Operation Oqab

Operation Oqab
Operation Oqab
Teil von: Krieg in Afghanistan
Datum 18. Juli 2009 - 28. Juli 2009
Ort Provinz Kunduz, Distrikt Chahar Darreh
Ausgang Vertreibung der Aufständischen aus dem Distrikt, vorläufige Wiederherstellung der Sicherheit
Folgen Stationierung von 600 afghanischen Soldaten zur dauerhaften Sicherung der Region[1]
Konfliktparteien
AfghanistanAfghanistan Afghanistan

ISAF-Logo.svg ISAF

Flag of Taliban (bordered).svg Taliban

Flag of Jihad.svg Islamische Dschihad-Union
Aufständische

Befehlshaber
Flag of Afghanistan.svg General Ali Murat unbekannt
Truppenstärke
Flag of Afghanistan.svg 900 Mann, davon
  • 800 Soldaten
  • 100 Polizisten
  • ISAF-Mentoren (Belgien, Deutschland)

Flag of Germany.svg 300 Soldaten
Flag of the United States.svg diverse Lufteinheiten

Flag of Taliban (bordered).svg  300 Taliban (geschätzt)[2]

20 ausländische Kämpfer (geschätzt)

Verluste
Flag of Afghanistan.svg
  • 4 Gefallene[3]
  • min. 4 Verwundete[4]
Flag of Taliban (bordered).svg
  • min. 20 Getötete[1]
  • 2 Verwundete
  • 7 Gefangene[4]

Die Operation Oqab (dt. Operation Adler) ist eine am 18. Juli 2009 gestartete Operation afghanischer und deutscher Sicherheitskräfte in Kunduz mit dem Ziel, die Lage in der seit April 2009 stetig instabiler gewordenen Provinz vor den afghanischen Präsidentschaftswahlen am 20. August 2009 zu verbessern.[5]

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage und Ziele

Laut Bundesnachrichtendienst ist es das Ziel der Taliban und der Islamischen Dschihad-Union, Druck auf das deutsche Kontingent auszuüben, um einen Rückzug zu erzwingen. Infolgedessen ereigneten sich seit April 2009 in Kunduz mehrere schwere Gefechte zwischen afghanischen Sicherheitskräften, Einheiten der ISAF und Aufständischen (siehe dazu ISAF-Operationsführung im Raum Kunduz seit 2009).

Aus Sicht der ISAF und der afghanische Nationalarmee war es notwendig, die Sicherheit in dieser Provinz wiederherzustellen, um einerseits den Fokus wieder auf den Wiederaufbau, dem Ziel der ISAF, zu legen und um andererseits mit Blick auf die Wahl des afghanischen Präsidenten am 20. August 2009 einen gefahrlosen Wahlgang für die lokale Bevölkerung zu ermöglichen.

Des Weiteren wird immer mehr Nachschub für die ISAF-Truppen über die nördlichen Provinzen geschickt. Mit der Vertreibung von Aufständischen würde sich das Ausfallrisiko drastisch senken. Die afghanische Armee kommandierte für die Offensive 800 Soldaten und 100 Polizisten ab. Die Bundeswehr stellte die ohnehin teilweise in Kunduz stationierte Quick Reaction Force, ausgerüstet mit Schützenpanzern vom Typ Marder, den Transportern Fuchs und Dingo sowie Mörsern, bereit. Die US Air Force leistete mit Predator-Drohnen und Erdkampfflugzeugen vom Typ A-10 Luftnahunterstützung.[6]

Verlauf

In den frühen Morgenstunden des Sonntags, dem 19. Juli, ereigneten sich die ersten Gefechte mit Aufständischen. Dabei kam es auch zum Einsatz der Schützenpanzer und der Mörser.[7] Am gleichen Tag ereignete sich im Verlauf der Operation ein Vorfall, bei dem deutsche Soldaten einen afghanischen Jugendlichen erschossen, als ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit auf die Stellungen einer Einheit zusteuerte und dabei alle Warnsignale missachtete. Die Soldaten gingen von einem Anschlagsversuch aus und eröffneten das Feuer auf das Fahrzeug.[4] Die Bundeswehr kündigte an, die Familie des Opfers zu entschädigen.

Am Montag, dem 20. Juli, wurde das Lager der Bundeswehr in Kunduz mit Raketen beschossen, ohne Schaden anzurichten. Bei der Bombardierung von Stellungen der Aufständischen aus der Luft wurden fünf Taliban-Kämpfer getötet.[2]

Am Donnerstag, dem 23. Juli, wurde gemeldet, die Region um die Stadt Kunduz wäre jetzt wieder unter Kontrolle der afghanischen Regierung.[8] Allerdings wurde eine deutsche Patrouille am Samstag, dem 25. Juli, beschossen, wobei ein Fahrzeug beschädigt wurde.

Entwicklung und Reaktionen

In Deutschland führte die Offensive zu einer intensiven Debatte. Der Bundestagsabgeordnete Stinner (FDP) kritisierte die Einsatzempfehlungen auf den Taschenkarten für deutsche Soldaten, da es paradox sei, dass einerseits Mörser und Scharfschützen eingesetzt würden, andererseits ein Warnruf vor Abfeuern des ersten Schusses erforderlich sei. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung kündigte eine Überarbeitung der Taschenkarten an, um auf die veränderte Lage im Norden Afghanistans zu reagieren.[9]

Der Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei (Bündnis 90/Die Grünen) warf der afghanischen Zentralregierung vor, sie habe mit dem Abbau von Polizeistellen ganze Landstriche ohne Schutz gelassen und somit die Festsetzung von Aufständischen gefördert. Des Weiteren wurde wiederholt die Weigerung der Regierung von einem Krieg zu sprechen kritisiert.[10] Minister Jung erklärte, man solle nicht der Sprache der Taliban folgen und diese von „Terroristen“ zu „Kriegern“ aufwerten.[11]

Die Operation Oqab bedeutete für das deutsche Heer die erste direkte Beteiligung an einer Offensive seit seinem Bestehen. Die Tragweite des deutschen Beitrags spiegelt sich in der Aussage von Oberstleutnant Hans-Christoph Grohmann, Kommandeur der QRF, wider, der einen seiner Offiziere als „den ersten Oberleutnant, der nach 1945 eine Infanterie-Kompanie im Angriff geführt hat“ vorstellte.[12]

Am Freitag, den 31. Juli 2009, gelang der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit afghanischen Sicherheitskräften in dem Dorf Qarakator die Verhaftung von Qari Abdul Wadoud, dem Kommandeur einer Taliban-Zelle im Imam Sahib-Distrikt, nördlich von Kunduz.[13]

Bereits wenige Tage nach dem Ende der Operation wurde eine Rückkehr in Teile der betroffenen Gebiete gemeldet. So sollen am 1. August 2009 wieder bis zu 300 Taliban Kämpfer die Gegend im Südlichen Chahar Darreh unter ihre Kontrolle gebracht haben.[14]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Matthias Gebauer: Operation "Adler": 600 afghanische Soldaten sollen Taliban-Rückkehr verhindern, Spiegel Online, 30. Juli 2009
  2. a b Matthias Gebauer und Shoib Najafizada: Offensive in Kunduz: Afghanen wollen Taliban-Jagd mit der Bundeswehr ausdehnen, Spiegel Online, 22. Juli 2009
  3. Militäroffensive - Erste Fortschritte bei Nordafghanistan-Offensive, dpa, 23. Juli 2009
  4. a b c Stephan Löwenstein: Strategiewechsel: Mit dem „Marder“ in die Offensive, FAZ.NET
  5. Schneiderhan: Wir sind handlungsfähig, bundeswehr.de, 22. Juli 2009
  6. July 19 airpower summary: Pave Hawks save lives, US Air Force, 20. und 21. Juli 2009
  7. Afghanistan: Afghanische und deutsche Kräfte in Feuergefechte verwickelt, bundeswehr.de, 20. Juli 2009
  8. Bundeswehr bringt Unruheregion unter Kontrolle, welt.de, 23. Juli 2009
  9. http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0Doc~E52FB503A7A624F0480CF2FA47BEE05DD~ATpl~Ecommon~Scontent.html
  10. Afghanistan-Einsatz: Grünen-Politiker wirft Regierung Verharmlosung vor, Spiegel Online, 23. Juli 2009
  11. http://www.spiegel.de/video/video-1013178.html
  12. Joachim Zepelin: Agenda: Die Bundeswehr muss töten, Financial Times Deutschland, 18. Juni 2009
  13. Thomas Wiegold: Festnahme bei Kundus: Den Taliban die Kontrolle entreißen, FOCUS, 1. August 2009
  14. Matthias Gebauer, Shoib Najafizada: Blitz-Comeback der Taliban. Spiegel Online, abgerufen am 2. August 2009.

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