Meister des Ashburnham-Pentateuch

Meister des Ashburnham-Pentateuch
Meister des Ashburnham-Pentateuch: Kain und Abel (7. Jahrhundert, aus dem Ashburnham-Pentateuch-Manuskript)
Meister des Ashburnham-Pentateuch: Isaac und Rebecca (7. Jahrhundert, aus dem Ashburnham-Pentateuch-Manuskript)
Meister des Ashburnham-Pentateuch: Sintflut (7. Jahrhundert, aus dem Ashburnham-Pentateuch-Manuskript)

Als Meister des Ashburnham-Pentateuch[1] (engl. Master of the Ashburnham Pentateuch) wird der Buchmaler bezeichnet, der im 7. Jahrhundert heute noch erhaltene Bildseiten zur Illustration der Pentateuch genannten Bücher Moses aus dem Alten Testament gemalt hat.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Der Meister des Ashburnham-Pentateuch ist namentlich nicht bekannt. Er erhielt seinen Notnamen nach seinem Werk, das Mitte des 19. Jahrhunderts eine Zeitlang im Besitz des englischen Adeligen und Manuskript-Sammlers Bertram Ashburnham, 4. Earl of Ashburnham (1797−1878), war. Da der Pentateuch ursprünglich im französischen Tours aufbewahrt wurde, wird das Werk auch manchmal als Bibel von Tours bezeichnet.

Text des Manuskriptes

Der Meister des Ashburnham-Pentateuch illustrierte die lateinische Űbersetzung des Textes der fünf Bücher Moses, des sogenannten Pentateuch. Jedoch sind das ganze Buch Deuteronomium und Teile der anderen Bűcher heute verloren. Es sind insgesamt 142 Seiten mit 19 Illustrationen erhalten geblieben, 18 Bilder im Text und das ebenfalls ausgeschmückte Inhaltsverzeichnis. Wahrscheinlich hatte der Meister mehr als 65 Bilder erstellt. Der Text wurde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von einem Schreiber und nicht vom Meister selbst geschrieben.

Älteste erhaltene Bibelillustrationen

Die Bilder des Ashburnham-Pentateuch zählen zu den ältesten erhaltenen Bibelillustrationen. Besonders ihre Darstellung der Genesis, der jűdisch-christlichen Vorstellung der Schöpfungsgeschichte, wurde schon früh in der kunsthistorischen Forschung als Einblick in die Gedankenwelt des frühen Mittelalters gesehen[2]. Sie zeigen bis heute, wie die Gedanken dieser Schöpfung und der Beginn der biblischen Überlieferung damals interpretiert wurden[3].

Entstehungsort

Der Ashburnham-Pentateuch und seine Bilder sind vermutlich in Nordafrika oder Spanien entstanden. Sie werden heute in der Bibliothèque Nationale von Paris aufbewahrt[4]. Auch Italien wurde als Entstehungsort vorgeschlagen[5].

Malstil

Der Meister des Ashburnham-Pentateuch erläutert den Text in bewegten Bildern, das dargestellte Umfeld, wie z.B. Architektur der Bauten oder Kleidung der Personen, ist eindeutig an klein-asiatische Vorbilder z.B. aus der Region um Palmyra angelehnt[6]. Teilweise wird auf einer Seite ein Zyklus einer Geschichte in mehreren Teilbildern erzählt. Der Aufbau und Ablauf der Erzählung und die Gestik der Personen können als theatralisch gesehen werden[7].

Geschichte des Manuskriptes in der Neuzeit

Das Manuskript des Ashburnham-Pentateuch befand sich in einer Bibliothek der Kathedrale St. Gatien in Tour, wurde aber von dort durch den notorischen Kunstdieb Graf Guglielmo Libri Carucci dalla Sommaja 1842 gestohlen[8]. Es gelangte 1847 zuerst durch Verkauf in den Besitz von Bertram, 4. Earl von Ashburnham,[9] und dann schließlich 1888 in die Bibliothèque Nationale in Paris.

Einzelnachweise

  1. so z.B. DIRECTMEDIA Publishing GmbH (Hrsg.): 40.000 Meisterwerke. Malerei, Zeichnung, Grafik, DVD-ROM (The Yorck Project). Berlin 2007
  2. z.b. A. H. Springer: Genesisbilder in der Kunst der frühen Mittelalters, mit besonderer Rücksicht auf den Ashburnham-Pentateuch. Leipzig 1884
  3. s. z.B. dazu J. Gutmann: The Jewish Origin of the Ashburnham Pentateuch Miniatures. In: The Jewish Quarterly Review, New Series, Vol. 44, No. 1 (1953), S. 55-72 sowie J. Gutmann: The Illustrated Jewish Manuscript in Antiquity: The Present State of the Question. Gesta, Vol. 5, (1966), S. 39-44
  4. Ashburnham-Pentateuch, Paris, Bibl. Nat. MS nouv. acq. lat. 2334
  5. D. Verkerk: Early Medieval Bible Illumination and the Ashburnham Pentateuch. Cambridge: 2004. S. 3
  6. L. R. Bréhier: Illuminated Manuscripts. In: Catholic Encyclopedia, Band 7, New York 1913
  7. D. Verkerk: Early Medieval Bible Illumination and the Ashburnham Pentateuch. Cambridge: 2004. S. 2
  8. O. Gebhardt: The Minatures of the Ashburnham Pentateuch. London 1884
  9. L. Delisle: Les manuscrits du comte d'Ashburnham. Rapport Au Ministre De L'instruction Publique Et Des Beaux Arts. Paris 1883 (Französisch)

Literatur

  • I. F. Walther, N. Wolf. Codices Illustres: The world's most famous illuminated manuscripts, 400 to 1600. Köln 2005
  • D. Verkerk: Early Medieval Bible Illumination and the Ashburnham Pentateuch. Cambridge 2004

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