Oetzsch

Oetzsch
Das Markkleeberger Rathaus in Oetzsch

Oetzsch war eine ehemals selbständige Gemeinde südlich von Leipzig und ist seit deren Gründung 1934 ein Ortsteil der Stadt Markkleeberg im Landkreis Leipzig. Es wird seitdem meist nur noch als Markkleeberg-Mitte bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Ortstypik

Gründerzeithäuser in Oetzsch

Oetzsch ist der zentral gelegene Ortsteil von Markkleeberg. Er wird von Norden beginnend im Uhrzeigersinn umgeben von Raschwitz, Leipzig-Dölitz, Markkleeberg-Ost, Großstädteln, Gautzsch und Leipzig-Connewitz.

Oetzsch liegt an der Pleiße und wird von Nord nach Süd von der Trasse der Bahnstrecke Leipzig–Hof durchlaufen, auf der auch Regionalzüge verkehren, so dass neben der Straßenbahnverbindung nach Leipzig weitere Personen-Nahverkehrsverbindungen existieren.

In Oetzsch sind im Gegensatz zu anderen Markkleeberger Ortsteilen zahlreiche Straßen in geschlossener Bauweise bzw. Blockbebauung bebaut. Durch diese Gründerzeitbebauung mit mehrstöckigen Mietshäusern, die dank umfangreicher Sanierungsarbeiten nach der Wende aufgewertet wurden, entsteht ein städtischer Eindruck. Er unterstreicht zusammen mit dem Rathaus und mit Einkaufsmöglichkeiten die Bedeutung Oetzschs als innerstädtisches Zentrum.

Geschichte

Oetzsch auf einer Karte von 1876
Der gleiche Kartenausschnitt 1907

Oetzsch geht dem Namen nach offensichtlich auf eine slawische Gründung zurück. 1316 wurde es als Euschiz erstmals schriftlich erwähnt. Die ehemals als Sackgasse endende Dorfstraße belegt zwar formal den Charakter eines Sackgassendorfes, ihr kreisförmiger Verlauf lässt aber auf einen früheren Rundling schließen.

Die Grundherrschaft über das aus neun Höfen bestehende Dorf besaß das südlich von Oetzsch gelegene Rittergut Großstädteln. Sie wurde erstmals 1551 schriftlich fixiert und blieb bis 1835 bestehen. Kirchlich gehörte Oetzsch zu Gautzsch, so dass auch die Oetzscher Kinder zunächst in die Gautzscher Schule gingen, die seit 1578 bestand. Bereits 1690 wurde in Oetzsch eine Schänke erwähnt, die 1744 umgebaut wurde und „Zur grünen Linde“ hieß.

Am 19. September 1842 fuhr der erste Zug der Sächsisch-Bayrischen Eisenbahn auf der Strecke nach Altenburg über Oetzscher Flur, aber erst 1889 erhielt Oetzsch einen Haltepunkt an dieser Strecke.

1864 schloss sich Oetzsch mit Raschwitz zusammen, das zu diesem Zeitpunkt 30 Einwohner hatte. Auch die Entwicklung der Einwohnerzahl von Oetzsch war bis zu dieser Zeit stockend verlaufen. 1764 gab es immer noch nur neun Höfe im Dorf. 1834 zählte Oetzsch 88 Einwohner, und 1871 waren es 196. Etwa 40 Jahre später, im Jahr 1910, hatte Oetzsch aber schon 4.785 Einwohner. Diese mehr als zwanzigfache Zunahme war auf die starke Industrialisierung im nahen Leipzig, aber auch von Oetzsch und seiner Nachbarorte zurückzuführen. Sie wird auch im Vergleich der beiden Kartenausschnitte klar. 1885 erhielt Oetzsch die erste Schule, 1897 eine weitere.

Obwohl immer noch Landgemeinde, nahm Oetzsch einen städtischen Charakter an. 1897 wurde der Ort an das Leipziger Gasnetz angeschlossen, ab 1902 erschien ein Lokalblatt, die „Oetzscher Zeitung“, und am 16. Mai 1902 wurde die Straßenbahnverbindung nach Leipzig eröffnet („Sternbahn“). 1902 wurde der Wasserturm errichtet, 1904/05 erhielt der Haltepunkt Oetzsch ein Bahnhofsgebäude, und 1911 erfolgte der Anschluss des Ortes an das Elektrizitätsnetz.

Im Hinblick auf eine mögliche Vorherrschaft bei einer Stadtgründung schlossen sich Oetzsch und das Dorf Markkleeberg 1915 zur Gemeinde Oetzsch-Markkleeberg zusammen. Der 1911 neuerbaute Gasthof zur Linde wurde 1921 zum Rathaus umgebaut. Bei der Vereinigung von Oetzsch-Markkleeberg und Gautzsch im Jahre 1934 entstand die neue Stadt Markkleeberg. Damit wurde dem Namen des kleineren Ortsteils der Vorzug gegeben, was auf die Germanisierungsbestrebungen der NS-Machthaber zurückzuführen war. Es war die erste Stadterhebung im Dritten Reich.

Sehenswürdigkeiten

Da es in Oetzsch weder ein Rittergut noch eine Kirche gab, sind Sehenswürdigkeiten kaum vorhanden. Allerdings besitzt das Rathaus eine gewisse Attraktivität. Der in wesentlichen Zügen erhaltene Bau von 1911 des damaligen Gasthofs zur Linde des Architekten Heinrich Moßdorf beherbergt nicht nur Verwaltungsräume, sondern stellt mit zwei Veranstaltungssälen und der Gaststätte Ratskeller auch ein gewisses kulturelles Zentrum dar. Im großen Lindensaal mit 360 Plätzen spielt u.a. regelmäßig das Leipziger Symphonieorchester.

Trivia

Oetzsch ist Bestandteil des Spruches „Borne, Beesche, Budabest, Eetsch, Gautsch, Rom“ (Borna, Pegau, Budapest, Oetzsch, Gautzsch, Rom), mit dem in der Leipziger Gegend ein besonders sinnloser Umweg kommentiert wird.

Literatur

  • Thomas Nabert, Andreas Berkner, Sigrun Kabisch [Red.]: Im Pleiße- und Göselland zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher, ProLeipzig, Leipzig 1999, ISBN 3-9806474-1-2

Weblinks

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