- Wally Neuzil
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Wally Neuzil (* 19. August 1889 in Tattendorf, Niederösterreich; † 27. Dezember 1917 in Sinj, Dalmatien) war ein Modell Egon Schieles und dessen Lebensgefährtin.
Biografie
Walburga Pfneisl wurde in Tattendorf (Niederösterreich) als uneheliche Tochter der Taglöhnerin Thekla Pfneisl und des aus Kolomeritz (Koloměřice) in Böhmen stammenden Volksschullehrers Josef Neužil geboren. Die Eltern heirateten am 11. März 1895, Walburga bekam nun den Familiennamen des Vaters. Der Vater wurde 1896 an die Volksschule der Nachbargemeinde Moosbrunn versetzt, er starb vermutlich 1906. Die Witwe des Lehrers arbeitet daraufhin als Hausbesorgerin im 2.Bezirk in Wien. Wally war - laut Melderegister - bei ihrer Mutter wohnhaft.
Ob Wally zuerst bei Gustav Klimt als Modell gearbeitet hat, wird zwar oft kolportiert, kann aber nicht belegt werden. Etwa seit Herbst 1911 war Wally Egon Schieles wichtigstes Modell und auch seine Lebensgefährtin. Sie lebte mit ihm in einem Häuschen im Wienerwald, „In der Au“ bei Neulengbach, wo der Künstler einige seiner wichtigsten Werke schuf, für die ihm Wally Modell stand, aber auch zahlreiche erotische Darstellungen von Kindern. Im April 1912 wurde Schiele verhaftet, man warf ihm Kindesmissbrauch vor, und Wally war eine der wenigen, die weiterhin zu ihm standen und an seine Unschuld glaubten. Sie brachte ihm seine Malsachen ins Gefängnis und kümmerte sich um einen Anwalt. „…von meinen nächstbekannten rührte sich niemand außer Wally, die ich damals kurz kannte und die sich so edel benahm, dass mich dies fesselte…“ (Brief Egon Schieles an Franz Hauer, 25. Januar 1914). Im Herbst 1912 bezog Egon Schiele eine Atelier-Wohnung in der Hietziger Hauptstraße, in einer guten Wiener Wohngegend, wo er mit Wally zum Missfallen der Nachbarn weiterhin in „wilder Ehe“ lebte. In diesem Atelier entstand u.a. eines von Schieles Hauptwerken Tod und Mädchen, das den Maler und seine Muse in einer eigentümlich schmerzlichen Umarmung zeigt. Das Gemälde wird vielfach als sein Abschiedsbild von Wally gesehen. Im Februar 1915, als Egon Schiele die Einberufung zum Militärdienst bekam, schrieb er an seinen Freund und Gönner Arthur Roessler: „…habe vor zu heiraten, günstigst, nicht Wally….“
Im Juni 1915 heiratete Egon Schiele ein bürgerliches Mädchen aus der Nachbarschaft, Edith Harms. Er soll Wally bei einer letzten Aussprache in ihrem Stammcafé noch den Vorschlag gemacht haben, wenigstens einmal im Jahr gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Weder für Wally noch für Edith war dies akzeptabel. Egon Schiele verbrachte die folgenden Kriegsjahre in Ausbildungslagern in Prag und in Neuhaus in Böhmen, später in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern in Niederösterreich. Seine Ehefrau Edith musste ihn überall hin begleiten.
Nach der Trennung von Schiele ließ sich Wally in Wien zur Krankenpflegerin ausbilden. 1917 meldete sie sich freiwillig mit dem Ziel Sebeniko, Dalmatien aus Wien ab. Sie arbeitete im k.k. Landwehr-Marodenhaus in Sinj, nahe von Split an der Dalmatinischen Küste. Am 27. Dezember 1917 verstarb Wally Neuzil dort an Scharlach. Ihr Begräbnisort ist unbekannt. Als Egon Schiele von ihrem Tod erfuhr, änderte er den Titel seines Hauptwerkes, das zuvor Mann und Mädchen geheißen hatte, in Tod und Mädchen.
Egon Schiele und seine Frau Edith starben im Oktober 1918 in Wien an der Spanischen Grippe.
Literatur
- Robert Holzbauer, Klaus Pokorny: Verwehte Spuren. Das Schicksal der Wally Neuzil (1894-1917), Im Leopold Museum, Wien 2010, Ausg. 2/2010, S. 8–11
- Hilde Berger: Tod und Mädchen. Egon Schiele und die Frauen. Böhlau Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-205-78378-7
- Christian M. Nebehay: Egon Schiele. 1890-1918. Leben, Briefe, Gedichte. Residenzverlag, Salzburg 1979.
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