Mueang Sing (Laos)

Mueang Sing (Laos)

Mueang Sing ist eine Stadt im Norden von Laos, etwa 14 Kilometer von der Grenze zu China entfernt. Der Ort liegt in einer etwa 700 Meter hohen Talebene inmitten von hohen Bergen am Fluss Nam Sing und wurde nachweisbar seit 1792 besiedelt.

Inhaltsverzeichnis

Bevölkerung

Bewohner von Mueang Sing bei der Reisernte

Die erste nachweisbare Bevölkerung von Mueang Sing bildete die Anhängerschaft der Witwe des verstorbenen Herrschers über Chiang Khaeng, die Chao Surintha und ihrem Sohn Chao Saengsi hierher begleitete. Mehrere Deportationen zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließen die Zahl der Einwohner von Mueang Sing und anderer Herrschaftsgebiete im Norden von Laos so drastisch schrumpfen, dass die Gegend die Taleben für mehrere Jahrzehnte praktisch unbewohnt blieb und nur vereinzelte Gruppen der aus dem Osten eingesickerten Bergvölker verblieben. Sie wurden von den Siamesen im damaligen Reich Nan bei Chiang Kham angesiedelt, wo sie Fronarbeit verrichteten.

In den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts ließ der Herrscher von Chiang Khaeng einzelne Bewohner seines Herrschaftsgebietes in der Talebene ansiedeln und die Naturvorkommen an Holz und anderem ausbeuten. Dies stieß auf den erbosten Widerstand des Herrschers von Nan, Chao Ananta Worarittidet, der den Abzug der Fremden aus dem von ihm beanspruchten Gebiet durchsetzte. Bereits 1880 kann aber ein erneuter Versuch von Chiang Khaeng nachgewiesen werden, als man sich von dem birmanischen Ava lösen wollte und nach einer besser zu verteidigenden Hauptstadt umsah. 1887 wurden etwa 1.000 Bewohner von Chiang Khaeng nach Mueang Sing umgesiedelt.

Infolge der Siedlungspolitik der Franzosen stieg die Bevölkerung seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie besteht heute aus Akha, Lue, Thai Nuea, Yao, Thai, Hmong (Lao Sung) und Khmu (Laos Thoeng). 1992 gab es etwa 200 Haushalte.

Siedlungsgeschichte

Die erste Siedlung befand sich etwa 5 Kilometer südwestlich des heutigen Mueang Sing bei Ban Nam Dai. Innerhalb einer Generation entstand eine zweite Siedlung mit einem Wall, die "Stadt" genannt wurde: Wiang Fa Ya.

Auf einem der südlich gelegenen Gipfel wurde daraufhin die große Pagode Phra That Siang Thuem errichtet.

Bauten

Im Norden der Stadt Mueang Sing errichtete man 1884 den Wat Hua Khua, die eigentliche neue Stadt Mueang Sing war 1887 soweit fertiggestellt, dass Siedler aufgenommen werden konnten. Die Stadt war schachbrettartig mit acht quadratischen Feldern angelegt. Die Abstände zwischen den Quadraten waren unterschiedlich breit. Insgesamt hat die Stadt etwa 800 Meter Seitenlänge und eine Fläche von rund 65 ha.

Für 1890 sind 121 Häuser gezählt worden, die von einem Tempel, dem Wat Luang, der innerhalb des schützenden Erdwalls im Südosten lag, versorgt wurden. Nach 1896 errichteten die Franzosen ein Fort und stationierten Truppen. Eine befestigte Straße ging von Mueang Sing bis an die chinesische Grenze. An dieser Straße ließen sie bei Mueang Sing einen Markt aufstellen, der zum wirtschaftlichen Zentrum der Stadt wurde.

Mueang Sing besaß noch mindestens bis in die Zwanziger Jahre einen aus Holz errichteten Palast, der ein sehr hohes schräges Dach aufwies.

Politische Geschichte

Mueang Sing war seit seiner Gründung durch Herrscher von Chiang Khaeng von den Birmanen abhängig und lieferte über lange Jahre jährlichen Tribut nach Ava, wie diese auch. Nach der dunklen Zeit birmanischer Wirren, löste sich Chiang Khaeng von Ava und errichtete mit Mueang Sing eine neue Hauptstadt, die gegen etwaige birmanische Vergeltungsangriffe besser zu verteidigen war.

Gleichzeitig beanspruchte aber auch das siamesische Nan die Herrschaft über dieses Gebiet. 1889 setzte man den territorialen Anspruch durch eine Militäraktion schließlich, seit 1890 war Mueang Sing Untertan des Königs Chulalongkorn (Rama V.). 1895/96 ging Mueang Sing im Kolonialreich Französisch-Indochina auf, dessen Kolonialherr Siam militärisch unter Druck gesetzt und für die Abtretung großer Gebiete am linken Ufer des Mekong gesorgt hatte. Die Franzosen waren nicht gerne gesehen, weshalb zwischen 1907 und 1911 Konflikte ausbrachen und der Herrscher von Mueang nach Chiang Rung in China fliehen musste. Man ließ ihn 1916 absetzen und Mueang Sing direkt der Kolonialverwaltung unterstellen.

1946 überfiel die Kuomintang von China aus Mueang Sing und zerstörte teilweise den Markt. 1954 verließen die Franzosen Laos vollständig.

Literatur

  • Volker Grabowsky: Bevölkerung und Staat in Lan Na : ein Beitrag zur Bevölkerungsgeschichte Südostasiens. Habilitationsschrift, Universität Hamburg, Fachbereich für Orientalistik. 1996.
  • Volker Grabowsky: "Introduction to the history of Müang Sing (Laos) prior to French rule: the fate of a Lü principality". Bulletin de l'École francaise d'Extrème-Orient 86 (1999), S. 233-291.

Weblinks

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