Mietshaus Bürgerwiese 14

Mietshaus Bürgerwiese 14
Dresden, Bürgerwiese 14. Am rechten Bildrand erkennt man den Verbindungsbau zum Haus Bürgerwiese 15

Das Mietshaus Bürgerwiese 14 (zuvor Halbe Gasse 2, später An der Bürgerwiese 26) wurde 1838 von Woldemar Hermann erbaut. Es wurde als palaisartiges Wohnhaus im Stil des Klassizismus mit Anklängen an die historistische Neorenaissance errichtet. Es stand an der Südseite der Dresdner Bürgerwiese, Ecke Lindengasse, gegenüber dem Dohnaischen Schlag. Der Abbruch aller Gebäudeteile erfolgte 1899.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das dreistöckige Eckhaus mit Mezzanin wurde als stattliches herrschaftliches Wohnhaus errichtet. Sowohl die Schaufassade als auch die Seitenfassade nahmen jeweils drei Fensterachsen ein. Dadurch entstand eine kubische Form des Baukörpers, die klassizistisch war. Das gequaderte Erdgeschoss mit einer kräftigen Eckrustifizierung zeigte Rundbogenfenster. Die Fenster der beiden glatt verputzten Obergeschosse, zeigten eine flachgiebelige Verdachung mit Akroterienschmuck, Spiegeln und einer zarten Eckquaderung. Ein reichgestaltetes Relief befand sich unterhalb des Gebälks. So waren dort vollplastische Büsten, Vasen und Kandelaber, Greifen und kniende Figuren zu sehen.

Während die kubische Geschlossenheit des Hauses vom Klassizismus geprägt war, zeigte das in der Mitte des Hauptgeschosses befindliche Venezianische Fenster („Palladio-Motiv“) Formen der Neorenaissance. [1]

Standort und Geschichte

Auftraggeber des Baus war Frédéric de Villers (1770–1846), der im Adressbuch von 1839 als Professor der französischen Sprache geführt wird.[2] Villers hatte bereits 1826/27 mit dem Schwanenhaus im ehemaligen Coselschen Garten von Architekt Woldemar Hermann ein Mietshaus errichten lassen.

Ihm gehörte ein großes Grundstück auf dem Gartengelände des nun als Militärhospital genutzten Palais Moszyńska.[3] Dort stand bereits ein Villers gehörendes Gebäude, an dessen hofseitigen Anbau das neue Haus direkt angesetzt wurde.[4] De Villers verkaufte Parzellen seines großen Grundstücks und gilt als einer der Auslöser des Baubooms im späteren Englischen Viertel. In den Folgejahren entstanden unter anderem die Lüttichaustraße, die Lindengasse und die Moscinskystraße auf dem Parkgelände des Moszynska-Palais.[5]

So begann die Dresdner Bürgerwiese, sich in den 1830er-Jahren zu einem vornehmen Areal mit großbürgerlichen Bauten zu wandeln. Bis dahin war die Bürgerwiese eine von der Stadt als Viehweide verpachtete ummauerte Wiese gewesen. Doch mit zunehmender Bebauung wuchs der Wunsch nach der Anlage eines Gartens. Schon 1835 hatten sich mehrere gut situierte Anwohner, darunter Frédéric de Villers und der Königliche Leibarzt Friedrich Ludwig Kreysig, über ihre völlige Isolierung von der Stadt beschwert und über die Mauer, die der Wiese den Anschein eines Tierzwingers verleihe. 1838 beschlossen die Dresdner Stadtverordneten, die tieferliegende Innere Bürgerwiese auffüllen zu lassen und eine Gartenanlage anzulegen.[6]

Im Jahre 1856 lebten im Haus, dessen Eigentümer nun als Herr von der Trenk angegeben wird, im Parterre ein „Herrendiener“, im ersten Obergeschoss die Witwe Frau von Tempsky und die als „Privata“ bezeichnete Frau von Broizem. Eine Etage darüber lebte die Witwe eines Kammerherrn am sächsischen Hofe, Gräfin von Rex. Im Mezzaningeschoss unter dem Dach wohnte Carl Theodor Chalybäus, der Direktor des Grünen Gewölbes.[7]

Die Adresse des Wohnhauses wechselte mehrfach. Erbaut wurde es, bevor die Halbe Gasse und die Dohnaische Gasse, die beide entlang der Bürgerwiese verliefen, zu „An der Bürgerwiese“ zusammengefasst wurden. Zur Zeit der Erbauung lautete die Adresse Halbe Gasse 278, die Häuser wurden damals noch mit ihrer Katasternummer bezeichnet.[8] 1839 führte die Dresdner Stadtverwaltung die Straßenweise Nummerierung der Häuser ein.[9] So erscheint das Haus im Adressbuch von 1840 gemeinsam mit dem Nachbarhaus als „Halbegasse 2 u. 3 (...) de Villers“.[10] Später lautete die Adresse Bürgerwiese 14, bis die Nummerierung auf die heutige Zählweise umgestellt wurde (gerade Hausnummern auf der einen, ungerade auf der anderen). So lautete die Adresse bis zum Abriss 1899 Bürgerwiese 26.[11]

Das Gebäude wurde 1899 zusammen mit den älteren Gebäuden auf dem selben Grundstück und gemeinsam mit dem Seebachschen Haus abgerissen, um moderner Blockrandbebauung Platz zu machen. An ihre Stelle wurden drei herrschaftliche Jugendstil-Mietshäuser gesetzt, so das Mietshaus Bürgerwiese 20 und das sogenannte Dianabad.

Literatur

  • Volker Helas: Architektur in Dresden 1800-1900. Verlag der Kunst Dresden GmbH, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4.
  • Volker Helas: Villenarchitektur Dresden. Taschen, Köln 1999.

Weblinks

 Commons: Bürgerwiese 14, Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helas (1991), S. 139 (Bürgerwiese 14. 1838 von Hermann)/ Helas (1999), S. 52 (Woldemar Hermann, Bürgerwiese 14, 1838).
  2. Königl. sächs. concessionirter Dresdner Adress-Kalender. Dresden 1839, S. 266.
  3. Siehe zum Beispiel auf dem Grundriß von Haupt- und Residenz-Stadt Dresden nebst den Vorstädten. 1:4 000, Lithographie von 1833 von I. G. Hessler (online in der deutschen Fotothek).
  4. Heidrun Laudel: Architektur und Bauwesen. in: Reiner Gross und Uwe John: Geschichte der Stadt Dresden. Band 2. Stuttgart 2006. Seite 648. Dazu auch eine Abbildung im selben Band, Seite 649.
  5. Thomas Wieczorek: Das Villenviertel an der Bürgerwiese. in: Ronald Franke, Heidrun Laudel (Hrsg.): Bauen in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert. Dresden 1991, S. 25f.
  6. Sylvia Butenschön: Geschichte des Dresdner Stadtgrüns. Berlin 2007, Seite 140 f.
  7. Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. Dresden, 1856. Teil 2 mit Häuserbuch, S. 291.
  8. Königl. sächs. concessionirter Dresdner Adress-Kalender. Dresden 1839, S. 266.
  9. Gisela Hoppe: Die Dresdner Adressbücher. in: Dresdner Geschichtsbücher 5, Altenburg 1999, S. 258
  10. Dresdner Adress-Handbuch. Dresden 1840, S. 301.
  11. Wohnungs- und Geschäfts-Handbuch der Königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden für das Jahr 1892. Dresden 1892, S. 841.
51.04388888888913.740833333333

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