Ziconotid

Ziconotid
Omega-Conotoxin MVIIA (Conus magus)

Omega-Conotoxin MVIIA (Conus magus)

Proteinrückgrat, Disulfidbrücken gelb, nach PDB 1DW5
Masse/Länge Primärstruktur 2639 Dalton, 25 Aminosäuren
Sekundär- bis Quartärstruktur zyklisch, 3 Disulfidbrücken
Bezeichner
Gen-Name(n) MVIIA precursor (Conoserver)
Externe IDs UniProtP05484 CAS-Nummer107452-89-1
Arzneistoffangaben
ATC-Code N02BG08
Wirkstoffklasse Schmerzmittel
Verschreibungspflicht ja
Vorkommen
Übergeordnetes Taxon Kegelschnecken[1]

Ziconotid (Handelsname Prialt) ist ein zyklisches Peptid aus 25 Aminosäuren. Diese ursprünglich aus dem Gift der Kegelschnecke Conus magus als ω-Conotoxin MVIIA isolierte Substanz wird synthetisch hergestellt als Arzneistoff zur Behandlung schwerer chronischer Schmerzen verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Wirkungsmechanismus

Ziconotid ist ein N-Typ-Calciumkanalblocker (neuronal calcium channel blocker, NCCB). Es hemmt den Calciumeinstrom in die primären nozizeptiven afferenten Nerven, die in den oberflächlichen Schichten des Hinterhorns des Rückenmarks enden, und in Folge die Freisetzung von Neurotransmittern. Die Schmerzleitung wird unterbunden.[2]

Ziconotid weist keine Wirkung an Opioidrezeptoren auf (nicht-opioides Analgetikum).

Klinische Studien an ω-Conotoxin MVIIA haben ergeben, dass die Substanz ungefähr tausendmal stärker als Morphin wirkt, es jedoch keine Toleranzentwicklung gibt.

Entwicklungsgeschichte

Ziconid ist seit 2001 als Arzneimittel für seltene Leiden ausgewiesen[3] und wurde 2005 als Prialt unter „außergewöhnlichen Umständen“ für den europäischen Markt zugelassen.[4] Es wurde zunächst als möglicher Ersatz für Morphin angesehen, jedoch wird neuerdings eine Erhöhung der Suizidgefahr diskutiert. [5][6][7][2]

Anwendung und Nebenwirkungen

Ziconid wird arzneilich als Acetat verwendet und ist als Infusionslösung in Dosen von 100 bis 500 mg erhältlich. Die Lösung wird über eine Schmerzpumpe in die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (intrathekal) infundiert.

Neben der bereits erwähnten erhöhten Suizidgefahr treten weitere psychiatrische und neurologische Nebenwirkungen allgemein besonders häufig (>10 %) auf.

Einzelnachweise

  1. Swiss Institute of Bioinformatics (SIB): PROSITE documentation PDOC60004. Omega-Conotoxin. Abgerufen am 10. August 2011 (englisch).
  2. a b Fachinformation des Zulassungsinhabers Eisai, Stand 12. Januar 2010.
  3. Ziconotide (intraspinal use) im Gemeinschaftsregister der Europäischen Kommission.
  4. Prialt auf der Website der europäischen Arzneimittelagentur.
  5. McIntosh JM, Corpuz GO, Layer RT, et al.: Isolation and characterization of a novel conus peptide with apparent antinociceptive activity. In: J. Biol. Chem.. 275, Nr. 42, Oktober 2000, S. 32391–7. doi:10.1074/jbc.M003619200. PMID 10900201.
  6. Jain KK: An evaluation of intrathecal ziconotide for the treatment of chronic pain. In: Expert Opin Investig Drugs. 9, Nr. 10, Oktober 2000, S. 2403–10. doi:10.1517/13543784.9.10.2403. PMID 11060815.
  7. Universität Bochum 23. November 2010: Unter Verdacht: Schmerzmittel Ziconotid könnte Suizidneigung steigern - Experten raten zu genauer Diagnostik und strenger Überwachung RUB-Mediziner warnen in „PAIN“ doi: 10.1016/j.pain.2010.10.007

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