Mune (Heiligtum)

Mune (Heiligtum)

Das Mune-Symbol war das Nationalheiligtum des Kanem-Reiches am Tschadsee. Im Zuge seiner Islamisierungspolitik zerstörte der König Dunama II. (1203-1242) dieses Symbol der staatlichen Einheit.

Die Konsequenzen der Zerstörung des Mune werden von den inneren Quellen als desaströs betrachtet. Während die Königschronik von Kanem, der Diwan, dieses Ereignis als Auslöser dynastischer Konflikte ansieht, ist Ibn Furtu davon überzeugt, dass die kurzsichtige Gewalthandlung die Heraufbeschwörung eines vorher unbekannten Machtstrebens zwischen den Großen des Reiches zur Folge hatte. Insbesondere der siebenjährige Krieg gegen die vorher fest ins Reich integrierten Tubu aber letztlich auch die 1381 erfolgte Vertreibung der herrschenden Sefuwa aus Kanem sollen Konsequenzen der verhängnisvollen Tat gewesen sein.

Der Chronist Ibn Furtu vergleicht den Mune mit der Sakina des Koran und schreibt beiden heiligen Objekten die gleiche religiöse Potenz zu. Zudem gibt er klar zu erkennen, dass er den Mune als die vom König Saul ererbte Bundeslade Israels betrachtet. Der etwas verklausuliert aber dennoch unmissverständliche Satz ist bisher von den Forscher nicht sonderlich beachtet worden. Mehrere Hinweise des Diwan deuten jedoch an, dass die israelitische Komponente der Geschichte Kanem-Bornus ernst zu nehmen ist: die am Anfang der Chronik stehenden 20 Patriarchen-Namen angefangen mit Adam, von denen mehrere eine eigenständige, von arabischen Texten unabhängige Überlieferung annehmen lassen, die auf Abraham zurückführende mündliche Überlieferung und die bikephale Aufteilung der Macht in die Duguwa/Zaghawa und die Sefuwa Herrschergruppen. Auch christliche Reminiszenzen sind in der frühen Geschichte von Kanem zu verzeichnen. Dennoch geben die arabischen Geographen klar zu erkennen, dass das vorislamische Kanem weder ein israelitischer noch ein christlicher Staat war. Sein sakrales Königtum ist statt dessen als kanaanäisch-israelitischer Staat mit starken polytheistischen Komponenten zu betrachten. Phönikisch-punische Sklavenjäger etablierten zur Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. einen militärischen Stützpunkt am Südende der zentrale Route der Sahara, aus dem sich später die Nachfolgestaaten Agisymba und Kanem herausbildeten.

Angesichts dieser Hinweise auf Kanaan und Israel erscheint es sinnvoll, den Mune-Namen etymologisch als leichte Umformung des biblischen manna ("Himmelsbrot") zu deuten. Nach H 9,4 soll sich in der Bundeslade ein Krug mit Manna, sowie ein Stab des Aaron und die Bundestafeln des Mose befunden haben. Die verheerenden Konsequenzen der Zerstörung des Mune deuten an, dass das Heiligtum vorher wesentlich zur Integration der verschiedenen Kultparteien in den Tempeldienst und in den Staat beigetragen hatte.

Literatur

  • Dierk Lange: The Mune as the Ark of the Covenant between Duguwa and Sefuwa in ancient Kanem. In: Borno Museum Society Newsletter 66-67 (2006), S. 15-25 PDF
  • Dierk Lange: Le Diwan des Sultans du Kanem-Bornu. Wiesbaden 1977, S. 65-72
  • Dierk Lange: Ancient Kingdoms of West Africa. Dettelbach 2004, S. 242f, 556f
  • Herbert R. Palmer: Kanem Wars. In: Sudanese Memoirs, Lagos 1928, S. 69-72

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