Minas Morgul (Album)

Minas Morgul (Album)
Minas Morgul
Studioalbum von Summoning
Veröffentlichung 1995
Label Napalm Records
Format CD, LP
Genre Black Metal
Anzahl der Titel 11
Laufzeit 67 min 51 s

Besetzung

Produktion Summoning
Studio Hörnix Studio
Chronologie
Lugburz
(1995)
Minas Morgul Dol Guldur
(1996)

Minas Morgul (sindarin für Turm der Schwarzen Magie) ist das zweite Studioalbum der österreichischen experimentellen Black-Metal-Band Summoning. Es wurde 1995 bei Napalm Records veröffentlicht. Laut Aussage der Band wird es von vielen Fans und der Band selbst als heimliches Debütalbum Summonings angesehen und stellt für Summoning selbst weiterhin eine der wichtigsten Veröffentlichungen dar.[1]

Minas Morgul wurde 2007 zusammen mit seinem Vorgängeralbum Lugburz und dem Nachfolgeralbum Dol Guldur vom spanischen Label Temple of Darkness Records als Picture-LP-Box und damit erstmals auf Vinyl veröffentlicht.[2]

Inhaltsverzeichnis

Stil und Text

Verglichen mit dem Vorgängeralbum Lugburz aus dem gleichen Jahr markiert Minas Morgul einen deutlichen Wendepunkt in der Entwicklung von Summoning. Nach der Trennung von Drummer Alexander „Trifixion“ Trondl wurden die Schlagzeuge mit dem Keyboard (nicht mit dem Drumcomputer) eingespielt, was für den Bereich des Black Metals eher unüblich ist, für Summoning aber im Laufe der Zeit typisch wurde[3].

War Lugburz noch ein typisches Black-Metal-Album, so wurden auf Minas Morgul nun verstärkt Keyboards als melodietragende Instrumente eingesetzt. Im Gegensatz zu Dol Guldur aus dem Jahr 1996 sind die Gitarrenriffs noch nicht nur reine Begleitung, treten aber schon deutlich in den Hintergrund. Der Gesang ist das für den Black Metal typische Screaming, teilweise wurde dieses auch elektronisch verzerrt.

Wie bei allen Alben vor Let Mortal Heroes Sing Your Fame verwendeten Summoning für die Lyrics ausschließlich Themen aus der Der-Herr-der-Ringe-Trilogie von J. R. R. Tolkien. Dabei wurden Textpassagen oder Gedichte Tolkiens aus den Romanen teilweise unverändert übernommen, da Summoning sich „als Komponisten und nicht als Poeten sehen und fühlen“ und daher nicht selber texten[4].

Lieder

Das Intro Soul Wandering ist laut dem Rezensenten Horrschd auf medienkonverter.de „das einzig durchschnittliche an der CD“[5]. Christian Heckmann bemängelt auf metal1.info, dass die Melodie, so nett sie auch sei, den Zuhörer nicht bei der Stange halten könne und langweile[6].

Lugburz ist nach dem Namen des Dunklen Turms Barad-dûr Saurons in Mordor in der Schwarzen Sprache benannt. Die Gedichte Cold Be Hand and Heart and Bone (Kalt sei Hand, Herz und Gebein) und When Winter First Begins to Bite (Kommt erst der Winter wieder her) bilden die textliche Basis des Liedes[7][8]. Während ein Rezensent auf rateyourmusic.com Lugburz zu den besten Songs der Band zählt, bemängelt Christian Heckmann wiederum die Einfallslosigkeit und mangelnde Abwechslung des Stückes[9][6].

Für The Passing of the Grey Company wurde das Gedicht Over the Land There Lies a Long Shadow (Über dem Land liegt lang der Schatten) aus dem dritten Band des Herrn der Ringe verwendet[7][10]. Dort heißt das zweite Kapitel des fünften Buches The Passing of the Grey Company. Als Graue Schar werden dort mehrere Dúnedain-Waldläufer bezeichnet, die Aragorn auf den Pfaden der Toten durch das Weiße Gebirge folgen.

Während Christian Heckmann meint, das Stück schließe sich nahtlos an das einfallslose Lugburz an, findet Myrn auf metal.de, dass, da der Song „so perfekt organisch arrangiert wurde, […] man sich die Melodien noch stundenlang anhören“ könne[6][11]. Horrschd von medienkonverter.de hält The Passing of the Grey Company für „ein hervorragendes Stück Musik, genial in der Komposition“, es sei aber auch ein Beispiel für die mangelnde Qualität des bei der Produktion verwendeten Equipments. Den Klang der Keyboards vergleicht er mit Super Nintendo Soundtracks[5].

Der Fluss Morthond (Blackroot/Schwarzgrund) ist Namensgeber für das vierte Lied, dessen Text sich aus Teilen des Gedichtes We Heard of the Horns in the Hills Ringing (Wir hörten von Hörnerklang in den Bergen), das den Fall Théodens thematisiert, zusammensetzt[7][10]. Ein Rezensent auf rateyourmusic.com hält das Lied für eines der aggressivsten des Albums und den Einsatz des Keyboards für wundervoll und „dunkel wie nie“ („Splendido l'uso delle tastiere, oscure come non mai“)[9]. Für Horrschd auf medienkonverter.de „schafft es [Morthond] wie kaum ein anderes Lied, eine abwärtsführende Verzweiflungsspirale im Kopf des Hörers aufzubauen“. Der Aufbau des Stückes spiegle den Verlauf negativer Phasen im realen Leben wider[5].

Marching Homewards ist für Christian Heckmann der einzige Song des Albums, den er sich „im Vollbesitz [s]einer geistigen Kräfte freiwillig anhören würde“[6]. Für John Chedsey von der Review-Seite Satan Stole My Teddybear sind das Lied, und vor allem seine schnelleren Teile, Beispiele für den alten Black-Metal-Stil, der bei Minas Morgul noch vorhanden sei[12]. Ralf Scheidler auf bloodchamber.de nennt Marching Homewards ein Beispiel dafür, wie die „harsche Simplizität des Black Metals […] mit epischen Keyboardarrangements und überaus gelungenen Percussions aus der Konserve“ verschmelze, „was der Musik einen fast meditativen Charakter“ verleihe.[13]

Das kurze Interludium Orthanc wurde nach Sarumans Turm in Isengart benannt. Laut Heckmann ist das Instrumental eine Ausnahme von der Abwechslungslosigkeit des Albums.[6]

Orthanc leitet über zu Ungolianth (in der Schreibweise der ersten deutschen Ausgaben von Tolkiens Silmarillion). Das Spinnenwesen Ungoliant ist die Namensgeberin für das Lied, in dem der Diebstahl der Silmaril durch Morgoth und Ungoliant aus der Sicht Morgoths erzählt wird.[7]

Dagor Bragollach ist für John Chedsey das erste Stück des Albums, das die aktive Aufmerksamkeit des Zuhörers wecke.[12] Das Lied, nach der Schlacht des Jähen Feuers aus dem Silmarillion benannt, kommt dabei ohne Gitarrenbegleitung aus und hat für Horrschd von medienkonverter.de „eine der mitreißendsten“ Melodien, die er je gehört habe.[7][5] Myrn bezeichnet das Lied als „urgewaltig“, Ralf Scheidler als eines der „sphärische[n], fast klassische[n] Stücke“ des Albums.[11][13]

Through the Forest of Dol Guldur wiederum wird für Caspian von metal-archives.com „von einigen wahrhaft großen Gitarrenriffs vorangetrieben (driven by a few truly huge guitar riffs“)[14].

Der größte Teil des Textes von The Legend of the Master-Ring besteht aus dem Gedicht The Lord of the Rings (Der Herr der Ringe) Tolkiens aus dem ersten Band des gleichnamigen Buches.[7][8] Caspian lobt die „ungeheure Stimmung und Atmosphäre (tremendous vibe and atmosphere“) des Liedes, Horrschd gar findet, dass „die Pianomelodie die beste Melodie ist, die je in Tasten gehauen wurde“.[14][5].

Dor Daedeloth, benannt nach dem Angband umgebenden Land of the Shadow of Dread (Land des schrecklichen Schattens) im Norden Beleriands bildet den Abschluss des Albums. Der Rezensent Pilsengrinder auf metal-archives.com nennt das Stück ein „großartiges Kunstwerk (splendid work of art)“, auf rateyourmusic.com bezeichnet es ein Benutzer als „langsam und verträumt ([l]enta e sognante)“ und den „idealen Abschluss des Albums (l'ideale conclusione dell'album)“.[14][9]

Rezeption und Kritik

Minas Morgul und der Stilwechsel vom klassischen zum seitdem für Summoning typischen, keyboardlastigen experimentellen Black Metal wurden von Kritikern und Fans überwiegend positiv aufgenommen. So vergibt Myrn auf metal.de die Höchstnote 10 und lobt das atmosphärisch dichte, komplexe, und rhythmisch mitreißende Arrangement der Lieder „ohne nur eine einfallslose, langweilige Stelle“.[11]

In seinem Review auf metal-observer.com vergibt Paul 8 von 10 Punkten für ein „fesselndes […] und grenzenlos interessantes (compelling […] and unfailingly interesting)“ Album einer „einzigartigen und faszinierenden Band (unique and fascinating band)“[15].

Der Rezensent A.K. von sputnikmusic.com hebt die Vorreiterrolle Summonings im Bereich des atmosphärischen Black Metals hervor. Er würdigt das präzise Zusammenspiel der Instrumente und benotet das „bombatische, epische“ Album mit 4.5 von 5 möglichen Punkten.[16] Mit 10 von 10 Punkten bewertet Coldhand auf metalstorm.net das Album. Auch für ihn machen die epische Atmosphäre und das mittelalterliche Feeling Minas Morgul zu „einem der perfektesten Black-Metal-Kunstwerke (one of the most perfect pieces of Black Metal art)“. Daneben lobt er im Gegensatz zu den meisten Kritikern die Produktion und Abmischung des Albums und die Qualität der verwendeten Ausrüstung.[17]

Die unausgereifte Produktion von Minas Morgul und vor allem der Sound der Keyboards sind jedoch für viele Rezensenten ein größeres Manko des Albums. Für Horrschd ist der „Klang der Keyboards, der wirklich das Prädikat ‚gewöhnungsbedürftig quäkend und eigentlich schrecklich‘ verdient hat“ der Grund, das Album, das er zuvor in den höchsten Tönen gelobt hat, mit 5 statt der Höchstnote von 6 Punkten zu bewerten.[5] In die gleiche Richtung geht die Kritik von Deadleft bei voenger.de.[18]

Während die Länge und das reduzierte Tempo der einzelnen Songs sowie die häufigen Wiederholungen der Themen in manchen Reviews besonders lobend erwähnt werden, ist dies für manche Kritiker ein großer Mangel des Albums. John Chedsey bezeichnet vor allem die erste Hälfte von Minas Morgul als „bestenfalls mühsam durchhaltbar (tedious at best to sit through)“, und verweist auf die späteren, seines Erachtens deutlich besseren Veröffentlichungen der Band.[12]

Christian Heckmann verreißt das Album dagegen fast vollständig und vergibt 3 von 10 Punkten. Vor allem der seiner Meinung nach einfallslos programmierte Drumcomputer und die sich dauernd wiederholenden, seines Erachtens abwechslungslosen Gitarrenriffs sind der Grund für seine teils harsche Kritik. Auch die Produktion und die Abmischung des Albums wird bemängelt. So sei der Gesang kraftlos und zu weit in den Hintergrund gemischt, die Gitarre eindimensional und dünn, der Drumcomputer wirke steril und das Ganze werde schließlich „von den Keyboards plattgemacht“. Zwar blitze auf Minas Morgul „doch tatsächlich manchmal Kompetenz auf“, jedoch seien die Stücke fast immer zu lange geraten, um nicht langweilig zu werden. So sei Minas Morgul „keine grausame Ohrenfolter, sondern eigentlich nur stinklangweilig“.[6]

Titelliste

  1. Soul Wandering – 2:32 (Instrumental)
  2. Lugburz – 7:15
  3. The Passing of the Grey Company – 9:16
  4. Morthond – 6:44
  5. Marching Homewards – 8:11
  6. Orthanc – 1:39 (Instrumental)
  7. Ungolianth – 6:37
  8. Dagor Bragollach 5:05
  9. Through the Forest of Dol Guldur – 4:47
  10. The Legend of the Master-Ring – 5:27
  11. Dor Daedeloth – 10:16

Albumcover

Auch das Cover von Minas Morgul stellt wie die Cover aller Studioalben bis einschließlich Stronghold eine Burg oder Festung dar. Das hauptsächlich in Blautönen gehaltene Artwork zeigt eine befestigte Stadt in einer tiefen Schlucht. Myrn bezeichnet das Cover in seiner Rezension auf metal.de als „dürftig“, und rät dem Leser, sich nicht davon abschrecken zu lassen[11].

Einzelnachweise

  1. Beschreibung von Minas Morgul auf der Homepage von Summoning
  2. Ankündigung des Releases der Picture-Disc-Box auf der Homepage von Summoning (engl.)
  3. Carlos Martin Cuevas: Interview mit Summoning auf tartareandesire.com
  4. Interview mit Summoning auf strombringer.at
  5. a b c d e f Review zu Minas Morgul auf medienkonverter.de
  6. a b c d e f Christian Heckmann: CD-Review: Summoning - Minas Morgul bei metal1.info
  7. a b c d e f Texte der Lieder auf der Homepage von Summoning
  8. a b Gedichte aus Die Gefährten (engl.)
  9. a b c Reviews zu Minas Morgul auf rateyourmusic.com (engl.)
  10. a b Gedichte aus Die Rückkehr des Königs (engl.)
  11. a b c d Review zu Minas Morgul auf metal.de
  12. a b c John Chedsey: Review zu Minas Morgul auf ssmt-reviews.com (engl.)
  13. a b Ralf Scheidler: Review zu Minas Morgul auf bloodchamber.de
  14. a b c Rezension zu Minas Morgul auf metal-archives.com (engl.)
  15. Rezension zu Minas Morgul auf metal-observer.com (engl.)
  16. Rezension zu Minas Morgul auf sputnikmusic.com (engl.)
  17. Rezension zu Minas Morgul auf metalstorm.net (engl.)
  18. Rezension zu Minas Morgul auf voenger.de

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