsfreiheit aus. Anerkennung fand sie dafür bei den religiösen Reformbewegungen der Zeit wie den Deutschkatholiken. Ihr vor einer Versammlung der politischen Opposition gehalten Vortrag von 1847 hat sie als „Vier Zeitfragen. Beantwortet in einer Versammlung des Mannheimer Montag-Vereins“ drucken lassen. Unabhängig vom Inhalt ihrer Thesen betrachtete sie den Vortrag selber als bedeutendes Ereignis, da zum ersten Mal eine Frau öffentlich ausspricht, „was sie unter Gewissenfreiheit versteht.“

Während der Revolution von 1848/49 spielte sie indes kaum eine Rolle und konzentrierte sich weiter auf die Publizistik. Sie veröffentlichte auch zwei Bänden mit politischen Gedichten. Seit 1849 gab sie die Zeitschrift „Die sociale Reform“ heraus. In dieser schrieben damals bekannte Autorinnen und Autoren wie Louise Otto, Johanna Küstner, Karl Fröbel, Claire von Glümer, Malwida von Meysenbug. Allerdings musste das Projekt nach wenigen Ausgaben wieder eingestellt werden.

Ihr wichtigste Buch erschien ebenfalls 1849 „Das Wesen der Ehe. Nebst einigen Aufsätzen über die soziale Reform der Frauen.“ In diesem stritt sie erneut für eine soziale, demokratische, gleichberechtigte Gesellschaft. Darin enthalten war auch ein Essay über die Revolutionärin Charlotte Corday, in deren Nachfolge sie sich stellte. Damit stieß auch auf Kritik selbst ihr nahe stehender Frauen, denen die radikalen Vorstellungen Dittmars zu weit gingen.

Bereits 1850 zog sie sich vollständig aus dem öffentlichen Leben zurück. Sie hat danach auch nichts mehr veröffentlicht.

Schriften (Auswahl)

  • Skizzen und Briefe aus der Gegenwart. Darmstadt, 1845
  • Der Mensch und sein Gott in und ausser dem Christentum: Von einem Weltlichen. Offenbach am Main, 1846
  • Lessing und Feuerbach, oder Auswahl aus G. E. Lessing's theologischen Schriften nebst Original-Beiträgen und Belegstellen aus L. Feuerbach's Wesen des Christenthums. Offenbach am Main, 1847
  • Vier Zeitfragen: Beantwortet in einer Versammlung des Mannheimer Montag-Vereins. Offenbach am Main, 1847
  • Zur Charakterisirung der nordischen Mythologie im Verhältniss zu anderen Naturreligionen. Eine Skizze. Darmstadt, 1848
  • Wühlerische Gedichte eines Wahrhaftigen. Mannheim, 1848
  • Das Wesen der Ehe. Leipzig, 1850

Literatur

  • Gabriele Käfer-Dittmar: Louise Dittmar (1807–1884). Un-erhörte Zeugnisse (Darmstädter Schriften 61). Darmstadt 1992. ISBN 3-87390-100-5
  • Manuela Köppe: Louise Dittmar (1807-1884) "Freiheit des Geistes". In: Irina Hundt (Hrsg.): Vom Salon zur Barrikade. Frauen der Heinezeit. Stuttgart / Weimar 2002, S. 281-298 ISBN 3-476-01842-3
  • Christine Nagel: "In der Seele das Ringen nach Freiheit" - Louise Dittmar: Emanzipation und Sittlichkeit im Vormärz und in der Revolution 1848/49. Königstein/Taunus 2005. ISBN 3-89741-181-4
  • Caldwell, Peter C: Love, death, and revolution in Central Europe : Ludwig Feuerbach, Moses Hess, Louise Dittmar, Richard Wagner. New York 2009. ISBN 0-230-61496-5

Weblinks


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