- Metallspende des deutschen Volkes
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Als Metallspende des deutschen Volkes wurden Rohstoffsammlungen und Einschmelzungen von Metallgegenständen im Ersten und Zweiten Weltkrieg bezeichnet.
Da Deutschland von jeher in Hinsicht bestimmter Rohstoffe ein Importland war, galt es in Kriegszeiten, die durch abgebrochene Handelskontakte bzw. aufgrund fehlender Devisen nicht mehr beschaffbaren ausländischen Rohstoffe und hier allen voran die Buntmetalle Kupfer, Messing, Zinn und Zink als wichtige Rohstoffe der Rüstungsindustrie (z.B. zur Herstellung von Geschosshülsen) sowie Eisen anderweitig im Inland zu beschaffen.
Inhaltsverzeichnis
Erster Weltkrieg
Unter dem Motto Gold gab ich für Eisen erfolgte im Ersten Weltkrieg (nicht nur im Deutschen Reich) die patriotisch begründete Sammlung von Edelmetallen auf freiwilliger Basis. Ging es zunächst um Schmuck, dessen Abgabe durch einen eisernen Ring mit der Inschrift „Gold gab ich für Eisen“ symbolisch abgegolten wurde, so folgte ab 1916 der Appell, auch historische Goldmünzen abzugeben wie auch die aktuellen Kurrentmünzen gegen Papiergeld einzutauschen. Ziel dieser Goldsammlungen war vor allem die Gewinnung von Devisen zur Finanzierung des Krieges. Ab 1916 wurde die Bevölkerung in reichsweiten Sammlungen zur Herausgabe von Hausgerätschaften aus Kupfer, Messing, Bronze und Zinn genötigt. Im Gegenzug erhielten die Einlieferer vielerorts aus Eisenguß gefertigte Mörser oder Pfannen. Diese waren mit entsprechender patriotischer Widmung versehen. Einige Exemplare sind z.B. im Kupfermuseum (Fischen am Ammersee) ausgestellt.
Per Verordnung vom 5. Januar 1917 hatten Gastwirtschaften und Privathaushalte sämtliche zinnernen Bierkrüge oder zinnernen Deckelmonturen abzuliefern. Vor allem im süddeutschen Raum erfolgte sukzessive auch die Beschlagnahme von kupfernen Sudpfannen in den Brauereien.
Zweiter Weltkrieg
Begründet mit dem bevorstehenden Geburtstag von Adolf Hitler erließ Generalfeldmarschall Hermann Göring am 27. März 1940 den Aufruf zur Spende des deutschen Volkes zum Geburtstag des Führers, die sogenannte Metallspende.[1] Ein entsprechendes Dekret an die Reichsminister war bereits am 23. Februar 1940 ergangen. Ziel war, wie schon im Ersten Weltkrieg, die Beschaffung kriegswichtiger Rohstoffe. In reichsweit flächendeckend eingerichteten Sammelstellen wurden Metallgegenstände vor allem aus Messing, Kupfer, Bronze, Eisen und Zinn angenommen und zum Einschmelzen verbracht. Als Dank erhielten die Spender eine Urkunde des sogenannten Führers.[2]
Appellaten waren jedoch nicht nur Privatleute, sondern auch Kommunen, Firmen, Vereine und Kirchengemeinden. Von Vereinen wurde erwartet, dass sie z.B. Pokale, Fahnenspitzen und andere Metallobjekte der Vereinstradition ablieferten, auch - zumindest ältere - Blasinstrumente von Spielmannszügen blieben mit Fortdauer des Krieges nicht verschont. Vielerorts wurden auf Friedhöfen bronzene Grabengel, Grabkreuze und andere metallene Grabausstattungen eingezogen. Im weiteren Verlauf des Krieges kam es zu einer systematischen Erfassung von Metallgegenständen im öffentlichen Raum, also von Denkmälern, Brunnen, schmiedeeiserne Zaun- und Toranlagen, Brückengeländern, Baudekorationen etc. Mit Ausbruch beider Weltkriege wurden übrigens auch alle Kupfer- und Nickelmünzen aus dem Verkehr genommen bzw. durch Münzen minderwertiger Legierung ersetzt.
Welch hoher Wert diesen Metallsammlungen beigemessen wurde, zeigt, dass bereits am 29. März 1940, also zwei Tage nach Görings Aufruf, eine Verordnung zum Schutz der Metallsammlung des deutschen Volkes erlassen wurde, in der es u.a. heißt: "Wer sich an gesammeltem oder von Verfügungsberechtigten zur Sammlung bestimmtem Metall bereichert oder solches Material sonst seiner Verwendung entzieht, schädigt den großdeutschen Freiheitskampf und wird daher mit dem Tode bestraft."[3]
Den Höhepunkt der Metallsammlungen bildete die reichsweite Erfassung und Demontage von bronzenen Kirchenglocken. Sie wurden auf den sogenannten Glockenfriedhof in Hamburg verbracht, dort eingeschmolzen und in ihre Grundbestandteile Kupfer und Zinn getrennt. Von den rund 90.000 im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten beschlagnahmten Glocken waren bei Kriegsende rund 15.000 noch nicht eingeschmolzen und konnten nach aufwändigen Identifizierungen weitestgehend wieder an ihre angestammten Plätze zurückkehren.
Die Einschmelzung des Sammelgutes erfolgte fast ausnahmslos in der 1937 für Erzbergbau und Verhüttung gegründeten Aktiengesellschaft Reichswerke Hermann Göring. Wie hoch die Menge der durch Rückschmelzung gewonnen Rohstoffe tatsächlich war, ist nicht mehr festzustellen. Sicher ist dagegen, dass durch diese Aktionen in unermesslichem Umfang künstlerische Werte der Vernichtung anheim fielen.
Beispiel Frankfurt am Main
Hier wurden 1940 im Auftrag der Stadtverwaltung unter anderem die Sockelfiguren des 1896 errichteten Kaiser-Wilhelm-Denkmals von Clemens Buscher in der Taunusanlage, die Kupferfiguren am Schleswig-Holstein-Denkmal vor der Paulskirche, das Sömmering-Denkmal und der Schützenbrunnen vor dem Zoo (errichtet 1894) entfernt; zum Abbau letzteres schrieb das Frankfurter Volksblatt: „Die Zerkleinerungsarbeiten waren ziemlich schwierig … In wenigen Stunden wird nichts mehr daran erinnern, daß hier einst der pompöse Schützenbrunnen stand. Wenigstens hat er im Sterben noch seine Aufgabe erfüllt und dem Vaterland einen recht ansehnlichen Brocken für die Metallspende geliefert.“[4] 1941 ließen die Stadtväter sogar das symbolträchtige Bismarck-Denkmal aus der Gallusanlage sowie das Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I. in die Schmelzöfen wandern. Gerettet werden konnte hingegen das Heinrich-Heine-Denkmal des Malers und Bildhauers Georg Kolbe (1877-1947); es war nach antisemitischem Vandalismus bereits 1933 vom Städel in Obhut genommen und im Magazin als Skulptur „Frühlingslied“ getarnt worden.
Neben der Metallspende kam es mit Beginn des Krieges zu zahlreichen weiteren Spendenaufrufen, z.B. zur Bücherspende für die Wehrmacht, zur Schallplattensammlung für unsere U-Boote etc., weiterhin Altmaterialsammlungen unterschiedlichster Art, Heilkräutersammlungen, Spinnstoffsammlungen etc. Oftmals wurde die Hitlerjugend damit beauftragt, von Tür zu Tür zu gehen und die jeweils gewünschten Objekte zu erbitten, was gleichzeitig vor allem in Mietshäusern sozialen Druck zu erzeugen half, leider nicht selten auch zu Denunziationen über vorhandene und nicht abgelieferte Gegenstände führte.
Literatur
- Verordnung zum Schutz der Metallsammlung des deutschen Volkes“ vom 29. März 1940; In: Gerhard Werle, „Justiz-Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich“
- 1866-2006 - Sonderheft zum 150-jährigen Bestehen der Norddeutschen Affinerie, S. 5
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/industrie/index.html
- ↑ http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/98003560/index.html
- ↑ Justiz-Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich von Gerhard Werle, Verlag Walter de Gruyter, 1989, ISBN 3110119641, Seite 304
- ↑ http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2835&_ffmpar[_id_inhalt]=61771
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