- Max Stürcke
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Max Stürcke (* 14. April 1876 in Erfurt; † 2. Dezember 1947) war ein deutscher Bankier. Er war Miteigentümer und Chef des Erfurter Privatbankhauses Adolph Stürcke.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Max Stürcke wurde am 14. April 1876 als Sohn des Kommerzienrats Hermann Stürcke und seiner Ehefrau Agnes, geb. Klapp, in Erfurt geboren. Sein Vater, Hermann Stürcke, wurde 1859 Teilhaber der Erfurter Privatbank Stürcke. Am 14. April 1909 heiratete er in Erfurt Anna Benary aus der jüdischen Großgärtnerfamilie Benary.[1] [2]
Leben
Nach Erlernung des Bankfachs war Stürcke von 1893 bis 1894 Volontär bei der Eidgenössischen Bank in Lausanne. 1898 wurde er in den Militärdienst eingezogen, welchen er 1901 als Leutnant der Reserve des Westfälischen Ulanenregiments Nr. 5 in Düsseldorf beendete. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde er vom Dienst zurückgestellt und musste nicht an dem Krieg teilnehmen.
1896 trat Max Stürcke als Prokurist in das Familienunternehmen Bankhaus Adolph Stürcke in Erfurt ein. Das Bankhaus mit Lage am Anger in Erfurt wurde ursprünglich 1827 von Heinrich Herrmann unter dem Namen "Wechsel- und Bankgeschäft Heinrich Herrmann" gegründet. 1849 wurde es dann von seinem Onkel Adolph Stürcke († 1860) als Alleininhaber übernommen und unter seinem Namen "Bankhaus Adolph Stürcke" fortgeführt. [3] Ab 1859 wurde es von seinem Vater Hermann Stürcke (1832-1911) weitergeführt. Seit 1904 war Max Stürcke neben seinem Vater Hermann Mitinhaber und seit 1915, nach dem Tode seines Bruders Erich, Chef des Bankhauses. Unter seiner Führung baute er das Bankhaus, welches sich zu einem des wichtigsten Geldgeber der Erfurter Wirtschaft entwickelt hatte, weiter aus. Max Stürcke gehörte mit seiner Familie bald zur bürgerlichen Führungsschicht der Stadt Erfurt. Sowohl Max Stürcke als auch sein Bruder Hermann Stürcke waren Freimaurer.[4] Daneben galt die Bank als Hausbank des Erfurter Großbürgertums. Unter anderem verwahrte sie das Familienvermögen von Max Weber sen. und Max Weber jun.[5]
1910 gehörte das Bankhaus Stürcke unter seiner Leitung mit 3. Mio. Reichsmark zu den sieben Großunternehmern Erfurts, die es zu mehrfachen Millionären gebracht hatten.[6] Bis 1945 war das Bankhaus Stürcke unter anderem Großaktionär der Eduard Lingel Schuhfabrik Aktiengesellschaft. Außerdem war Stürcke Mitglied des Aufsichtsrats der Mechanischen Weberei C. Graesers Wwe. & Sohn, und stellvertrender Vorsitzender der Handelskammer in Erfurt.[7]
Am 26. Juli 1945 wurde das Bankhaus Max Stürckes auf Betreiben der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wie alle Banken in der Sowjetischen Besatzungszone geschlossen, das gesamte Vermögen beschlagnahmt und alle Konten gesperrt. Unter Führung Max Stürckes formierte sich ab 1945 mit 6 weiteren thüringischen Bankiers eine Interessengruppe, die die Wiedereröffnung bzw. die Neugründung der Privatbanken sowie den Verbleib der Grundstücke im bisherigen Besitzstand anstrebte.[8] Im November 1945 erreichten die Privatbanken mit ihren Anstrengungen, dass ihre Privatbanken unter anderen Namen wiedereröffnet werden durften. Insbesondere internationale Bankgeschäfte, dazu gehörten auch die in den westlichen Besetzungszonen, wurden jedoch aufs Strengste verboten. 1947 wurde die Zwangsliquidation seines Bankhauses eingeleitet.
Am 2. Dezember 1947 kam Max Stürcke bei einem Autounfall ums Leben.
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Steffen Raßloff: Antisemitismus in Erfurt zwischen Reichsgründung und "Machtergreifung" 1871-1933. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt 16 (2002). S. 9-11
- ↑ Festschrift: "100 Jahre Bankhaus Stürcke" 1949. aus Zeittafel S. 3.
- ↑ Festschrift: "100 Jahre Bankhaus Stürcke" 1949. aus Zeittafel S. 3
- ↑ Walter Künzel: Acta Apostolorum Erfurtensium 1819 - 2009 - Erfurter Apostelgemeinschaft, eine Chronik zwischen Federkiel und Personalcomuter. Dr.-Haus Gera, 2009, S. 58
- ↑ Anton Sterbling, Heinz Zipprian: Max Weber und Osteuropa. Krämer Verlag, 1997, S. 126.
- ↑ Steffen Rassloff: Bürgerkrieg und Goldene Zwanziger - Erfurt in der Weimarer Republik. Sutton Verlag, 2008, S. 17.
- ↑ Steffen Rassloff: Flucht in die nationale Volksgemeinschaft - das Erfurter Bürgertum zwischen Kaiserreich und NS-Diktatur. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2003, S. 87.
- ↑ Vgl. Das Bankhaus Karl Meinhardt in Meiningen auf den Seiten der Stadt Meiningen.
Literatur
- Steffen Raßloff: Flucht in die nationale Volksgemeinschaft. Das Erfurter Bürgertum zwischen Kaiserreich und NS-Diktatur. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2003, ISBN 3-412-11802-8.
- Steffen Raßloff: Antisemitismus in Erfurt zwischen Reichsgründung und "Machtergreifung" 1871-1933. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt 16 (2002). S. 9-11
- Steffen Raßloff: Jüdisches Leben in Erfurt. Stadt und Geschichte-Sonderheft 8 (2008) S. 29-31.
- Archivbestände vor 1945 in den Akten des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar vgl. hier
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