Neustadt (Flensburg)

Neustadt (Flensburg)

Als Neustadt (dänisch: Nystaden) bezeichnet man den Teil der Stadt Flensburg, der ab 1796 als erster außerhalb der damals noch befestigten Altstadt ausgebaut wurde. Die Neustadt erstreckt sich hauptsächlich entlang der auch die Altstadt durchziehenden Hauptstraße in Nord-Süd-Richtung. Sie liegt unmittelbar nördlich des bekanntesten Flensburger Wahrzeichens Nordertor.

Die Neustad am Platz mit dem Denkmal zu Ehren der 1848 Gefallenen

Geschichte

Im 18. Jahrhundert befanden sich im Bereich der späteren Neustadt fast nur Wirtschaftsgebäude, da es der Magistrat untersagt hatte, auf dem Stadtfeld Wohnhäuser zu errichten. Lediglich die Müllerhäuser der beiden Windmühlen, der Tal- oder Siigmühle sowie der noch heute erhaltenen Bergmühle, dienten auch Wohnzwecken, da die Mühlen jederzeit bedient werden mussten. Auch Teile der Armenhäuser für den nördlichen Stadtteil lagen vor dem Nordertor. Erst ab 1796 durften auch Wohnhäuser auf dem Stadtfeld errichtet werden.

Die Neustadt entwickelte sich fortan sehr rasch, nicht zuletzt wegen ihrer sehr verkehrsgünstigen Lage, denn der gesamte Flensburger Verkehr von und nach Norden musste die Hauptstraße passieren. Diese trägt zwischen dem Nordertor und der Aufteilung in Bauer Landstraße und Apenrader Straße noch heute den Namen Neustadt ohne weitere Zusätze. Im südlichen Bereich entstanden beiderseits der Straße Wohn- und Geschäftshäuser, wobei auch vorhandene ältere Bausubstanz zu teilweise repräsentativen Wohn- und Kontorhäusern ausgebaut wurde (ein schönes Beispiel ist das Haus Neustadt 15). Nördlich hiervon bis zur Abzweigung der Harrisleer Straße bestanden teilweise schon vorher Produktionsanlagen (darunter eine Ziegelei), die zudem von der Nähe zum Hafen profitierten. Im nördlichen Teil der Neustadt entstand wiederum eine geschlossene Wohnbebauung, der sich jedoch in zweiter Reihe teils bedeutende Fabrikationsanlagen anschlossen.

Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung, die Flensburg seit den 1830er Jahren errichte, entwickelte sich die Neustadt neben den neuen Ausbauten des Johannisviertels zum bedeutendsten Industriestandort der nun immer schneller wachsendenden Fördestadt. Am bekanntesten wurden Christiansens Brennereien und Hefefabrik (teilweise noch in Betrieb), die Eisengießerei Dittmann und Jensen (später Nordische Ofenfabrik - einige Gebäude noch vorhanden, darunter die Fabrikantenvilla Neustadt 42) und später die Walzenmühle, heute Flensburgs größtes industriegeschichtliches Denkmal.

Nach dem Anschluss des Herzogtums Schleswig an das neue Deutsche Reich (1864/1867/71) stagnierte die Entwicklung der Stadt kurzzeitig, bevor sie dann in ihre bis heute größte Wachstumsphase eintreten sollte. An der Wasserseite der Neustadt entstand mit der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft ab 1873 eine Großwerft. Die Hauptstraße entwickelte sich zu einer wichtigen Einkaufsstraße für den wachsenden nördlichen Stadtteil. Ab 1881 fuhr die Pferdebahn, ab 1907 die elektrische Straßenbahn durch die Neustadt. In den westlichen und nördlichen Nebenstraßen entstanden ausgedehnte Arbeiterwohnviertel.

Bis in die 1960er Jahre änderte sich das Gefüge der Neustadt nur wenig. Dann verschwand jedoch ein Teil der Industriebetriebe. Seit den 1990er Jahren ist auch das Geschäftsleben im Stadtteil deutlich ausgedünnt worden, dafür prägen nicht weniger als vier Supermärkte im Bereich der früheren Industriebetriebe nun das Bild der Neustadt, die heute zudem einer der größten sozialen Brennpunkte der Stadt ist. Einige Sanierungsmaßnahmen haben jedoch wieder zur Aufwertung des Stadtteils geführt.

Literatur

  • Gerret Liebing Schlaber: Fra opland til bydele. Flensborgs bymark og de indlemmede landsbyer i foto og tekst ca. 1860-1930. Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009.
  • Karl Weigand: Flensburg-Atlas. Die Stadt Flensburg in der deutsch-dänischen Grenzregion in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1978.

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