Nantovinus

Nantovinus

Nantovinus (auch Conrad Nantwein oder Nantwin(us), † um 1286 in Wolfratshausen) war der Legende nach ein frommer Pilger, der den Märtyrertod erlitt. Er wird als Heiliger verehrt, sein Gedenktag ist am 7. August[1].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über Herkunft und Beruf von Nantovinus wird nichts berichtet. Der Überlieferung nach kam der Pilger im Jahr 1286 auf einer Wallfahrt nach Rom mit dem Pferd nach Wolfratshausen. Als der amtierende Richter Ganter erfuhr, dass der Pilger in einer Herberge angeblich einen minderjährigen Knaben zur Unzucht verleitet habe, ließ er den Fremden gefangen nehmen und auf die Wolfratshauser Burg bringen. Während dessen bemerkte der Richter, dass Nantovinus eine beträchtliche Summe Geld mit sich führte. Um daran zu gelangen, verurteilte er ihn ohne Zeugenbefragung zum Tode auf dem Scheiterhaufen. In Stadlers Vollständigem Heiligenlexikon von 1858 heißt es, der Richter wollte in den Besitz seines schönen Pferdes kommen[2].

Der Legende nach wurde der Verurteilte gefragt, an welcher Stelle er verbrannt werden wolle. Daraufhin habe er den Knopf seines Pilgerstabes abgenommen und über die Loisach hinweg geworfen, mit den Worten „Wo dieser niederfällt, soll meine Richtstätte sein“. An dieser Stelle steht heute die Kirche St. Nantwein. Dort soll er dann auch verbrannt worden sein.

Am Ort des Martyriums ereigneten sich bald schon Wunder. Beispielsweise wurde überliefert, dass das erblindete Pferd des Richters Ganter wieder sehen konnte, nachdem ihm ein Stück Knochen aus der Asche des verbrannten Märtyrers vor die Augen gehalten wurde. Die übrig gebliebenen Knochen wurden in einem zu Ehren des Märtyrers errichteten Kirchlein aufbewahrt, das nur einige Jahre später am Hinrichtungsort errichtet wurde. Es wurde auch die Hirnschale sowie ein Pilgerfläschchen des Heiligen aufbewahrt. Wegen der wunderbaren Vorkommnisse strömten Pilger herbei, und Papst Bonifatius VIII. soll im Jahr 1297 die Heiligsprechung von Nantovinus vollzogen haben. .

Kirche St. Nantwein

Aufgrund des Ansturms von Pilgern wurde im Jahre 1624 an gleicher Stelle die noch heute bestehende Barockkirche St. Nantwein erbaut.

Zur Finanzierung der Kriegskasse mussten die mittlerweile silbergefassten Reliquien 1801 dem Staat ausgehändigt werden. Nach mehrmaligen Besitzerwechsel gelangte die Hirnschale 1928 schließlich in den Besitz eines Münchners. Dieser schenkte sie dem Münchner Stadtmuseum, wo sie sich auch heute noch befindet. Das Pilgerfläschchen ist jedoch bis heute verschollen.

Der Wolfratshauser Stadtteil Nantwein, wo sich das Geschehen abgespielt haben soll, erhielt danach seinen Namen. Bildnisse von Nantovinus stellen seinen Verbrennungstod dar oder einen Pilger in Fesseln.

Literatur

  • Gabriele Rüth, Sabrina Schwenger (Hrsg.): Nantwein – Eine Legende – Viele Geschichten, 2006.
  • Stadt Wolfratshausen: Heimatbuch – Wolfratshausen 2002, Herausgegeben zum 1000-jährigen Jubiläum 2003.

Quellen

  1. http://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nantwein_von_Wolfratshausen.html
  2. Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 511-512.

Weblinks


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