Meister des Menologiums Basilius’ II.

Meister des Menologiums Basilius’ II.
Menologium Basilius’ II.: Taufe Christi, Byzanz, um 1000
Menologium Basilius’ II.: Ein Heiligenleben Byzanz, um 1000

Meister des Menologiums Basilius’ II.[1] kann als Notname zur Identifizierung eines namentlich nicht sicher bekannten byzantinischen Buchmalers verwendet werden. Der Meister und seine Werkstatt haben unter der Herrschaft des Kaisers Basileios II. um das Jahr 1000 ein kaiserliches Menologium, eine Sammlung von Heiligenleben für den liturgischen Gebrauch im byzantinischen Ritus, ausgemalt. Basileios II. regierte von 976 bis 1025. Das auf Pergament in griechischer Sprache geschriebene Buch mit seinen Bildern befindet sich heute in der Biblioteca Apostolica Vaticana Signatur Vat. gr. 1613.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutendes Manuskript der Hagiographie

Das Menologium Basilius’ II. ist eines der am prunkvollsten ausgemalten erhaltenen liturgischen Manuskripte aus Byzanz. Eine Seite besteht in der Regel aus einem sechzehnzeiligen Text, zu dem ein Maler ein Bild zu einem oder einer Gruppe von Heiligen oder einem Festtag geschaffen hat. Die über 430 Bilder sind ein wichtiges Beispiel der Hagiographie, der Ehrung von Heiligen in der Buchkunst in Byzanz. Sie stellen nur die erste Hälfte des Heiligenkalenders des Liturgischen Jahres im Byzantinischen Ritus dar, daher wird angenommen, dass es einen zweiten Band des Werkes gab, der verloren ging und der von Hofmalern des Kaisers wohl ebenso prachtvoll ausgemalt wurde.

Liturgisches Werk des byzantinischen Kaisertums

Das Werk war wohl vom Kaiser in Auftrag gegeben, war aber für den Gebrauch durch den Klerus am Hof bestimmt. Es verherrlicht dabei auch den Kaiser und stellt ihn als Kämpfer zum Schutz der byzantinischen Christenheit gegen das Vordringen des Bulgarischen Reichs dar, dessen Angriff auf die Christen drastisch illustriert wird. Auch Figuren wie die Erzengel werden von den Malern kämpferisch dargestellt. Bereits der Meister der Rolle des Josua hatte ungefähr 50 Jahre zuvor eine Schrift kämpferisch für die makedonische Dynastie der byzantinischen Kaiser illustriert, jedoch versuchte er in Text und Bild dieses Werkes zum Alten Testament noch nicht direkt die persönliche Glorifizierung eines Kaisers und nutzte seine Bilder noch gänzlich zur textunterstützenden Illustration.

Meister des Werkes

Die Künstler, die nun die Bilder zum Menologium beigetragen haben, malen perspektivisch und bewegen sich somit weg von einer bis dahin oft üblichen flächigen Darstellung. Gestik der Figuren und Faltenwurf ihrer Kleider werden lebendig dargestellt und Architektur und Hintergrund sind gut beobachtet. Auch der Gesichtsausdruck wird in natürlicher Weise gemalt. Es zeigt sich der Malstil einer manchmal als byzantinische Renaissance bezeichneten Epoche, in der Maler wieder stärker auf antike Vorbilder zurückgriffen.

Am Rand der Bilder im Menologium sind – äußerst ungewöhnlich für solch ein Manuskript und seine Zeit – in der Hand eines Schreibers die Namen der Maler der jeweiligen Illustration angegeben. Es können insgesamt etwa acht Namen unterschieden werden. Ein Maler namens Pantaleon, der auch in anderen Dokumenten der Zeit nachweisbar ist, scheint der führende Meister der Gruppe gewesen zu sein, die wohl als Hofmaler in einer Werkstatt gemeinsam arbeiteten. Weiter sind Georgios, Michael der Jüngere, Michael von Vlachernae, Simeon, Simeon von Vlachernae, Menas und Nestor unterschieden.

Es handelt sich bei den Namen allerdings nicht um Signaturen der Maler selbst, da wie im Mittelalter üblich nicht der individuelle Künstler, sondern die Botschaft des Bildes im Vordergrund stand. Daher waren Signaturen in keiner Weise üblich. Die Bedeutung der mit anderer Hand im Menologium Basilius’ II. angebrachten Information zu den Malern der Bilder ist nicht sicher zu klären und die Zuordnung eines der Namen bei der Abbildung der Illustrationen heute nicht üblich. Daher werden die Bilder in der Regel weiter nicht unter dem Namen eines bestimmten Künstlers veröffentlicht sondern als Werk anonym gebliebener Meister betrachtet.

Einzelnachweise

  1. DIRECTMEDIA Publishing GmbH (Hrsg.): The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202

Literatur

  • Il Menologio di Basilio II (cod. Vaticano Greco 1613). Schwarz-Weiß Faksimile-Gesamtausgabe, Turin 1907
  • Herbert Thurston: Menologium. In: The Catholic Encyclopedia. Band 10. New York: 1911 Online-Ausgabe, aufgerufen Juni 2011 (Englisch)
  • Ihor Sevcenko: The Illuminators of the Menologium of Basil II.. In: Dumbarton Oaks Papers 30.16 (1962)
  • Otto Demus: Byzantine Art and the West. New York, 1970
  • Robert Browning: The Byzantine Empire (Revised Edition). Washington 1992

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