Fairchild-Republic A-10

Fairchild-Republic A-10
Fairchild Republic A-10 Thunderbolt II
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Eine A-10A „Thunderbolt II“ des 52nd Fighter Wing
Typ: Erdkampfflugzeug
Entwurfsland: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Fairchild Republic
Erstflug: 10. Mai 1972
Indienststellung: März 1976
Produktionszeit: 1975 bis 1986
Stückzahl: 715

Die Fairchild-Republic A-10 Thunderbolt II (deutsch Donnerkeil), von ihren Piloten auch Warthog („Warzenschwein“) oder kurz Hog genannt, ist seit 1975 das wichtigste Erdkampfflugzeug der US-Luftwaffe. Der einfach aufgebaute, effektive und robuste zweistrahlige Unterschall-Jet ist zum Einsatz gegen Bodenziele und gepanzerte Fahrzeuge vorgesehen. Daneben existiert eine Aufklärungsvariante OA-10, die auch als vorgeschobener Feuerleitstand einsetzbar ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

A-10 Thunderbolt II

Nach positiven Erfahrungen mit der Rockwell OV-10 begann man mit der Entwicklung eines speziellen Flugzeugs zur Panzerbekämpfung. Der Entwurf der A-10 setzte sich gegen den Konkurrenten Northrop YA-9 durch. Der Erstflug der A-10 fand am 10. Mai 1972 statt.

Der Name Thunderbolt II leitet sich von der P-47 Thunderbolt ab, die im Zweiten Weltkrieg als Jagdflugzeug und später auch als Jagdbomber von der US Army Air Force eingesetzt wurde.

Die ersten serienreifen A-10A wurden im Oktober 1975 an die Davis-Monthan Air Force Base in Arizona geliefert. Zunächst waren sie eine unwillkommene Ergänzung des US-Luftwaffenarsenals. Die Führungsebene der US-Luftwaffe bevorzugte die prestigeträchtigen Jagdflugzeuge F-15 und F-16 und wollte die Arbeit der Luftnahunterstützung lieber den Kampfhubschraubern der US Army überlassen. In den 1980er-Jahren sahen die Einsatztaktiken vor, dass die A-10 im Falle eines sowjetischen Angriffs auf Westdeutschland feindliche Panzerdivisionen stören sollten. In ständiger Rotation wurden 108 A-10 der in England stationierten 81st Tactical Fighter Wing auf sogenannte Forward Operation Locations (FOL) in Westdeutschland verlegt: Ahlhorn, Nörvenich, Sembach und Leipheim.[1]

Das von einer SA-16 schwer beschädigte Heck einer A-10A
Eine durch Flugabwehrfeuer über Bagdad schwer beschädigte A-10

Während der Operation Desert Storm 1991 über dem Irak erreichten die A-10 eine Zuverlässigkeit von 95,7 Prozent. Sie flogen 8.100 Einsätze und starteten 90 Prozent der in diesem Krieg abgefeuerten AGM-65-Maverick-Raketen. Die Thunderbolt-II-Flugzeuge zerstörten über 1.000 Panzer, 2.000 Militärfahrzeuge und 1.200 Artilleriegeschütze. Einer A-10 gelang hier auch der erste Luftsieg dieses Typs, als eine irakische Bo 105 mit der Bordkanone abgeschossen wurde.[2] Insgesamt wurden zwei Abschüsse irakischer Hubschrauber bestätigt. Fünf A-10 gingen verloren – weit weniger, als die Militärplaner erwartet hatten.

1999 waren A-10 an der Luftoffensive der NATO im Kosovo-Krieg beteiligt. Sie wurden zur Vermeidung US-amerikanischer Verluste jedoch nur zurückhaltend eingesetzt, was einen effektiven Einsatz der Maschinen verhinderte. Während der US-amerikanischen Invasion in Afghanistan 2001 waren die A-10 zunächst nicht eingesetzt, wurden aber später auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram stationiert und nahmen an Angriffen auf Taliban-Stellungen teil, darunter auch bei der Operation Anaconda im März 2002. Infolge weniger restriktiver Angriffsregeln bewährten sich die Flugzeuge dort besser.

2003 flogen die A-10 im Rahmen des Dritten Golfkrieges ein zweites Mal über dem Irak. Sechzig A-10 waren am Golf stationiert, eine davon ging gegen Ende der Kampfhandlungen durch irakisches Abwehrfeuer in der Nähe des Flughafens Bagdad verloren.

In der US-Luftwaffe bestehen teilweise Bedenken, weil das Flugzeug nur mit Unterschall-Geschwindigkeit fliegt, es soll aber bis mindestens 2028 im Dienst bleiben. Erst dann soll die A-10 vollständig durch die überschallfähige F-35 Lightning II ersetzt sein. Des Weiteren begann die DARPA im Februar 2010 offiziell mit der Entwicklung eines unbemannten Nachfolgemusters für die A-10.[3]

Die gesamte aus 365 Maschinen bestehende A-10-Flotte der USA wird bis etwa 2011 auf der Wright-Patterson Air Force Base eine technische Modernisierung durchlaufen.[4] In deren Rahmen bekommen die 242 ältesten Maschinen eine neue Tragflächenbeplankung, die auf eine Lebensdauer von 10.000 Flugstunden ausgelegt ist und welche die Flotte bis ins Jahr 2030 nutzbar machen soll.[5]

Verluste außerhalb von Kriegseinsätzen

  • Am 8. Dezember 1988 stürzte während einer Geschwaderübung eine US-amerikanische A-10 der 81. Tactical Fighter Wing in Remscheid in ein Wohngebiet. Dieses Unglück forderte 6 Tote und 50 Verletzte.
  • Am 20. Januar 1999 stürzte eine A-10 des 104. Fighter Wings der Air National Guard in ein Waldstück in der Nähe von Williamsburg im US-Bundesstaat New York. Der Pilot konnte ein Abstürzen in bewohntem Gebiet verhindern und rettete sich mit dem Schleudersitz.[6]
  • Am 3. September 2001 stürzte eine A-10 der 23. Fighter Group in der Virgin-River-Schlucht in der Nähe der Bundesstaatengrenze von Utah und Arizona ab; der Pilot konnte sich retten.[7][8] Bedingt durch die Ereignisse des 11. Septembers 2001 sind heute noch Trümmer des Absturzes zu finden, da die Aufräumarbeiten abgebrochen wurden.[9]
  • Am 4. Dezember 2002 kollidierten zwei A-10 während des Trainings rund 100 Meilen nordwestlich von Las Vegas über der Nellis Test and Training Range. Ein Pilot starb, der andere konnte sich mit dem Schleudersitz retten.[10]
  • Am 1. April 2011 um 15.45 Uhr stürzte eine Fairchild-Republic A-10 Thunderbolt in der Nähe von Laufeld bei Manderscheid auf freiem Feld ab,[11][12] ein Absturz im Ort konnte durch den Piloten verhindert werden.[13]
    Die A-10 startete von der MOB Spangdahlem Air Base. Der Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten, wurde jedoch in ein Krankenhaus eingeliefert.

Konfiguration und Einsatzspektrum

Die A-10 kann im Tiefflug unterhalb von 300 m (1.000 ft) Höhe mit 2,4 km Sichtweite operieren und ist zu diesem Zweck besonders wendig. Der große Einsatzradius und die Kurzstart- und Landefähigkeiten erlauben Einsätze von provisorischen Stützpunkten in Frontnähe aus. Nachtsichtgeräte ermöglichen Missionen bei Dunkelheit.

Zur Verbesserung der Rundumsicht hat das Cockpit eine Vollsichthaube. Der Pilot wird durch eine 400 kg schwere Titan-Panzerung geschützt, die auch Teile der Avionik abdeckt. Die Panzerung wird von den Piloten liebevoll „The Bathtub“ („Die Badewanne“) genannt, weil sie in ihrer Form einer Badewanne ähnelt. Wichtige Strukturelemente sind redundant ausgelegt, um nach einem Beschuss den Weiterflug zu ermöglichen: Die Treibstofftanks sind selbstabdichtend und so konstruiert, dass sie bei Treffern nicht explodieren; die hydraulischen Steuerungssysteme können durch Seilzüge manuell übersteuert werden. Die Triebwerke sind so weit wie möglich voneinander entfernt angebracht, um die Gefahr einer gleichzeitigen Zerstörung zu minimieren. Ihre Anordnung hinter/oberhalb der Tragflächen reduziert die Gefahr einer Beschädigung durch Abwehrfeuer gegen die im Überflug befindliche Maschine. Die Wartung wird erleichtert, indem viele Teile beidseitig verwendet werden können, darunter die Triebwerke, das Hauptfahrwerk und die Seitenleitwerke. Die Tanks sind entgegen der üblichen Konstruktion nicht in den Tragflächen, sondern im Rumpf untergebracht. Dadurch wird das Trägheitsmoment um die Hoch- und Längsachse verringert. Die Wendigkeit steigt, allerdings auch die Belastung der Flügelwurzel.

Die GAU-8A-Avenger-Kanone

Zur Avionik-Ausstattung gehören Kommunikationsgeräte, ein Inertiales Navigationssystem, Feuerleitsysteme, Zielhilfen und Nachtsichtgeräte. Ein Head-Up-Display (HUD) zeigt dem Piloten Flug- und Navigationsdaten an. Das LASTE-System (Low Altitude Safety and Targeting Enhancement system) berechnet fortwährend den Einschlagpunkt ballistischer Bomben (CCIP) und zeigt diesen auf dem HUD an, um die Zielgenauigkeit zu erhöhen. Gegen Angriffe mit infrarot- oder radargelenkten Boden-Luft-Raketen hat die A-10 halbautomatische Gegenmaßnahmen. Gegenwärtig werden alle A-10 mit GPS nachgerüstet.

Die A-10 verfügt über keine Tarnkappenfähigkeiten, ist jedoch dank ihrer Turbofan-Triebwerke relativ leise und damit vor allem im Nachteinsatz in Verbindung mit ihrem Tarnanstrich optisch und akustisch relativ gut getarnt.

Kosten

Die vergleichsweise geringen Kosten sind ein Grund, warum die A-10 trotz ihres mittlerweile recht hohen Dienstalters weiterhin im Einsatz bleibt. Sie bildet das Rückgrat der US-Luftwaffe bei der Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge mit einer langen Anflugzeit ins Einsatzgebiet. Der ebenfalls für die Bekämpfung gepanzerter Einheiten eingesetzte Kampfhubschrauber AH-64 Apache hat eine wesentlich geringere Reichweite, kann nicht luftbetankt werden und ist gegen Beschuss weitaus weniger widerstandsfähig als die A-10. Überlegungen, die A-10 durch eine für den Erdkampf spezialisierte Version der F-16 zu ersetzen, wurden wegen der fehlenden Panzerung und der damit verbundenen deutlich geringeren Widerstandsfähigkeit aufgegeben.

Versionen

Eine A-10C auf der Davis-Monthan AFB, 29. November 2006.
YA-10A
Vorserienversion. Zwölf Stück gebaut.[14]
A-10A
Einsitzige Version für Bodenangriff und Luftunterstützung.
OA-10A
A-10A für Luftüberwachung.
YA-10B Night/Adverse Weather
Einzelner experimenteller zweisitziger Prototyp für Nacht- und Schlechtwettereinsatz. Aus einer A-10A umgerüstet.[15]
A-10C
modernisierte A-10A für das schrittweise Precision-Engagement-(PE)-Programm. Dazu wurde ein digitales Waffenmanagementsystem mit neuem Zentralrechner, Datenlink SADL (Situation Awareness Data Link) mit Anbindung an Link-16-Datenlink und MIL-STD-1760-Datenbus eingebaut, neue Waffen (JDAM, WCMD) und die Zielbehälter Northrop Grumman Litening AT und Lockheed Martin Sniper XR integriert. Weiterhin wurde ein neues Cockpit mit zwei 13×13-cm-Farbbildschirmen und HOTAS-Steuerung verbaut. Um die gestiegenen Anforderungen an die elektrische Leistung zu erfüllen, wurde gleichzeitig ein zweiter Generator eingebaut.[16]

Technische Daten

3-Seiten-Riss der A-10
Frontansicht einer A-10
Unterseite einer A-10
A-10 im Anstrich „European Lizard“
A-10 Thunderbolt II
Kenngröße Daten der A-10A Thunderbolt II
Typ: Erdkampfflugzeug
Länge: 16,26 m
Flügelspannweite: 17,42 m
Höhe: 4,42 m
Tragflügelfläche: 47,01 m²
Tragflächenbelastung:
  • Minimal (Leergewicht): 208 kg/m²
  • Nominal (normales Startgewicht): 316 kg/m²
  • Maximal (maximales Startgewicht): 482 kg/m²
Leergewicht: 9.761 kg
Normales Startgewicht: 14.846 kg
Maximales Startgewicht: 22.680 kg
Maximale Treibstoffkapazität: 4.853 kg (intern)
Höchstgeschwindigkeit: 706 km/h (auf Meereshöhe)
Minimalgeschwindigkeit: ca. 220 km/h (auf Meereshöhe)
Steigrate: 1.828 m/min
Dienstgipfelhöhe: 13.636 m
Einsatzradius: 1.030 km
Überführungsreichweite 4.091 km
Besatzung: 1 Pilot
Maximale Waffenlast: 7.257 kg
Triebwerk: Zwei General Electric TF34-GE-100-Mantelstromtriebwerke
Schubkraft: 2 × 40,32 kN
Schub-Gewicht-Verhältnis:
  • Maximal (Leergewicht): 0,84
  • Nominal (normales Startgewicht): 0,55
  • Minimal (maximales Startgewicht): 0,36
Stückpreis: ca. 11,7 Mio. US-Dollar (Durchschnitt)
Status:
  • Aktiv: 143 A-10, 70 OA-10
  • Reserve: 46 A-10, 6 OA-10
  • Nationalgarde: 84 A-10, 18 OA-10

Bewaffnung

Festinstalliert

A-10 beim Abfeuern der siebenläufigen GAU-8/A-Avenger-Gatling-Kanone
  • 1 × 30-mm-GAU-8/A-Avenger-Gatling-Kanone mit 1350 Schuss Munition. Sie verschießt hochexplosive sowie panzerbrechende Uranmunition mit einer Kadenz von 4.200 Schuss pro Minute (Gewicht pro Granate bis zu 750 g). Die Rückstoßkraft der Waffe beträgt 44,5 kN, was in etwa der Schubkraft eines der Triebwerke entspricht.

Aufhängepunkte

An elf Außenlaststationen lassen sich verschiedene Waffen mitführen. Die maximale Traglast liegt bei 7257 kg. Zur Auswahl stehen folgende Waffen:

Freifallwaffen

Lenkwaffen

ungelenkte Raketen

Zusatzbehälter

  • 2 × Rumpfuntertank (Sargent Fletcher-Zusatztank für 2271 Liter Kerosin)
  • 2 × CNU-188/A-Gepäckcontainer

Selbstschutz

Sensoren

Der beste Sensor zur Zielerfassung der A-10 war bis 2005 das gute Auge des Piloten, da sie über kein Radar verfügt. Ab der Variante A-10C wurden externe Behälter mit Such-Sensoren mitgeführt.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: A-10 Thunderbolt II – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Militarisierungsatlas der Bundesrepublik, hg. v. Alfred Mechtersheimer u. Peter Barth, 3. Aufl., Darmstadt 1988, S. 35/36.
  2. a-10.org: Warthog Territory. Abgerufen am 15. Januar 2011.
  3. Flight Global: DARPA launches search for unmanned A-10 replacement, 11. Februar 2010
  4. Marc V. Schanz: Not Fade Away. Abgerufen am 15. Januar 2011.
  5. Flight Global: Boeing targets new A-10 support deal (6. Februar 2009)
  6. Williamstown Fire Department: Air National Guard A-10 Thunderbolt II "Warthog" Crashes in Williamstown, abgerufen am 2. April 2011
  7. reviewjournal.com: Fighter jet crashes; pilot ejects to safety, abgerufen am 2. April 2011
  8. archives.cnn.com: Air Force plane crashes near Utah-Arizona line, abgerufen am 2. April 2011
  9. waymarking.com: A-10 Warthog crash site, abgerufen am 2. April 2011
  10. globalsecurity.org: A-10 crash kills pilot, abgerufen am 2. April 2011
  11. focus.de: Rheinland-Pfalz: US-Kampfjet stürzt in der Vulkaneifel ab, abgerufen am 1. April 2011
  12. eifel-journal.de: Laufeld: Thunderbolt abgestürzt, abgerufen am 1. April 2011
  13. abendblatt.de: Kampfjet stürzt 300 Meter vor Dorf in der Eifel ab, abgerufen am 1. April 2011
  14. Donald and March 2005, S. 9–10.
  15. Jenkins 1998, S. 92–93.
  16. FlugRevue Januar 2010, S.38–42, Moderne Zeiten – A-10C der USAF mit neuen Systemen

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