- Michael Carver, Baron Carver
-
Richard Michael Power Carver, Baron Carver GCB CBE DSO & Spange MC (* 24. April 1915 in Bletchingley, Surrey; † 9. Dezember 2001 in Fareham, Hampshire) war ein britischer Feldmarschall und zuletzt Chef des Verteidigungsstabes (Defence Staff) der Streitkräfte des Vereinigten Königreichs, der später zu einem entschiedenen Kritiker von Kernwaffen und der NATO wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Aufstieg zum Chef des Verteidigungsstabes
Carver trat 1935 seinen Militärdienst im Royal Tank Corps an und fand dort in den nächsten Jahren seine Verwendungen als Offizier.
Im Zweiten Weltkrieg war er zunächst in Nordafrika eingesetzt. 1943 wurde er Kommandeur des 1. Royal Tank Regiments, später dann einer Brigade der 7. Panzerdivision. Mit diesen Einheiten war Carver zunächst in Italien und später im Rahmen der Operation Overlord in der Normandie eingesetzt.
1954 wurde er Chef des Stabes der in Kenia stationierten britischen Armeeeinheiten. Der zu dieser Zeit stattfindende Mau-Mau-Krieg führte jedoch letztlich dazu, dass Kenia 1963 seine Souveränität vom Vereinigten Königreich erhielt. 1964 wurde er Kommandeur der United Nations Peacekeeping Force in Cyprus, kritisierte diese aber später als Behinderung des Fortschritts in Richtung einer politischen Lösung. 1966 wurde er zum Ritter (Knight) geschlagen und führte fortan das Prädikat Sir.
Im Anschluss war er von 1966 bis 1967 Kommandeur der Landstreitkräfte im Kommando Fernost] (Far East Command) in Singapur, ehe er anschließend von Februar 1967 bis März 1969 Oberkommandierender des Fernostkommandos war. Danach folgte von 1969 bis 1971 eine Verwendung als Generalleutnant und Kommandierender General des Südkommandos (Southern Command) der British Army in Wilton (Wiltshire).
1971 erfolgte seine Ernennung zum Chef des Generalstabes der British Army, ehe er am 22. Oktober 1973 als Nachfolger von Admiral Sir Peter Hill-Norton Chef des Verteidigungsstabes der Streitkräfte des Vereinigten Königreichs wurde. Diese Verwendung hatte er drei Jahre inne und wurde am 24. Oktober 1976 von Sir Andrew Humphrey abgelöst.
Kurz darauf wurde er Residierender Kommissionär (Resident Commissioner) des Vereinigten Königreichs in Rhodesien und hatte dieses Amt von 1977 bis 1978 inne.
Mitglied des Oberhauses und Kritiker von Kernwaffen und NATO
Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst wurde er 1977 zum Life Peer in den Adelsstand erhoben, führte den Titel Baron Carver, of Shackleford und gehörte bis zu seinem Tode dem House of Lords an.
Baron Carver war später ein entschiedener Gegner von Kernwaffen und Mitglied der von der Regierung Australiens eingesetzten Canberra-Kommission für die Vernichtung von Nuklearwaffen (Canberra Commission on the Elimination of Nuclear Weapons), die 1996 einen Bericht über den Plan zur nuklearen Abrüstung veröffentlichte. Dazu führte er aus:
- „Die zerstörende Wirkung von Nuklearwaffen ist so groß und deren Gebrauch so katastrophal, dass sie keinen militärischen Nutzen gegen einen vergleichbar ausgestatteten Gegner haben, außer dem Glauben, dass sie davon abhalten, dass ein solcher Gegner die Benutzung seiner Nuklearwaffen unterlässt. Deshalb würde ihre Beseitigung diese Rechtfertigung für ihre Beibehaltung entfernen. Ihr Einsatz gegen einen nicht mit Nuklearwaffen ausgestatteten Gegner ist politisch und moralisch unhaltbar, wie die Geschichte gezeigt hat.“
- (‚The destructiveness of nuclear weapons is so great, and their use so catastrophic, that they have no military utility against a comparably equipped opponent other than the belief that they deter such an opponent from using his nuclear weapons. Therefore, their elimination would remove that justification for their retention. Their use against a non-nuclear opponent is politically and morally indefensible, as history has shown.‘
Als Mitglied des Oberhauses lehnte er die Entscheidung ab, U-Boote der Trident (SLBM)-Klasse zu erwerben, eine Klasse von ballistischen Interkontinentalraketen, die von U-Booten abgefeuert werden und die dem Typ Submarine Launched Ballistic Missile (SBLM) angehören. In einer Debatte im Oberhaus über die Nuklearwaffen des Vereinigten Königreichs griff er 1997 die Regierung mit den Worten an:
- „Wer soll durch eine Abschreckung abgeschreckt werden, auf die er sich selbst bezieht, und warum sollte er dies tun?“
- (‚Who is supposed to be deterred by the deterrent to which she referred, and from doing what?‘)
Schließlich sah er auch die NATO kritisch. In einer anderen Debatte des Oberhauses forderte er die Abschaffung des Oberkommandos der NATO und führte dazu aus, dass dieses nur bestehe, um darüber zu täuschen, dass in Wirklichkeit die Vereinigten Staaten die alliierten Streitkräfte kommandiere.
Veröffentlichungen
- War in Italy, 1943–1945, Pan Macmillan, 2004, ISBN 0-283-07294-6
Weblinks
- „Die zerstörende Wirkung von Nuklearwaffen ist so groß und deren Gebrauch so katastrophal, dass sie keinen militärischen Nutzen gegen einen vergleichbar ausgestatteten Gegner haben, außer dem Glauben, dass sie davon abhalten, dass ein solcher Gegner die Benutzung seiner Nuklearwaffen unterlässt. Deshalb würde ihre Beseitigung diese Rechtfertigung für ihre Beibehaltung entfernen. Ihr Einsatz gegen einen nicht mit Nuklearwaffen ausgestatteten Gegner ist politisch und moralisch unhaltbar, wie die Geschichte gezeigt hat.“
Wikimedia Foundation.