Zinnorganische Verbindungen

Zinnorganische Verbindungen

Zinnorganische Verbindungen (Organozinnverbindungen, OZV) ist die Sammelbezeichnung für metallorganische Verbindungen mit einer oder mehreren Zinn-Kohlenstoff-Bindungen, und die mit der allgemeinen Formel RnSnXm beschrieben werden können. Hierbei ist „R“ eine Kohlenwasserstoff-Gruppe und X eine andere beliebige Gruppe wie zum Beispiel ein Halogen oder eine Hydroxylgruppe (OH). Zinnorganische Verbindungen werden als Biozide unter anderem in Holzschutzmitteln, Kunststoffadditive und Katalysatoren eingesetzt. Von den Ende der 1990er Jahre weltweit jährlich produzierten 40.000 Tonnen Zinnorganischer Verbindungen wurden etwa

verwendet.[1] Jedoch ist der Verbrauch von Zinnorganischen Verbindungen aufgrund ihrer Ökotoxizität rückläufig. Beispielsweise ist das früher als Antifouling-Wirkstoff in Schiffsanstrichsmitteln eingesetzte Tributylzinnhydrid (TBT) aufgrund seiner hohen Ökotoxizität in vielen Ländern (eingeschränkt) verboten.[2][3][4]

Zinnorganische Verbindungen sind weltweit in der Umwelt zu finden, wobei ein Teil durch natürliche Prozesse (Biomethylierung) entstanden, der andere durch Herstellung und Gebrauch in die Umwelt gelangt ist. Zinnorganische Verbindungen wurden u.a. untersucht und nachgewiesen in

Toxische Eigenschaften

Die toxischen Eigenschaften Zinnorganischer Verbindungen variieren mit der Anzahl und Art der organischen Substituenten (R), können aber grob wie folgt für die industriell verwendeten Stoffe zusammengefasst werden:[7]

  • Tetra-Organozinn-Verbindungen, R4Sn, sind sehr stabil, haben praktisch keine biozide Wirkung und sind nahezu ungiftig. Allerdings können sie sich langsam in die giftigen Triorganozinnverbindungen zersetzen oder in einem Organismus durch Stoffwechselprozesse umgewandelt werden.
  • Tri-Organozinn-Verbindungen, R3SnX, stellen die toxischste Gruppe der Zinnorganischen Verbindungen dar. Trialkylzinnverbindungen mit linearem organischen Rest können aufgrund ihrer hohen Pflanzentoxizität (Phytotoxizität) nicht als landwirtschaftliche Biozide eingesetzt werden.
    Zu der Gruppe der Tri-Organozinn-Verbindungen gehören das Tributylzinnhydrid, welches der Biozide Bestandteil in Antifouling-Anstrichen für Schiffsrümpfe ist, sowie Tributylzinnoxid (TBTO) und Tributylzinnchlorid (TBTC).
  • Di-Organozinn-Verbindungen R2SnX2, haben, mit Ausnahme der Diphenylverbindungen, nur eine geringe antibakterielle und toxische Aktivität.
  • Mono-Organozinn-Verbindungen, RSnX3, sind nicht biozid und haben nur eine geringe Toxizität gegenüber Säugetieren.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Günter G. Graf: Tin, Tin Alloys, and Tin Compounds. In: Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, Fifth Completely Revised Edition. Volume A27, VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim 1996, ISBN 3-527-20127-0, S. 49-81.
  2. Heinz Rüdel, Jürgen Steinhanses, Josef Müller, Christa Schröter-Kermani: Retrospektives Monitoring von Organozinnverbindungen in biologischen Proben aus Nord- und Ostsee - sind die Anwendungsbeschränkungen erfolgreich? Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung 21(3), S. 282 - 291 (2009), ISSN 0934-3504
  3. Sicherheit im Seeverkehr: Verbot zinnorganischer Verbindungen auf Schiffen; Link: [1]
  4. ENTSCHEIDUNG DER KOMMISSION vom 28. Mai 2009 zur Änderung der Richtlinie 76/769/EWG des Rates hinsichtlich der Beschränkungen des Inverkehrbringens und der Verwendung von zinnorganischen Verbindungen zwecks Anpassung ihres Anhangs I an den technischen Fortschritt ((2009/425/EG). Amtsblatt der Europäischen Union L138, S. 11 - 13, 4. Juni 2009; Link: [2]
  5. Jörg Thumulla, Wolf Hagenau: Organozinnverbindungen in PVC-Böden und Hausstaub. In: Umwelt, Gebäude & Gesundheit; Tagungsband des 6. AGÖF-Fachkongresses 2001; Springe-Eldagsen 2001, ISBN= 3-930576-03-1; [3]
  6. Romana Brandsch, Karl-Ernst Nowak, Norbert Binder; Bernd Jastorff: Untersuchungen zur Nachhaltigkeit der Sanierung von Tributylzinn-kontaminiertem Hafensediment durch Landablagerung. Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung 14(3), S. 138 - 144 (2002), ISSN 0934-3504
  7. Australian Government – Department of the Environment, Water, Heritage and the Arts: Substance Fact Sheet – Organo-tin compounds

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • zinnorganische Verbindungen — zinn|organische Verbindungen,   organische Verbindungen, bei denen mindestens ein Kohlenstoffatom direkt an ein Zinnatom gebunden ist. Wichtig sind besonders vom vierwertigen Zinn abgeleitete Verbindungen mit den allgemeinen Formeln R4Sn, R3SnX,… …   Universal-Lexikon

  • Lithiumorganische Verbindungen — Als Lithiumorganische Verbindungen, auch Organolithium Verbindungen oder Lithiumorganyle, bezeichnet man organische Verbindungen, die eine direkte Bindung zwischen Kohlenstoff und Lithium besitzen. Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung 1.1 Aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Tributylzinnchlorid — Strukturformel Allgemeines Name Tributylzinnchlorid Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • GefStoffV — Basisdaten Titel: Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen Kurztitel: Gefahrstoffverordnung Abkürzung: GefStoffV Art: Bundesrechtsverordnung Geltungsbereich: Bundesrepublik Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Silikone — (auch Silicone; Einzahl: das Silikon oder Silicon), chemisch genauer Poly(organo)siloxane, ist eine Bezeichnung für eine Gruppe synthetischer Polymere, bei denen Siliciumatome über Sauerstoffatome verknüpft sind. Die Bezeichnung „Silikone“ wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Ladenburg — (um 1900) Albert Ladenburg (* 2. Juli 1842 in Mannheim; † 15. August 1911 in Breslau, Niederschlesien) war ein deutscher Chemiker. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Cenusil — Silikone (Einzahl: das Silikon), chemisch genauer Poly(organo)siloxane, ist eine Bezeichnung für eine Gruppe synthetischer Polymere, bei denen Siliciumatome über Sauerstoffatome verknüpft sind. Dabei können Molekülketten und/oder netze auftreten …   Deutsch Wikipedia

  • Polyorganosiloxan — Silikone (Einzahl: das Silikon), chemisch genauer Poly(organo)siloxane, ist eine Bezeichnung für eine Gruppe synthetischer Polymere, bei denen Siliciumatome über Sauerstoffatome verknüpft sind. Dabei können Molekülketten und/oder netze auftreten …   Deutsch Wikipedia

  • Polyorganosiloxane — Silikone (Einzahl: das Silikon), chemisch genauer Poly(organo)siloxane, ist eine Bezeichnung für eine Gruppe synthetischer Polymere, bei denen Siliciumatome über Sauerstoffatome verknüpft sind. Dabei können Molekülketten und/oder netze auftreten …   Deutsch Wikipedia

  • Polysiloxan — Silikone (Einzahl: das Silikon), chemisch genauer Poly(organo)siloxane, ist eine Bezeichnung für eine Gruppe synthetischer Polymere, bei denen Siliciumatome über Sauerstoffatome verknüpft sind. Dabei können Molekülketten und/oder netze auftreten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”