Model

Model
Weibliches Model (Gisele Bündchen) auf dem Laufsteg

Als Model (aus dem Englischen, Aussprache mit kurzem, offenem „o“ und ohne „e“ ['mɔdl, amerikanisch 'mɑdl], seltener dt. Modell, auch Mannequin ['manəkɛ̃], franz. „Gliederpuppe, Schaufensterpuppe“), aus dem Niederländischen [manneken] („Männchen“), bezeichnet man jemanden, dessen Hauptaufgabe der Einsatz des eigenen Körpers zum Zwecke der Werbung, Verkaufssteigerung, Vorführung oder Präsentation einer Sache oder Dienstleistung im Rahmen optischer Darstellung ist. Models werden ebenfalls zur Darstellung von ästhetischen, künstlerischen oder politischen Anliegen eingesetzt. Die Tätigkeit ist auf die bloße körperliche Anwesenheit beschränkt, um das tatsächliche Ziel im Vordergrund zu halten. In der Regel werden keine sprachlichen, gesanglichen, tänzerischen, akrobatischen oder schauspielerischen Talente benötigt, obwohl oft Gestik, Mimik, Augenkontakt, Positur, Attitüde nach Anweisung, und für die Präsentation beweglicher Sachen, z.B. Kleidung, das Befolgen choreographischer Anweisungen verlangt wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Männliches Model

Ursprünglich waren die Töchter der wohlhabenden Kundinnen oder einfach schöne Schneiderinnen der Modeschöpfer die ersten Modelle für Hausmodenschauen sowie Fotos für Modezeitschriften und Kataloge. Die heutige globale Vermarktung der Modehäuser als Designermarken war unbekannt.

Modelarten

Mannequins

Bis in die 1980er Jahre wurde zwischen Mannequins, die vorrangig auf dem Laufsteg arbeiteten, und Fotomodellen unterschieden. Hauptgrund war, dass die Größe, die erforderlich war, um auf dem Laufsteg die nötige Präsenz zu erhalten, beim Fotografieren oft hinderlich war oder dass die Fotomodelle oft zu klein waren.

Das Wort „Mannequin“ stammt vom Niederländischen manneken „Männchen“ ab und stand ursprünglich für „Gliederpuppe“, also ein anatomisches Modell für Maler oder Schneider. Im Französischen kann es auch „willenloser Mensch“ („Waschlappen“) bedeuten. Auch im Englischen steht mannequin (auch manikin) für „Schaufensterpuppe“. In slawischen Ländern wie Serbien, Kroatien, Bosnien, Slowakei wird das Wort Maneken (Plural: Manekeni) ähnlich wie in Deutschland Mannequin mit der Bedeutung Model gebraucht.

Georg Büchmann leitet den Begriff „Mannequin“ auf eine Erfindung des florentinischen Malers Fra Bartolommeo zurück, der alle Gegenstände nach der Natur zeichnete und sich deshalb eine Holzfigur (italienisch: manichino; französisch: mannequin) in Lebensgröße mit biegsamen Gliedern und Kleidern anfertigen ließ. Erst der britische Seidenhändler und Modeschöpfer Charles Frederick Worth verwendete 1858 statt Wachspuppen Personen, um seine neuesten Kreationen vorzuführen.

Dressman

Die männliche Form wird seit den 1980er Jahren ebenfalls als "Model" bezeichnet. Der mittlerweile veraltete deutsche Begriff Dressman ist ein Scheinanglizismus, der im Englischen überhaupt nicht und im Deutschen heute als Spottbezeichnung verstanden wird.

In besonderen Fällen bezeichnen sich männliche Models selbst als "Dressman", wenn sie damit betonen wollen, dass sie ausschließlich für die Präsentation von Herrenoberbekleidung in konservativem Rahmen und Stil zur Verfügung stehen. Ebenso führen Models, die sich in den 1960er und 1970er Jahren bereits Dressman nannten dies als elitäre Selbstbezeichnung mit "gewissem Trotz" fort. Zwischen beiden Gruppen besteht jedoch eine große Schnittmenge. Des Weiteren nutzen viele Models und Agenturen im deutschsprachigen Raum den Begriff "Dressman" als Stichwort, um für Internetsuchmaschinen und in Netzwerken besser gefunden zu werden. Präsentationen betreffend wird das Wort aber nicht weiterverwendet, es sei denn, man gehört zu den genannten Gruppen oder beabsichtigt die entsprechende Konnotation. Gelegentlich wird in Texten einleitend die Vokabel "Dressman" verwendet, um den als wenig elegant empfundenen Ausdruck „das männliche Model“ zu vermeiden. Sobald der Kontext und insbesondere das Geschlecht geklärt sind, wird im weiteren Verlauf nur noch "Model" verwendet.

Messe- oder Promotionmodels

Dem Mannequin verwandt ist das „Model“, das auf Veranstaltungen etwas anderes als Kleidung präsentiert oder vorführt. „Promotionmodels“ sollen dabei nicht ein Produkt vorführen oder seine Funktionsweise demonstrieren, sondern die Aufmerksamkeit auf die Existenz des Produkts lenken. Die Kommunikation mit dem Publikum ist dabei ausschließlich über optische Reize beabsichtigt, obwohl sich verbale Ansprachen durch das Publikum nicht immer vermeiden lassen. Da Models in der Regel keine Fachfragen beantworten können ist dies im Sinne der Ausstellungsziels eher kontraproduktiv. Beispielsweise werden Models gebucht, um sich auf einer Möbelausstellung als scheinbare Benutzer lebensecht in einer Wohn- oder Bürolandschaft zu platzieren. Oder sie sollen auf dem Sonnendeck eines Sportbootes liegen oder auch nur die Aufmerksamkeit auf den Prospektständer lenken, neben dem sie postiert sind. Um diese Aufgaben wahrzunehmen brauchen sie nichts über das Produkt, die Dienstleistung oder den Auftraggeber zu wissen und unterscheiden sich dadurch grundsätzlich von der Hostess. Diese ist ausdrücklich in den organisatorischen Ablauf einer Veranstaltung eingebunden, und optische Attraktivität ist lediglich eine erwünschte Nebenqualifikation. Tatsächlich ist der Übergang vom Model zur Hostess fließend.

Models dieser Art werden auch zu Presseterminen als vorgebliche Mitarbeiter oder Besucher bei Geschäftseröffnungen oder Betriebsfeiern gebucht. Sie verteilen Broschüren auf Kongressen, sollen aber nur die Aufmerksamkeit auf die Eingangstür zur nächsten Veranstaltung lenken. Oder sie erhöhen als scheinbare Assistenten durch Anwesenheit auf einer Bühne die Aufmerksamkeit des Publikums für den Vortragenden. Gelegentlich übernehmen solche „Assistenten“ die An- oder Abmoderation für einen Redner oder stellen verabredete Zwischenfragen. Auch hier ist der Übergang zur Hostess fließend.

Wie bei Hostessen ist die Tätigkeit des Promotionmodels klar vom Escortservice abzugrenzen, die oft auch erotische Dienstleistungen nach der vordergründigen Hauptveranstaltung mit dem Auftraggeber oder Anderen umfasst.

Foto- und Medienmodels

Mit der Zeit verlor sich der Unterschied zwischen Mannequin und Model. Heutzutage werden allgemein Personen, die sich zum Zwecke der Werbung, Kunst oder Unterhaltung fotografieren lassen, als Model bezeichnet. Bis in die 1980er Jahre war im Deutschen die Schreib- und Sprechweise Modell üblich. Nachdem dieser vermehrt als Euphemismus für Prostituierte benutzt wurde (Rosemarie Nitribitt), wurde die englische Schreib- und Sprechweise mit einem l übernommen. In der Fotografie betrifft dies sowohl die Werbefotografie, Modefotografie, Porträtfotografie als auch die Aktfotografie. Es werden hier häufig auch partielle Models eingesetzt, welche nur Hände und Füße zu Werbezwecken zur Verfügung stellen und als Person gar nicht in Erscheinung treten.

Nackt- und Erotikmodels

Nude- oder Erotik-Models kamen mit der Popularität von Pin-ups und Männermagazinen wie dem Playboy in Mode. Ihre Aufgabe ist es weniger etwas mit ihrem Körper direkt zu verkaufen, als indirekt, indem sie der Unterhaltung dienen und dadurch die Auflage der entsprechenden Presse- oder Medienerzeugnisse steigern. Hierzu gehören auch Video-, Fernseh- oder Spielshowmodelle in Sendungen wie 9Live, wobei die Anwesenheit dieser Models die Zuschauerzahl steigern sollen, damit entsprechende Werbeeinblendungen und -blöcke ein größeres Publikum erreichen. (Siehe hierzu auch den Artikel Sex sells.) Der Übergang zur Pornografie kann fließend sein, viele Pornodarstellerinnen wie Jenna Jameson haben als Nacktmodell angefangen.

Der Künstler und sein Modell

Kunststudenten beim Aktmalen an der École des Beaux-Arts, spätes 19. Jahrhundert

Für Künstler stehen lebende Menschen Modell. Dieses Modell hat nicht die Aufgabe, etwas zu präsentieren oder vorzuführen, sondern es dient als Vorlage für Kunstwerke oder künstlerische Studien. Ein Modell muss in der Lage sein, eine längere Zeit regungslos zu verharren und sich so der Kunst in Lehre und Werkentwicklung zur Verfügung zu stellen. Modelle werden gegen Bezahlung von Künstlern in ihren Ateliers oder von den Kunstakademien für die kunstpraktische Ausbildung ihrer Studenten engagiert.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Die Tätigkeit des Models gehört zu den wenigen, in welchen Frauen auf jedem Niveau mehr nachgefragt und besser bezahlt werden als Männer. Männliche Models erreichen selten einen größeren Bekanntheitsgrad, Ausnahmen sind der Schwede Marcus Schenkenberg, der Niederländer Mark Vanderloo und der Österreicher Werner Schreyer. Als „bestbezahltes männliches Fotomodell“ der Welt galt mit einem Einkommen von geschätzten einer Million US-Dollar pro Jahr lange Zeit der US-Amerikaner Brad Kroenig. Laut einer im Mai 2008 veröffentlichten Forbes-Studie hat ihn mittlerweile der acht Jahre jüngere Kanadier Taylor Fuchs abgelöst.[1] Die neueste Forbes-Studie von Mai 2009 nennt den US-Amerikaner Sean O'Pry als derzeit kommerziell erfolgreichstes Männermodel, während Fuchs auf den achten Platz zurückgefallen ist. Das Jahreseinkommen von Gisele Bündchen wird mit 25 Millionen Dollar angegeben, das von Heidi Klum mit 16 Millionen Dollar, wobei deren Einnahmen überwiegend außerhalb der Modeltätigkeit erzielt werden, nämlich mit Fernsehgeldern, Lizenzeinnahmen und mit der Vermarktung der eigenen Berühmtheit.

Model-Agenturen

Models werden zumeist über Modelagenturen vermittelt, die dafür einen Teil der Gage (vorzugsweise etwa 25 % bis 30 %) als Agenturprovision (AP) erhalten. Dem Auftraggeber werden von der Agentur normalerweise 25 % AP zusätzlich berechnet. Wichtige deutsche Modelagenturen sind: SEEDS (Berlin), Elite Model Management (Hamburg), MEGA Models (Hamburg), East West Models (Frankfurt/Main), Louisa Models (Hamburg und München), PlaceModels (Hamburg), Modelwerk (Hamburg). Internationale Modelagenturen sind Elite Model Management, Ford Models und Metropolitan Worldwide. Viele etablierte Agenturen haben sich in Deutschland in einem Verband (VELMA) organisiert.

Das Phänomen „Supermodel“

Mit dem amerikanischen Lehnwort „Supermodel“ werden im Deutschen diejenigen Models bezeichnet, die über ihre Verkaufsfunktion hinaus eine eigene Prominenz entwickeln konnten. Eines der ersten Supermodels war Lisa Fonssagrives mit einer erstaunlich langen Karriere von den 1930er bis in die 1950er Jahre, oft fotografiert von Horst P. Horst in Paris. Zu ihr gesellten sich in den 1940er und 1950er Jahren Models wie Dovima, Sonny Harnett, Dorian Leigh, Suzy Parker und Jean Patchett.

In den 1960er Jahren etablierte sich der Londoner young junior look mit Jean Shrimpton, Edie Sedgwick, Twiggy und Penelope Tree als dessen bekannteste Vertreter.[2] Supermodels der 1970er Jahre waren Jerry Hall, Patti Hansen, Barbara Bach und Iman Abdulmajid sowie Gia Carangi. In den 1980er Jahren galten Paulina Porizkova, Kathy Ireland, Grace Jones, Christie Brinkley, Carol Alt und Stephanie Seymour als Supermodels.

Das 1990er Jahrzehnt wurden zum Durchbruch für die Supermodels. Der deutsche Fotograf, Werbe- und Dokumentarfilmer Peter Lindbergh machte im Januar 1990 für die britische Ausgabe der Vogue eine Fotoserie mit den damals bekanntesten fünf Fotomodellen Christy Turlington, Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz und Cindy Crawford auf den Straßen von New York City.[3] Mit dieser Fotoserie setzte sich das Phänomen der Supermodels durch.[4]

Ab den 2000er Jahren wurden im Privat-Fernsehen sogenannte „Castingshows“ produziert, die noch einmal dieses Phänomen verstärkten. Bekannte Beispiele sind America’s Next Top Model, America’s Most Smartest Model und im deutschsprachigen Raum Germany’s Next Topmodel, Austria’s Next Topmodel. Weitere Präsenz in den anderen Medien popularisierte zusätzlich das Phänomen der Supermodels.

Die Modewelt wurde seither von wenigen Models dominiert, vor allem von Claudia Schiffer, Cindy Crawford, Linda Evangelista, Naomi Campbell, Helena Christensen, Christy Turlington, Tatjana Patitz und Kate Moss. In den 2010er Jahren sind von den Supermodels noch Kate Moss und Naomi Campbell in Vollzeit als Models aktiv, seit 2006 ist Linda Evangelista nach einer langen Pause wieder eingestiegen, die anderen zogen sich zurück, gründeten Familien, wurden selbst Unternehmer oder sind nur noch gelegentlich als Model aktiv. Weitere 1990er Supermodels waren Eva Herzigová, Nadja Auermann, Karen Mulder, Carla Bruni, Amber Valletta, Sophie Dahl, Stella Tennant, Rebecca Romijn, Shalom Harlow, Milla Jovovich, Isabella Rossellini und Laetitia Casta. Zu den Supermodels seit den 2000er Jahren gehörten Gisele Bündchen, Tyra Banks, Heidi Klum, Adriana Lima, Alessandra Ambrosio und Karolína Kurková. Zum „Nachwuchs“ von Supermodels können Doutzen Kroes und Agyness Deyn gezählt werden.

Männliche Supermodels sind ein vergleichsweise junges Phänomen. Zu den führenden männlichen Models zählen Marcus Schenkenberg, Werner Schreyer, Andrew Stetson, Massimiliano Neri, Michael Gandolfi, Mark Vanderloo, Alex Lundqvist, Michael Bergin, Will Chalker und Baptiste Giabiconi.[5]

Kritik

Magersucht

Der Modebranche wird häufig vorgeworfen, durch die Auswahl besonders schlanker Models die Magersucht zu fördern. Die Branche versucht diesem Vorwurf entgegenzuwirken.[6]

Als Vorbeugungsmaßnahme gegen Magersucht und Bulimie ist erstmals bei der Madrider Modewoche Pasarela Cibeles im September 2006 durch Beschluss der Bezirksregierung von Madrid Models der Auftritt untersagt worden, deren Body-Mass-Index (BMI) unter 18 liegt. Diese Untergrenze für eine Teilnahme wurde auf Ratschlag von Ernährungswissenschaftlern festgelegt. Der Index wird berechnet, indem man das Körpergewicht in Kilogramm durch die quadrierte Körpergröße in Metern teilt. Bei einer Größe von 1,75 Meter muss ein Model also mindestens 55 Kilogramm wiegen. Hintergrund dieses Teilnahmeverbots sind eine Empfehlung des spanischen Parlaments aus dem Jahr 1999 sowie anhaltende Proteste von Verbraucherverbänden in Spanien.

Der italienische Modeverband traf im Dezember 2006 mit der italienischen Regierung eine Übereinkunft, nach der Laufstegmodels mindestens 16 Jahre alt sein und wie in der spanischen Regelung einen BMI von mindestens 18 haben müssen. Giorgio Armani hatte zuvor gefordert, dass „gegen die Anorexie alle zusammenarbeiten“; auch Prada und Versace hatten angekündigt, in ihren Modeschauen keine „Skelett-Models“ einzusetzen. Die neue Regelung galt bereits für die Modeschauen in Mailand im Februar 2007.[7]

Die Modemacher in Paris hatten eine strengere Regelung abgelehnt, was Valentino Garavani kritisierte: “I think enough is enough with thin models. Recently we have not been watching women on the catwalk but a parade of skeletons.” (deutsch: „Ich denke, genug ist genug mit dünnen Models. Zuletzt haben wir keine Frauen auf dem Laufsteg beobachtet, sondern eine Parade von Skeletten.“) In Paris hatte Valentino im Januar 2006 bereits einige Models engagiert, die Kleider in der Konfektionsgröße 38 vorführten.[8] Der Veranstalter der London Fashion Week, der Britische Moderat (BFC), gab nach der Veröffentlichung eines Berichts über die Gesundheit von Models seine Entscheidung bekannt, die ein Verbot von Models unter 16 Jahren und die Verpflichtung zur Vorlage eines Gesundheitszeugnisses umfasst.[9]

Wie wichtig diese Entscheidungen sind, zeigt sich an dem Beispiel des verstorbenen Fotomodel Ana Carolina Reston Macan. Die international erfolgreiche Brasilianerin starb im Alter von 21 Jahren an den Folgen ihrer Magersucht.

2007 machte der Fotograf Oliviero Toscani (auch bekannt als Benetton-Fotograf) mit einer Kampagne auf die Gefahren der Anorexie aufmerksam und prangerte den Schlankheitswahn an (Text: „Anorexia/No“). Die Magersüchtige Isabelle Caro posierte nackt auf großen Plakaten - sie soll bei einer Körpergröße von 1,64 m 31 kg gewogen haben.[10] Caro starb 2010 28jährig an den Folgen ihrer 15 Jahre währenden Magersucht.

Das amerikanische Model Crystal Renn beschrieb 2009 in dem Buch „Hungry: A Young Model's Story of Appetite, Ambition, and the Ultimate Embrace of Curves“,[11], wie ihr Modelscout und ihre Agentur sie in die Magersucht trieben.[12]

Vertreter der deutschen Modewirtschaft verabschiedeten am 11. Juli 2008 gemeinsam mit der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt eine Selbstverpflichtung in der Charta „Leben hat Gewicht“. Demnach müssen Models bei Modeschauen und auf Fotos künftig mindestens den Body-Mass-Index von 18,5 aufweisen, was etwa der Konfektionsgröße 36 entspricht, und 16 Jahre alt sein.[13]

Suchtmittelmissbrauch

Es besteht die Gefahr, dass vor allem sehr junge Mädchen, die dem Druck des Modellingbusiness ausgesetzt sind, mittels Drogenmissbrauch den Stress zu bekämpfen versuchen. Gia Carangi erreichte im Jahr 1986 weltweite Bekanntheit durch ihren Aids-Tod als Folge ihres Drogenmissbrauchs. Es wurde ein Buch über ihr Leben geschrieben, das 1998 mit Angelina Jolie im TV-Film Gia – Preis der Schönheit in der Hauptrolle verfilmt wurde. Das Model Kate Moss kam negativ in die Schlagzeilen, als sie 2005 beim Schnupfen von Kokain fotografiert wurde. Eine Reihe von Absagen von Kampagnen berühmter Modehäuser und ein Knick in ihrer Karriere waren die Folge, Moss konnte erst wieder an ihre Erfolge anknüpfen, als sie sich in eine Entzugsklinik einweisen ließ.

Sexismus

Die bloße Reduktion auf den Körper als Verkaufsargument wird von vielen Feministinnen wie Alice Schwarzer als menschenfeindlich kritisiert, da sie darin den Missbrauch des weiblichen Körpers als Objekt sehen (vgl. hierzu auch PorNO-Kampagne).

Rassismus

Die New York Times kritisierte im Herbst 2007, dass mittlerweile nahezu alle großen Modekonzerne schwarze Models von den Laufstegen verbannt hätten.[14] Damit wiederholte sich eine längst überwunden geglaubte Rassentrennung im Modegeschäft. Noch 1988 musste der Modeschöpfer Yves Saint Laurent die französische Modezeitschrift Vogue dazu zwingen, auch dem schwarzen Model Naomi Campbell einen Platz auf dem Titelblatt des Modemagazins einzuräumen.[15] Als eine der Ursachen der neuerlichen Rassensegregation wird spekuliert, dass die Modefirmen nicht mehr inhabergeführt seien und die neuen Leitungen „hellhäutige und -haarige Frauen mit eher unauffälligen Gesichtern“ bevorzugen, um weltweit einheitlich und konservativ auftreten zu können.[16] Konkret wird der einflussreichen Chefredakteurin der US-Vogue, Anna Wintour, Einseitigkeit vorgeworfen. Während Naomi Campbell in ihrer gesamten Karriere nur achtmal auf dem Vogue-Cover gewesen sei, erschien dort Kate Moss 24 Mal.[16] Neben dieser schleichenden Ausgrenzung kommt noch eine geringere Bezahlung schwarzer Models hinzu.[15]

Noch seltener als schwarze Models werden asiatische Models von der internationalen Modeindustrie gebucht. Das philippinische Model Anna Bayle gilt als das bisher einzige Model aus Asien, das auf den internationalen Laufstegen Erfolge erzielen konnte und in den 1980ern als „Supermodel“ galt.

Im April 2010 wagte es die Redaktion der indischen Ausgabe von Vogue zum ersten Male, fünf dunkelhäutige südindische Models auf ihrem Titelblatt erscheinen zu lassen. Die Reaktion der indischen Medien fiel darauf wider Erwarten positiv aus und wurde als ein Anzeichen für einen Wandel in der allgemeinen Einstellung interpretiert. Das weißhäutige Schönheitsideal würde die indische Mittelschicht heute nicht mehr allein gelten lassen.[17]

Literatur

  • Natasha Walter: Living Dolls. Warum junge Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen. Übersetzt von Gabriele Herbst. Krüger-Verlag, Frankfurt am Main 2011, gebunden, ISBN 978-3-8105-2377-8.
  • Margrieta Wever: Traumberuf Topmodel. Heyne Verlag, München 2008, ISBN 3-453-60073-8.
  • Schön wie ein Topmodel. Goldmann Verlag, München 2007, ISBN 3-442-39116-4.
  • Nicole M. Wilk: Körpercodes. Die vielen Gesichter der Weiblichkeit in der Werbung. Campus, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-593-37085-9.
  • Peter Brysch: So werde ich Model. Ueberreuter, Wien 2002, ISBN 3-800-01539-0.
  • Look at me. Der Modelguide für Jungen und Mädchen. Verlag Heinrich Ellermann, Hamburg 2000, ISBN 3-770-73105-0.
  • Dietmar Kreutzer: Männermodels Pur. Bauwesen, Berlin 1999, ISBN 3-345-00732-0.
  • Michael Gross: Model. Das hässliche Geschäft der schönen Frauen. Europa, 1996, ISBN 3-203-77518-2.
  • Wolfgang Hegener: Das Mannequin. Vom sexuellen Subjekt zum geschlechtslosen Selbst. Konkursbuchverlag Gehrke, Tübingen 1992, ISBN 3-88769-058-3.

Dokumentarfilm

  • „Lebende Puppen“ - Warum Frauen lieber schön als schlau sein wollen. Fernsehdokumentation, Deutschland, 2011, 5:18 Min., Regie: Miriam Carbe, Produktion: hr, 6. März 2011, Filmext, Online-Video.

Weblinks

 Commons: Model – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. Streib, Lauren: „The World's Most Successful Male Models“, Forbes, 7. Mai 2008 (abgerufen am 25. August 2008).
  2. vgl. Bernadine Morris: „Dovima, a Regal Model of the 50’s, Is Dead at 63“, The New York Times, 5. Mai 1990, S. 31
  3. Titelbild der britischen Vogue, 1/1990
    vgl. Gruppenbild in: „Mach den Mund zu.“ In: Der Spiegel, Nr. 31, 2. August 2010, S. 114 und S. 116, (PDF-Datei; 960 kB)
  4. Lauren Milligan: „Cindy Sees“, Vogue, 16. November 2009:
    „The era of the supermodel officially began when Vogue ran its iconic January 1990 cover starring the five original supermodels - Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Christy Turlington and Cindy Crawford - shot by Peter Lindbergh.“
  5. Regina Niallah: International Modeling Guide. 5. Auflage. FTC Publications, Atlante 2007. ISBN 0-9774771-2-6, S. 11. Auszug bei Google Bücher.
  6. bid/dpa: „Essstörung - Mode gegen Magersucht“, Focus, 11. Juli 2008, (abgerufen am 20. April 2011).
  7. Daily Mail: „Italian fashion designers ban size zero models from the catwalks“, 18. Dezember 2006
  8. Daily Mail: „Skeletons go out of fashion“, 23. Januar 2007
  9. jjc/AFP: „Strenge Auflagen. Dürre Zeiten für Magermodels“, Spiegel Online, 14. September 2007
  10. Margot Reis: „Isabelle Caro. Wie eine Magersüchtige ihre Krankheit vermarktete“, Die Welt, 7. Dezember 2007.
  11. miro: „Hungry: Wie Model Crystal Renn die Magersucht besiegte“, Brigitte, Nr. 25, 18. November 2010.
  12. Siehe auch Effi Berger: Backstage: Ein Model packt aus. Ullstein taschenbuch, 2009, ISBN 978-3-548-37227-3.
  13. Selbstverpflichtung. Modebranche verbannt Magermodels vom Laufsteg, FAZ.net, 11. Juli 2008
  14. Guy Trebay: „Ignoring Diversity, Runways Fade to White“, New York Times, 14. Oktober 2007
  15. a b „Naomi Campbell: Modebranche so rassistisch wie noch nie zuvor“, dpa / Bunte, 6. Februar 2008
  16. a b Claudia Pientka: „Modeltrend. Der Modehimmel ist weiß“, stern, 25. Oktober 2007
  17. Anjana Gosai: „Weiß heißt schön“, der Freitag, 20. Juli 2010

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