Hausstaub

Hausstaub

Hausstaub ist die Sammelbezeichnung für partikel- und faserförmige Immissionen in geschlossenen Räumen. Er ist eine Mischung unterschiedlichster anorganischer und organischer Stoffe, die auch von den jeweiligen Lebensbedingungen (z. B. das Vorhandensein eines Haustieres) abhängig ist:

  • Hautschuppen (von Menschen und Tieren)
  • Fasern (z. B. von Kleidung, Teppichen, Möbeln [Bezugsstoffe von Sofas, Sesseln und Stühlen])
  • Haaren (von Menschen und Tieren)
  • Gesteinskörnchen (z. B. Straßenabrieb von draußen mit den Schuhen hereingetragen)
  • Pflanzenteilchen (Pollen, Blattpartikel, Blütenpartikel, Samen)
  • tote und lebende Hausstaubmilben und deren Kot
  • Bakterien, Viren, Schimmelpilze
  • Schadstoffe (z. B. Weichmacher aus Teppichböden).

Wenn sich Fasern und Haare zu größeren Gebilden zusammenklumpen, bilden sich die sog. „Wollmäuse“.

„Wollmäuse“ sind zusammengeballte (aggregierte) Fasern und Partikel

Inhaltsverzeichnis

Staubquellen

Hausstaub findet sich in jeder Wohnung. Durchschnittlich bilden sich täglich rund sechs Milligramm Staub pro Quadratmeter.[1] Unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen Wohnfläche von 44 und einer Bürofläche von 15 m²/Person entstehen jährlich rund 130 g Hausstaub pro Person. Da Hausstaub aus vielen Stoffen bestehen kann, sind auch die Quellen vielfältig.

Da Staub ein natürlicher Bestandteil der Luft ist, gelangt Staub auch durch das geöffnete Fenster in die Wohnung. Doch auch der Mensch selbst ist eine Staubquelle: Die oberste Hautschicht erneuert sich ständig, die abgestorbenen Hautzellen (ca. ein bis zwei Gramm täglich) gelangen in die Luft, steigen mit der warmen Luft in der Mitte des Zimmers nach oben und sinken mit der kühleren Luft in Wandnähe wieder herab. Deshalb sind Bücherregale, Bilderrahmen und Leisten oben und in Wandnähe staubiger als Möbel in der Mitte des Raumes. Diese Hausstaubfraktion auf Möbeln besteht meist zu 80 Prozent aus Hautschuppen.

Mit den Schuhen trägt man feinste Staubpartikel in die Wohnung. Diese stammen aus den unterschiedlichsten Quellen (s. Staub). Durch die diversen Tätigkeiten in einer Wohnung (gehen, arbeiten, schlafen) verursacht der Mensch auch Abrieb an Teppichen, Polstermöbeln oder anderen Wohnungseinrichtungsgegenständen, die ebenfalls zur Staubbelastung beitragen.

Überall, wo organisches Material wie Hautschuppen, Pflanzenteilchen, Essenskrümel usw. vorkommt, finden sich auch Mikroorganismen wie Bakterien, Milben, Schimmelpilze, die von diesen Stoffen leben. Diese Mikroorganismen sind – wie auch der Staub – natürlicher Bestandteil der Luft. Insbesondere den Hausstaubmilben und den Schimmelpilzen kommt eine gewisse Bedeutung zu, da die Ausscheidungen der Hausstaubmilbe bzw. die Sporen der Schimmelpilze bei einigen Menschen zu allergischen Reaktionen führen (Hausstauballergie, Schimmelpilzallergie). Die höchste Konzentration von Hausstaubmilben findet sich meist in Kopfkissen, weil reichlich Hautschuppen als Futter sowie viel Wärme und Feuchtigkeit vom Kopf des Schlafenden geboten werden. Allein durch Atmen scheidet der Mensch pro Nacht 250–400 ml Wasser aus. Ein milbenfreies Kopfkissen gibt es daher nicht. Selbst gereinigte Kissen enthalten einige Zehntausend der 0,3 mm großen Milben. Jahrelang ungewaschene Kissen (wenn nur der Bezug gewaschen wird) enthalten bis zu 400.000 Milben. Da Milben nur gut sechs Wochen leben, können die lebenden und toten Milben in solch einem jahrelang nicht gewaschenen Kissen bis zu 10 % seines Gesamtgewichts ausmachen. Eine Hausstaubmilbe produziert ca. 20 Kotkügelchen am Tag. In ihrem ca. sechswöchigen Leben summiert sich das Gewicht der Kotbällchen auf das 200-fache des Eigengewichts der Milbe. Ein Teelöffel voll Schlafzimmerstaub enthält im Schnitt fast 1000 Milben und 250.000 winzigste Kotkügelchen. Diese verbleiben aufgrund ihrer Leichtigkeit und Form weniger in den Kissen als tote Milben, sondern werden überwiegend in die Luft geschüttelt.[2]

Eine im Jahr 2009 veröffentlichte Untersuchung[3] deutet darauf hin, dass die Messung des Ergosteringehalts im Hausstaub als Schnellmethode für die Bestimmung der Schimmelpilzbelastung in Innenräumen verwendet werden kann.

Schadstoffe im Hausstaub

Die Luft enthält zahlreiche Schadstoffe, die sich leicht an Staubpartikel und damit auch an Hausstaub binden können. Die Schadstoffe in der Wohnungsluft können sowohl aus externen (beispielsweise kann an einer viel befahrenen Straße die Schadstoffkonzentration sehr hoch sein) als auch aus internen Quellen (Teppiche, Möbel, Holzvertäfelungen, Drucker, etc.) stammen. In Abhängigkeit von der Luftbelastung lassen sich in Hausstaub unterschiedlichste Schadstoffe nachweisen, beispielsweise:

Eine ausführliche Studie über die Belastung von Hausstaub mit Schadstoffen hat beispielsweise das österreichische Umweltbundesamt veröffentlicht.[4]

Schwarze Wohnungen

Treten in einer Wohnung plötzlich großflächig schwarze Ablagerungen auf, spricht man vom Phänomen der „schwarzen Wohnungen“ (schwarzer Staub, magic dust). Die schwarzen Färbungen werden im Wesentlichen durch Feinstaub verursacht (Fogging) und wahrscheinlich durch das Vorhandensein von schwerflüchtigen organischen Verbindungen (SVOC) an den Wänden begünstigt (Klebefilmeffekt). Weitere Ursachen sind Ausdünstungen chemischer Stoffe aus Baumaterialien, wie etwa Weichmacher aus Farben, PVC-Bodenbelägen oder Klebstoffen sowie die Nutzung durch die Bewohner, wie das vermehrte Abbrennen von Öllampen und Kerzen.

Siehe auch

Literatur

  • Ulrike Rolle-Kampczyk u. a.: Hausstaub als Quelle für eine potenzielle Belastung mit Mykotoxinen – ein Fallbeispiel. In: Umweltmedizin in Forschung und Praxis Bd. 6, Nr. 1, 2001, ISSN 1430-8681, S. 42–46
  • Hans Schleibinger u. a.: Unterscheidung von Schimmel- und Nichtschimmelwohnungen anhand von Sporen aus Hausstaubproben - Ergebnisse einer Feldstudie im Großraum Berlin. In: Umweltmedizin in Forschung und Praxis, Bd. 9, Nr. 4, 2004, ISSN 1430-8681, S. 251–262; Nr. 5, S. 289–297; Nr. 6, S. 363–376
  • Regine Nagorka, Christiane Scheller, Detlef Ullrich: Weichmacher im Hausstaub. In: Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft Bd. 65, Nr. 3, 2005, ISSN 0949-8036, S. 99–105
  • Werner Butte, Hardo Schencke, Birger Heinzow: Herbizide im Hausstaub. Proben aus Anrainerwohnungen von Baumschulen im Vergleich zu Kontrollen. In: Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft Bd. 66, Nr. 3, 2006, ISSN 0949-8036, S. 112ff.
  • Roland Meyer: Fast nichts. Lektüren des Staubs. In: Fremde Dinge. (= Zeitschrift für Kulturwissenschaften, ISSN 9783-9331, 1. Jg. 2007, H. 1), S. 113–124 (ursprüngliche Version: Kleinerer Versuch über den Staub. 2005 – PDF)
  • Regine Nagorka, André Conrad, Christiane Scheller, Bettina Süßenbach, Heinz-Jörn Moriske: Weichmacher und Flammschutzmittel im Hausstaub. Teil 1: Phthalate. In: Gefahrstoffe, Reinhaltung Luft Bd. 70, Nr. 3, 2010, ISSN 0949-8036, S. 70–76
  • Björn Kempken, Werner Butte: Konzentrationen an Blei, Cadmium, Mangan und Zink in Fraktionen des Haustaubs. In: Gefahrstoffe, Reinhaltung Luft Bd. 70, Nr. 3, 2010, ISSN 0949-8036, S. 98–102

Weblinks

  • www.umweltbundesamt.at – Informationsseite des österreichischen Umweltbundesamtes zum Thema Hausstaub mit der Möglichkeit, die Hausstaubstudie von 2004 herunterzuladen
  • www.umweltbundesamt.de – Ergebnisse einer deutschen Untersuchung von Hausstaubproben aus dem Jahr 1998, durchgeführt vom Umweltbundesamt in Berlin

Quellen

  1. Täglich gebildete Staubmenge
  2. Peter Brookesmith: Kleine Ungeheuer: die geheime Welt der winzigen Lebewesen. Gondrom Verlag, 1999, S. 122–128, ISBN 3-811-21735-6
  3. Ilka Toepfer, Werner Butte: Chemische Indikatoren für Schimmelpilze im Hausstaub. Gefahrstoffe - Reinhaltung Luft 69(3), S. 91–95 (2009), ISSN 0949-8036
  4. Uhl M., Hohenblum P., Scharf S., Trimbacher C. (2004): Hausstaub – Ein Indikator für Innenraumbelastung. Umweltbundesamt, Wien.

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