Michael Kollender

Michael Kollender

Michael Kollender (* 19. Februar 1945 in Schlesien; † 25. April 1966 in Berlin) war ein Todesopfer an der Berliner Mauer. Er starb während eines Fluchtversuchs durch Schüsse von Angehörigen der Grenztruppen der DDR.

Leben

Zusammen mit seinen drei jüngeren Geschwistern wuchs er im sächsischen Oberlungwitz auf. Später arbeitete er als Kraftfahrer bei einer Maschinen-Traktoren-Station in einem Nachbarort bis er im November 1965 zum Wehrdienst einberufen wurde. Bei der Nationalen Volksarmee absolvierte er eine Ausbildung zum Kanonier bei einem Flugabwehr-Raketenregiment. Er galt als regimekritisch und trug sich mit Fluchtgedanken.

Am 24. April 1966 war Kollender in der Nachtschicht als Posten auf dem Gelände des ehemaligen Hentschelwerks in Berlin-Johannisthal eingesetzt. In dieser Nacht unternahm er seinen Fluchtversuch. Bewaffnet und in Uniform verließ er seinen Posten, überquerte den Flugplatz Johannisthal und kletterte über die Hinterlandmauer der Grenzsicherungsanlage. Vier zwischen 100 bis 200 Meter von ihm entfernt stehende Grenzsoldaten entdeckten ihn umgehend und nahmen ihn unter Beschuss. Insgesamt gaben sie über 100 Schuss ab. Unbeirrt setzte Kollender seine Flucht fort. Als er kurz vor dem letzten Stacheldraht ankam, gaben zwei der Grenzposten Sperrfeuer ab, um ihn an einer weiteren Flucht zu hindern, dabei trafen sie ihn zwei Mal in den Kopf und mehrfach in den Körper. Den schwer verletzten schleiften die Grenzer in einen Graben, von dem aus er eine halbe Stunde später ins Krankenhaus der Volkspolizei in Berlin-Mitte abtransportiert wurde. Dort verstarb Michael Kollender.

Der angebliche Todesschütze bekam am gleichen Tag die Medaille für vorbildlichen Grenzdienst verliehen und wurde befördert. Alle beteiligten Grenzer wurden für ihr Verhalten belobigt. Nach der deutschen Wiedervereinigung erhob die Staatsanwaltschaft Berlin Anklage gegen die vier Grenzer. Einer bekam neun Monate auf Bewährung. Der mutmaßliche Schütze wurde freigesprochen, da er angab, Kollender als Fahnenflüchtling erkannt zu haben und das Gericht feststellte, dass Fahnenflucht auch in einem Rechtsstaat verfolgt wird.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kollender — ist der Name folgender Personen: Andreas Kollender (* 1964), deutscher Schriftsteller Michael Kollender (1945–1966), Todesopfer an der Berliner Mauer Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit dem …   Deutsch Wikipedia

  • List of deaths at the Berlin Wall — One of many memorials to those who died at the Berlin Wall There were numerous deaths at the Berlin Wall, which stood as a barrier between West Berlin and East Germany from 13 August 1961 till 9 November 1989. Before erection of the Berlin Wall… …   Wikipedia

  • Liste der Todesopfer an der Berliner Mauer — Die Liste der Todesopfer an der Berliner Mauer beinhaltet alle Personen, die als „Maueropfer an der Berliner Mauer zu Tode gekommen sind. Nach den Kriterien eines staatlich geförderten Forschungsprojekts des Zentrums für Zeithistorische Forschung …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Maueropfer — Gedenktafel in der Bernauer Straße in Berlin: „Dem Opfer der Schandmauer Olga Segler, † 26.9.1961, gewidmet“ Als Maueropfer werden die Todesopfer an der Berliner Mauer bezeichnet. Die 123 namentlich bekannten Maueropfer sind hier aufgelistet. Bei …   Deutsch Wikipedia

  • Maueropfer — Gedenktafel in der Bernauer Straße in Berlin: „Dem Opfer der Schandmauer Olga Segler, † 26.9.1961, gewidmet“ Als Maueropfer werden die Todesopfer an der Berliner Mauer bezeichnet. Die 123 namentlich bekannten Maueropfer sind hier aufgelistet. Bei …   Deutsch Wikipedia

  • Mauertote — Gedenktafel in der Bernauer Straße in Berlin: „Dem Opfer der Schandmauer Olga Segler, † 26.9.1961, gewidmet“ Als Maueropfer werden die Todesopfer an der Berliner Mauer bezeichnet. Die 123 namentlich bekannten Maueropfer sind hier aufgelistet. Bei …   Deutsch Wikipedia

  • Opfer der Berliner Mauer — Gedenktafel in der Bernauer Straße in Berlin: „Dem Opfer der Schandmauer Olga Segler, † 26.9.1961, gewidmet“ Als Maueropfer werden die Todesopfer an der Berliner Mauer bezeichnet. Die 123 namentlich bekannten Maueropfer sind hier aufgelistet. Bei …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Kok–Kom — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Literaturpreis Ruhrgebiet — Der vom Regionalverband Ruhr gestiftete Literaturpreis Ruhrgebiet wird seit 1986 durch den in Gladbeck ansässigen Verein Literaturbüro NRW Ruhrgebiet e.V. vergeben. Im Jahre 2006 erfolgte eine Namensänderung. Seitdem heißt die Auszeichnung… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Georg Adam Forster — Georg Forster, Gemälde von J. H. W. Tischbein Johann Georg Adam Forster (* 27. November 1754 in Nassenhuben bei Danzig; † 11. Januar 1794 in Paris) war ein deutscher Naturforscher …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”