Manifest der Sieben

Manifest der Sieben

Das Manifest der Sieben (tschechisch: Manifest sedmi) von 1929 war ein Protest einiger namhafter linksorientierter Künstler und Mitglieder der kommunistischen Partei (KSČ) in der Tschechoslowakei gegen die neue Parteilinie.

Die KSČ, die seit ihrer Gründung 1921 legal arbeiten konnte und zu den größten kommunistischen Parteien in Europa zählte, beschloss 1925 eine sog. Bolschewisierung durchzuführen, das heißt das Verlassen eines bis dahin relativ liberalen Kurses und die Annäherung an die Komintern. Durch die Wahl von Klement Gottwald zum Parteiführer auf dem V. Parteitag im Februar 1929 wurde die Kursänderung besiegelt.[1] Unter anderem sollte künftig das Primat der Politik in der Kunst durchgesetzt werden.

Initiiert von Ivan Olbracht gaben sieben Künstler ein Manifest der sieben heraus, das zuerst als ein Flugblatt mit der Ansprache Spisovatelé komunisté komunistickým dělníkům (Schriftsteller-Kommunisten an kommunistische Arbeiter)[2] erschien. In diesem Manifest gaben sie ihrer Befürchtung Ausdruck, dass die geplante strenge Orientierung an Moskau den bisherigen Massencharakter der Partei und in der Folge derer Aktionsfähigkeit gefährden wird zugunsten eines „Fraktionshazards“; dies sei, so weiter im Manifest, „eine selbstmörderische Politik“, basierend auf den Fehlern der eigenen Genossen.[2]

Die sieben unterzeichnete Schriftsteller, Dichter und Literaturkritiker waren: Ivan Olbracht, Helena Malířová (Frau von Ivan Olbracht), Stanislav Kostka Neumann, Josef Hora, Jaroslav Seifert, Marie Majerová sowie Vladislav Vančura.

Diese Erklärung wurde seitens der Parteiführung sofort scharf verurteilt, die Unterzeichner wurden im März 1929 aus der Partei ausgeschlossen. Ferner wurden sie auch von anderen Künstlern kritisiert, die durch die Zásadní stanovisko k projevu „sedmi“ (Grunderklärung zum Manifest der „sieben“) ihre Loyalität zur Partei zum Ausdruck brachten (unter anderem Karel Teige, Vítězslav Nezval, Julius Fučík, Vladimír Clementis, Ladislav Novomeský);[3] einige von ihnen (wie Clementis oder Novomeský) fielen nach 1948 selber späteren Parteisäuberungen zum Opfer.

Einzelnachweise

  1. Libor Vykoupil, Ecce Homo - vnitřní stranický převrat v KSČ ... [Ecce Homo - der innere Parteiumsturz in der KSČ ...], Rundfunksendung vom 18. Februar 2009, www.rozhlas.cz, abgerufen am 28. April 2010
  2. a b Manifest sedmi (Originaldokument), www.ucl.cas.cz, tschechisch, abgerufen am 28. April 2010
  3. Zásadní stanovisko k projevu „Sedmi“ (Originaldokument), www.ucl.cas.cz, tschechisch, abgerufen am 28. April 2010

Literatur

  • Jiří Opelík (Hrsg.): Lexikon české literatury. Osobnosti, díla, instituce. Band 3/I. Prag, Academia 2000, ISBN 80-2000345-2, S. 664–671, (Lexikon der tschechischen Literatur).

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