Marder (Schützenpanzer)

Marder (Schützenpanzer)
Marder 1A3
Marder1A3.6.jpg

Marder 1A3 mit montierter MILAN
Ausgerüstet zum Verschießen von Manövermunition

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 3 + 7 (Marder 1)
3 + 6 (ab Marder 1A1)
Länge 6,88 m
Breite 3,38 m
Höhe 3,015 m
Masse 33,5 Tonnen
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung gewalzter Panzerstahl
Zusatzpanzerung in Schottbauweise
Hauptbewaffnung 20-mm-Maschinenkanone MK 20 RH 202
Sekundärbewaffnung MG3, MILAN-Panzerabwehrwaffe, Nebelmittelwurfanlage
Beweglichkeit
Antrieb V6-90°-Viertakt-Dieselmotor MTU MB 833 Ea-500
441 kW (600 PS)
Federung Torsionsstab
Höchstgeschwindigkeit ca. 65 km/h (Straße)
Leistung/Gewicht 15,6 kW/t (bis 1A2)
13,2 kW/t (1A3)
Reichweite 500 km Straße
200 km Gelände
Prototyp der dritten Generation des Marder 1. Zu sehen sind die Kugelblenden an den Seiten, die beim Marder 1A3 entfielen. Oberhalb des Turmes befand sich bei diesem Modell der Schießscheinwerfer, der später an der linken Seite der Scheitellafette befestigt war.
Ein getarnter Marder 1A2 beim Herbstmanöver Fränkischer Schild im September 1986. Deutlich erkennbar ist das Fehlen des Heck-MGs. Die rote Flagge zeigt an, dass scharfe Munition geladen ist.
Marder 1A5. Äußerlich erkennbar an den Staukästen auf dem Fahrzeug sowie an den neuen Kettenschürzen. Die Gewichtssteigerung machte ebenfalls eine Überarbeitung des Laufwerkes und der Kette notwendig.

Der Schützenpanzer (SPz) Marder ist das Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe der Bundeswehr. In der Nutzung befinden sich der Marder 1A3, 1A4 und der 1A5. Als Nachfolger des Marder wird der Schützenpanzer Puma entwickelt, er wurde erstmals zur 50-Jahrfeier des deutschen Heeres in Munster der Öffentlichkeit präsentiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entwicklung

Das Projekt Marder entstand schon im September 1959 während der anlaufenden Produktionsphase des HS 30. Ziel war es, einen „gleichwertigen“ Schützenpanzer zum Leopard 1 zu entwickeln. Der ATV-Stab (Ausbildung, Technik, Versuche) der Panzertruppenschule Munster erstellte die militärischen Forderungen mit folgenden Merkmalen:

  • gesteigerte Absitzstärke von 12 Mann
  • hohes Schutzpotential für die Besatzung
  • hohe Beweglichkeit, Fahrbereich einem Leopard 1 ebenbürtig
  • eine zuverlässige 20-mm-Bordmaschinenkanone
  • unkomplizierter Wechsel zwischen auf- und abgesessenem Kampf
  • ABC-Schutz

Darüber hinaus wurde beabsichtigt, eine Schützenpanzerfamilie zu schaffen, auf dem Kanonenjagdpanzer, Raketenjagdpanzer, Panzermörser 120 mm, Sanitätspanzer, Transportpanzer, Flakpanzer, FlaRakpanzer und der Führungspanzer Flugabwehr aufbauen sollten. Bedingt durch die Kampfweise der Panzergrenadiere ergaben sich jedoch technische Probleme beim Konzept des Schützenpanzers, der gleichzeitig Basis für alle anderen Plattformen sein sollte. Die Entwicklung von Kanonenjagd- und Raketenjagdpanzer wurde darauf gesondert fortgeführt und 1967 erfolgreich beendet. Im Januar 1960 wurden die Rheinstahl-Gruppe (Rheinstahl-Witten, Rheinstahl-Hanomag, Ingenieurbüro Warnecke) und die Henschel AG (Thyssen Industrie AG Henschel Kassel) zusammen mit MOWAG mit der Entwicklung von sieben Prototypen beauftragt. Als Ergebnis wurden mehrere Konzepte auf Basis des HS 30 vorgestellt. Die Prototypen dieser ersten Generation waren der RU 111, RU 112 und RU 122 von Rheinstahl, der 1HK 2/1 und 1HK 2/2 von Henschel sowie die Fahrzeuge HM 1 und HM 2 von MOWAG. Alle Prototypen hatten ein Gefechtsgewicht von 16 Tonnen.

Bedingt durch die Einflussnahme der NATO-Partner, die ein Mitspracherecht forderten, und durch eine Vielzahl von Vorschlägen anderer Dienststellen der Bundeswehr verlief die Erprobung jedoch schleppend. Ein Abkommen zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland, einen gemeinsamen Schützenpanzer zu entwickeln, wurde verworfen.

1963 wurde der Forderungskatalog für die zweite Generation angepasst. Daraus entstanden Prototypen mit einem Gefechtsgewicht von 20 Tonnen. Die Rheinstahl-Gruppe baute die Schützenpanzer RU 214, RU 261 und RU 262 mit Frontmotor, verbesserter Heckklappe, Ein-Mann-Turm mit 20-mm-Maschinenkanone und einem Panzerabwehrlenkflugkörper. MOWAG setzte bei ihren Prototypen 2M1/1, 2M1/2 und 2M1/3 auf einen Mittelmotor.

Im Jahr 1964 folgte die dritte Generation des Schützenpanzers mit einem neuen Forderungskatalog, angepasst an die neuen Anforderungen der Bundeswehr. Der Schützenpanzer wurde länger und breiter. Zusätzlich bekam das Fahrzeug ein Heck-MG und Kugelblenden an den Seiten für einen Waffeneinsatz unter Panzerschutz. Als weitere Erkenntnis aus der zweiten Generation zeigte sich, dass der Ein-Mann-Turm nicht der richtige Weg war. Darauf hin wurde ein Zwei-Mann-Turm mit scheitellafettierter Maschinenkanone entwickelt, der ohne grundlegende Veränderungen des Schützenpanzers integriert werden konnte.

1967 wurden die letzten zehn Prototypen entwickelt und ausgiebig in Truppenversuchen getestet. Das Unternehmen MOWAG schied 1968 aus, das Startgerät für einen Lenkflugkörper entfiel. Nach zwei Jahren erfolgreicher Tests wurde 1969 der Serienvertrag über die Lieferung von 2136 Schützenpanzern unterzeichnet. Das erste Serienfahrzeug wurde am 7. Mai 1971 an die Panzergrenadiere ausgeliefert. Hergestellt wurden die Schützenpanzer von den Unternehmen Rheinstahl AG und Maschinenbau Kiel (MaK).

Kampfwertsteigerungen

Im Laufe seiner Dienstzeit wurde der Schützenpanzer mehrfach verbessert, im militärischen Sprachgebrauch kampfwertgesteigert.

In den Jahren 1977 bis 1979 erfolgte die erste Kampfwertsteigerung, bei der alle Marder mit der Panzerabwehrwaffe MILAN ausgestattet wurden. Ihr Einsatz erfolgte auf- oder abgesetzt. Aufgrund des Mitführens von vier Lenkflugkörpern sinkt die Absitzstärke auf sechs Mann.

Bereits im gleichen Jahr mit Abschluss der MILAN-Nachrüstung erhielten alle Marder eine weitere Kampfwertsteigerung. Die Umrüstung umfasste den Einbau eines Doppelgurtzuführers für die Bordmaschinenkanone zum wahlweisen Verschießen von Sprengbrand- (engl. High-Explosive Incendiary (HEI))- oder panzerbrechender Treibspiegelmunition (engl. Armour Piercing Discarding Sabot (APDS)). Eine weitere wesentliche Veränderung war der Einbau einer besseren passiven Optik der ersten Generation. Der enthaltene Restlichtverstärker war weniger empfindlich gegen Scheinwerferlicht und Geschossblitze. 674 Marder 1 wurden auf Version A1(+) gebracht. Dies bedeutete die zusätzliche Ausrüstung mit einem Beobachtungsgerät auf Basis eines Wärmebildgerätes. Mit diesem war es möglich, Panzer und Gegner auf größere Entfernungen als bisher zu erkennen. 350 Schützenpanzer wurden auf die Stufe Marder 1 A1(-) gebracht. Dies wiederum bedeutete, dass diese Modelle kein wärmebildbasierte Beobachtungsoptik erhielten, aber so modifiziert waren, dass eine Nachrüstung innerhalb kürzester Zeit möglich gewesen wäre. Die restlichen 1112 Exemplare mit der Bezeichnung Marder 1 A1A erhielten keine entsprechende Vorrichtung und waren auch nicht dafür vorgesehen. Die gesamte Umrüstung war 1982 abgeschlossen.

Ab 1984 bis 1989 erfolgte eine erneute Kampfwertsteigerung. Diese umfasste den Einbau eines Wärmebildgerätes (WBG) für den Richtschützen, den Wegfall der Hecklafette, den Einbau der neuen Funkgerätefamilie SEM 80/90, die Nachrüstung zum Betreiben des MILAN-Infrarot-Adapters (MIRA) an der Panzerabwehrwaffe MILAN und eine Winkelspiegelwaschanlage für den Fahrer. Im Rahmen dieser Umrüstung änderte sich die Bezeichnung für alle Modelle der Marderfamilie zu Marder 1. Die Bezeichnung der umgerüsteten Fahrzeuge war Marder 1A2.

Die nächste Nachrüstung erfolgte nahtlos in den Jahren von 1989 bis 1998 und umfasste die Verbesserung des passiven Panzerschutzes sowie die Neugestaltung des hinteren Kampfraums. So wurde die Wannenfront gepanzert, wobei die Luke hinter dem Fahrer verschwand. Das hintere Wannendach wurde ebenfalls zusätzlich gepanzert und erhielt nur noch drei Luken. Der Turm, seine Scheitellafette sowie das Wärmebildgerät wurden ebenfalls gepanzert. Die gesamte Zusatzpanzerung wurde dabei schockgedämpft auf Gummielementen flächenbündig adaptiert. Die Seiten wurden um zusätzliche Staukästen ergänzt, was den Wegfall der Kugelblenden zur Folge hatte. Das Turmmaschinengewehr wanderte von rechts an die linke Seite. Auf den Einbau eines leistungsstärkeren 720-PS-Triebwerks wurde aus Kostengründen verzichtet. Die gesamte Umrüstung erstreckte sich auf 2097 Schützenpanzer, die Bezeichnung änderte sich zu Marder 1A3.

Des Weiteren erhielten einige Marder 1A3 ein krypto- und SATCOM-fähiges SEM 93. Sie tragen die Bezeichnung Marder 1A4, sind aber äußerlich vom Marder 1A3 nicht zu unterscheiden. Sie dienen den Kommandeuren von Panzergrenadierbataillonen als Führungspanzer.

Im Jahr 2001 folgte eine weitere kleine Verbesserung durch Rheinmetall Landsysteme. Diese umfasst die Neuanordnung der Wurfbecher der Nebelmittelwurfanlage und die Programmierung der Steuerung zum vollen Einsatz der sechs Becher. Bedingt durch die Konstruktion waren nur fünf der sechs Becher nutzbar. So war der rechte untere Becher[1] vor der Änderung so ausgerichtet, dass er beim Verschießen des Nebelkörpers die Bordmaschinenkanone traf. Die Bezeichnung änderte sich nicht.

Ein Jahr später, am 18. Dezember 2002, wurde die seit 1996 geplante Kampfwertsteigerung zum Marder 1A5 begonnen; sie umfasste den Einbau einer Minenschutzausstattung gegen durch Druck wirkende Blast-Minen sowie projektilbildende Minen. Diese Maßnahmen führten zu einem weiteren Mobilitätsverlust[2] bei gleichzeitiger Gewichtszunahme auf insgesamt 37,5 Tonnen sowie zu einer vollständigen Überarbeitung und Neugestaltung des hinteren Kampfraumes, des Verpackungsplanes für die Ausrüstung sowie eine Überarbeitung der Motorkühlanlage. Rheinmetall lieferte das erste von insgesamt 74 Fahrzeugen an die Bundeswehr. Die Marder 1A5 werden in den Auslandseinsätzen sowie als Ausbildungsfahrzeug an den Schulen des Heeres eingesetzt.

Im Dezember 2010 wurden die ersten 10 Marder 1A5A1 ausgeliefert.[3] Sie verfügen über Raumkühlanlage, Störsender und multispektraler Tarnausstattung, diese Ausrüstung wurde besonders für Auslandseinsätze, wie den Afghanistaneinsatz, entwickelt. Die Raumkühlanlage verringert die hohe Temperaturbelastung, während der Störsender und die Barracuda-Tarnausstattung mit Hitzetransfer-System die Überlebensfähigkeit erhöht.[3] Bis August 2011 werden weitere 25 SPz Marder auf den Stand 1A5A1 gebracht.[3]

Erprobung des Barracuda-Tarnsystems an einem 1A5 in 2009 an der Wehrtechnischen Dienststelle 41 in Trier.

Schützenpanzer Marder 1

Heckansicht und Kampfraum des 1A3. Die Heckklappe zwang die Konstrukteure zu einem Frontmotor. Die Kühl- und Abgasanlage befindet sich dagegen am Fahrzeugheck, um die Infrarotsignatur der Front so niedrig wie möglich zu halten. Die Lüfter der Kühlanlage befinden sich auf dem hinteren Wannendach unter der Zusatzpanzerung (nicht sichtbar). Links im viereckigen Kasten die Außenbordsprechstelle.
Triebwerk des Marder 1. Durch den Fronteinbau sitzt das Getriebe quer vor dem Motor. Die Kampfwertsteigerungen zum Marder 1A3 und 1A5 bringen das Triebwerk an seine Leistungsgrenze.[2]
Ansicht Bordmaschinenkanone, MILAN und Optik. Unterhalb der Nebelmittelwurfanlage das gepanzerte Wärmebildgerät. Das MG3 befindet sich seit dem 1A3 in einem Waffenbehälter links an der Scheitellafette. An dieser Stelle befand sich vorher der Schießscheinwerfer wie auch der Wärmeortungsempfänger
Turmmaschinengewehr MG3A1 im Waffengehäuse. Zu sehen ist ebenfalls die Munitionszuführung, der Gurtkasten und die Tasche für den Ersatzverschluss (rechts unten im Bild).
Adaptierte MILAN kurz vor dem Abfeuern

Der Schützenpanzer Marder 1 ist ein frontangetriebenes Vollkettenfahrzeug. Er dient den Panzergrenadieren als Gefechtsfahrzeug und Führungspanzer. Mit dem Einbausatz VB und als Marder 1A3 VB bezeichnet wurde er in den schweren Kompanien der Panzergrenadierbataillone bis zu deren Auflösung als Beobachtungspanzer für den Vorgeschobenen Beobachter (VB) der Steilfeuerkomponente (Panzermörser 120 mm) eingesetzt und ersetzte den Kanonenjagdpanzer. Der Einbausatz enthält ein TZG 90 A1 (Tragbares Zielortungsgerät), einen Feuerleitrechner Art/Mrs MRT 86 (militärischer Rechner, tragbar) sowie zwei SEM 90 (Sender/Empfänger, mobil) und ein SEM 80. Die Montage des TZG auf dem Marder ist mit einer passenden Halterung anstelle der MILAN möglich, es kann aber auch abgesetzt genutzt werden.

Seit dem Erlöschen der Betriebserlaubnis am 31. Dezember 2002 ersetzte der Marder 1A3 VB bis zur Einführung des neuen Beobachtungsfahrzeugs für die Joint Fire Support Teams (JFST) auf Basis des Fennek und GTK Boxer den Beobachtungspanzer Artillerie auf dem M113 optronic. Da der Marder 1A3 sich bei der Artillerie nicht als Beobachtungspanzer eignet und erforderliche Umbaumaßnahmen zu kostspielig wären, dient er der Artillerietruppe lediglich als Transportpanzer. Die Bezeichnung lautet Marder 1A3/ArtBeob.

Darüber hinaus wird die Wanne in der Ausführung 1A3 auch als Basis für den Fahrschulpanzer Marder sowie in leicht abgeänderter Form bei den argentinischen Streitkräften unter der Bezeichnung Tanque Argentino Mediano (dt. „Argentinischer mittelschwerer Panzer“), Vehiculo de Combate Transporte de Personal (dt. „Fahrzeug für den Personentransport im Kampf“) genutzt . Der Flugabwehrraketenpanzer Roland nutzte ebenfalls eine modifizierte Wanne des Marder, die wegen der seitlichen Staukästen dem Marder 1A3 ähnelte, aber anders konstruiert war.

Aufbau

Die Wanne des Schützenpanzers ist aus mehreren Sorten gewalzten Panzerstahls geschweißt und als Massivpanzerung ausgelegt. Die Wannenfront, die Seitenflächen sowie das Heck sind abgeschrägt und bieten der Besatzung begrenzten Schutz gegen Beschuss aus 20-mm-Maschinenkanonen (frontal), Granatsplittern und Infanteriewaffen (bis 7,62 mm). Zusätzlich mindert sie die Wirkung radioaktiver Strahlung. Die seit dem Marder 1A3 angebrachte Zusatzpanzerung wurde als Schottpanzerung ausgeführt und steigerte die Widerstandsfähigkeit an den kritischen Stellen gegen Beschuss aus 30-mm-Maschinenkanonen. Zum Schutz gegen ABC-Waffen verfügt der Schützenpanzer über eine ABC-Schutzbelüftungsanlage mit einer Leistung von drei Kubikmetern pro Minute. Für Nachtfahrten verfügt der Fahrer über ein Restlichtverstärker-Fahrgerät, das sich anstelle des mittleren Winkelspiegels einsetzen lässt. Kommandant und Richtschütze sind dagegen beim Marder 1A3 nur mit einem gemeinsamen Wärmebildgerät ausgestattet, was der Kommandant über eine Lichtröhre (engl.light-pipe) nutzen kann.

Wie auch die Leopard-Familie verfügt der Marder 1 über eine Tauchhydraulik und ist bis zwei Meter tiefwatfähig.

Laufwerk und Antrieb

Der Schützenpanzer besitzt ein drehstabgefedertes Stützrollenlaufwerk mit hydraulischen Stoßdämpfern an der ersten, zweiten, fünften und sechsten Laufrolle. Er verfügt über eine „lebende“ Endverbindergleiskette mit auswechselbaren Kettenpolstern der Firma Diehl. Beim Fahren im Schnee, auf Eis oder um die Griffigkeit der Kette zu steigern, kann ein Teil der Kettenpolster gegen gusseiserne Schneegreifer ausgetauscht werden.

Angetrieben von einem flüssigkeitsgekühlten V6-Viertakt-Vorkammer-Dieselmotor des Typs MB 833 Ea-500 mit zwei Abgasturboladern der Firma MTU Friedrichshafen, erreicht das Triebwerk eine Leistung von 441 kW (600 PS) bei 2200/min aus 22,4 Litern Hubraum. Es beschleunigt den Marder ab Ausbaustufe 1A3 auf eine Höchstgeschwindigkeit von offiziell 65 km/h. Die Schützenpanzer bis zur Ausbaustufe 1A2 erreichten dagegen Höchstgeschwindigkeiten von 75 km/h.

Wie auch beim Kampfpanzer Leopard ist das Antriebssystem als Gesamttriebwerksblock ausgelegt, bestehend aus Motor und angeflanschten Schalt-, Wende- und Lenkgetriebe, was ein Wechseln des kompletten Antriebsstrangs mit Unterstützung eines Bergepanzers in kurzer Zeit ermöglicht. Die Versorgungsleitungen zum Fahrzeug sind mit selbstdichtenden Schnelltrennkupplungen ausgestattet. Die Kühlanlage befindet sich dagegen im Fahrzeug; bedingt durch den Frontmotor und die Heckklappe sitzen die Lüfter links und rechts nach oben gerichtet im Fahrzeugheck. Die Bordnetzspannung beträgt 24 Volt und entspricht damit dem Standard in der Bundeswehr. Stromerzeuger ist ein Drehstromgenerator mit einer Leistung von 9 kW.

Als Getriebe wird ein hydromechanisches Schalt-, Wende- und Lenkgetriebe (HSWL 194) des Unternehmens Renk verwendet. Ausgestattet mit einem Drehmomentwandler mit Überbrückungskupplung, Wendegetriebe, Schalt- und Lenkgetriebe verfügt es darüber hinaus über eine eingebaute hydrodynamische Strömungbremse (Retarder). Geschaltet werden die vier Vorwärts- und vier Rückwärtsgänge von Hand oder mit Schaltautomatik, wobei das Getriebe elektro-hydraulisch angesteuert wird. Als Bremsanlage dient eine hydraulische Zweikreisbremsanlage.

Bewaffnung

Der Marder verfügt über eine im Zweimanndrehturm untergebrachte 20-mm-Bordmaschinenkanone (BMK) MK 20 Rh 202, ein Turmmaschinengewehr (TMG) MG3 (7,62 mm) und eine Nebelmittelwurfanlage mit sechs Wurfbechern. Optional kann am Turm ein Lenkflugkörper (LFK) Typ MILAN angebracht und verschossen werden.

Das Seiten- und Höhenrichten der Haupt- und Sekundärwaffe erfolgt über eine elektro-hydraulische Richtanlage oder mechanisch per Hand im Notbetrieb. Sie ermöglichen einen Seitenrichtbereich von 360 Grad und einen Höhenrichtbereich von −17,5 Grad bis +65 Grad. Die Richtgeschwindigkeit des 3,2 Tonnen schweren Turmes liegt im Normalbetrieb 180° bei vier Sekunden.

Die Hauptwaffe kann gegen ungepanzerte Ziele bis zu einer Entfernung von 2000 Metern eingesetzt werden. Dabei kommt die Sprengbrandmunition (HEI) zum Einsatz. Gegen leicht gepanzerte Ziele unter 1000 Metern wird Treibspiegelmunition (APDS) genutzt. Der Einsatz gegen stark gepanzerte Ziele ist bei guten Bedingungen unter 600 Metern möglich. Beim Kampf gegen einen Kampfpanzer ist das Blenden mit HEI möglich, um den Einsatz der MILAN und der Panzergrenadiere zu ermöglichen. Ein Beschuss mit panzerbrechender Munition hat keinen Erfolg. Gegen Flugziele ist der Wirkungsbereich begrenzt, und der Einsatz erfolgt dann nur gegen direkt angreifende Flugziele. Die maximale Kampfentfernung beträgt bei Hubschraubern bis 2000 Meter und bei Strahlflugzeugen bis 1200 Meter.

Die maximale Schussweite der Hauptwaffe liegt unabhäng von den Kampfentfernungen bei 6.000 bis 11.000 Metern.

Für Manöver kann das gesamte Rohr gegen ein Manöverpatronengerät (MPG) getauscht werden. Dieses ist um einiges dicker und gleicht optisch dem Rohr für den scharfen Waffeneinsatz, ist jedoch am Rohrende verschlossen.[4] Der Sicherheitsbereich vor der Waffe beträgt mit Manövermunition und Manöverpatronengerät 10 Meter, ohne MPG 70 Meter.

Die Sekundärwaffe wird achsparallel zur Hauptwaffe nachgeführt. Mit der Umrüstung zum Marder 1A3 sitzt das MG3 links außerhalb der Scheitellafette. Installiert in einen Waffenbehälter wird das MG3 elektrisch abgefeuert und gegen Infanterie eingesetzt.

Weiterhin können die im hinteren Kampfraum untergebrachten Panzergrenadiere aus drei Luken über die Bordwand mit ihren Handwaffen (G36, MG3, MP2A1, Granatpistole 40 mm) kämpfen oder auch abgesessen eingesetzt werden.

Besatzung im Marder 1A3

Die Besatzung besteht bei den Panzergrenadieren aus: Kommandant, Richtschütze (beide im Turm), Fahrer (vorne in der Wanne) und sechs Grenadieren im hinteren Kampfraum, im Einzelnen: Truppführer (G36), Schütze 1 (MG3), Schütze 2 (G36 + MILAN), Schütze 3 (G36 + MILAN-Ladeschütze), Schütze 4 (G36, PzFst3), Schütze 5 (Scharfschütze).

Die Aufgabe des Kommandanten besteht in der Führung des Panzers beziehungsweise der Gruppe. Dazu beobachtet er vom Turm aus das vorliegende Gelände und kann mit den Turmwaffen ins Gefecht eingreifen. Liegt der Einsatzschwerpunkt im abgesessenen Kampf, führt er den Schützentrupp, während der Truppführer seinen Platz im Turm einnimmt.

Die Aufgabe des Richtschützen besteht darin, die Turmwaffen zu bedienen, das umliegende Gelände mit den Optiken des Panzers zu beobachten, und den Sprechfunkverkehr durchzuführen. Zum Richten der Turmwaffen verfügen Kommandant und Richtschütze über je ein Periskopvisier mit zweifacher und sechsfacher Vergrößerung sowie über das gemeinsame Wärmebildgerät. Die Bedienung des Turmes erfolgt über Hydraulikmotoren, die von einem 108-bar-Hydrauliksystem gespeist werden. Im Falle eines Ausfalles der Hydraulikanlage kann der Richtschütze den Turm über Handkurbeln richten und über eine Handpumpe Hydraulikdruck für weitere Funktionen aufbauen.

Weitere technische Daten

Marder 20-mm-BMK-Manöver-Munition AT12.
Geöffnetes Waffenträgergehäuse des Marder 1A3.
Technische Daten (Marder 1A3)
Turmgewicht: ca. 3,2 t
Kraftstoffmenge: ca. 650 l
Kraftstoffverbrauch: Straße: ca. 3,4 l/km, ca. 340 km
Gelände: ca. 5,3 l/km, ca. 220 km
Mittel: ca. 4,1 l/km ca. 280 km
Standlauf: 12,5 l/h
Maschinenkanone MK 20 RH 202
Hersteller: Rheinmetall AG / Geschäftsfeld Waffen und Munition
Kaliber: 20 mm x 139
Gewicht: 75 kg (mit Einzelgurtzuführung) 83 kg (mit Doppelgurtzuführung)
Gesamtlänge: 2612 mm
Rohrlänge: 2002 mm
Rückstoßkraft: 5,5–7,5 kN
Kadenz: 880–1030 Schuss/min
Drallwinkel:

Einsatzerfahrungen

Im Rahmen des KFOR-Einsatzes wurden Marder 1A3 und Marder 1A5 als Objektschutzfahrzeuge von der multinationalen Task Force Süd in Prizren eingesetzt. Nach Afghanistan wurden Ende 2006 vier Marder 1A5 nach Mazar-i-Sharif verlegt. Nach dem Herstellen der Einsatzbereitschaft zum Januar 2007 sind sie zum Schutz des Lagers Camp Marmal und ab Juli 2008 als Unterstützung für den QRF-Verband des Regionalkommandos Nord der ISAF–Schutztruppe vorgesehen. Aufgrund der gestiegenen Bedrohungslage wurde die gepanzerte Reserve im Frühjahr 2009 nach Kunduz verlegt und insgesamt mit zehn Marder 1 für zwei Züge ausgestattet. Bei einer Großoperation afghanischer Sicherheitskräfte zusammen mit deutschen Einheiten und belgischen Mentoren im Distrikt Chahar Darreh am 19. und 20. Juli 2009 wurden erstmalig Schützenpanzer im Gefecht eingesetzt, um Stellungen von Aufständischen zu bekämpfen.[5][6] Nach dem Tod von drei Soldaten bei einem Anschlag am 2. April 2010 wurde die Anzahl um weitere 15 Schützenpanzer erhöht.[7] Am 18. Februar 2011 wurde ein SPz Marder in Afghanistan bei Kundus mit RPG beschossen. Vier Soldaten wurden bei diesem Vorfall verletzt. Das Fahrzeug geriet in Brand und fiel aus.[8]

Am 2. Juni 2011 wurde bei einem Anschlag in der Ortschaft Qandahari in der Provinz Baglan ein Marder durch eine improvisierte Sprengladung „komplett zerstört“. Dabei wurden ein deutscher Soldat getötet und zwei weitere schwer verletzt.[9]

Marderlatte

Die „Marderlatte“ ist eine provisorisch gefertigte Holzstange, die von der Besatzung verwendet wird, um zu überprüfen, ob der in einer Senke Stellung beziehende Schützenpanzer Marder aus dieser heraus noch beobachten und wirken kann. Auf dieser „Latte“ werden zum Beispiel die Höhe der Wanne, der Bordmaschinenkanone, der Optiken und der Turmoberkante markiert.

Schützenpanzer Marder 2 und M12

Versuchträger VT 001 – Marder 2. Der 42,6 t schwere Schützenpanzer sollte den Marder 1 ersetzen und die Lücke zum Leopard 2 schließen. Eine digitale Feuerleitanlage und eine stabilisierte Waffenanlagen waren nur einige Neuheiten.

In den späten 1980er-Jahren wurde ein Prototyp eines neuen Schützenpanzers vorgestellt, der Marder 2, der viele Teile mit dem Leopard 2 gemeinsam hatte. Durch die Deutsche Wiedervereinigung kam es nicht zur Einführung. Der Prototyp befindet sich in der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz.

Ebenfalls suchte das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung mit der Rüstungsindustrie weiterhin nach Lösungen, um den Marder 1 zu verbessern. Die Planungen sahen so den Einbau eines leistungsstärkeren Triebwerkes, Verbesserungen am Laufwerk, Veränderungen im Kampfraum und den Einbau eines neuen Turmes vor. Ein potenzielles und weit fortgeschrittenes Projekt war der M12. Hergestellt von Keller und Knappich Augsburg (KUKA) (seit 1999 KUKA Wehrtechnik GmbH, zu Rheinmetall gehörend) war dieser Prototyp mit einem neuen Zwei-Mann-Turm ausgerüstet. Dieser E4-Turm, entwickelt von Rheinmetall, enthielt eine 30-mm-Maschinenkanone (MK 30-2, Vorgänger der Bewaffnung des Puma), eine stabilisierte Sichtlinie mit Tag- und Nachtsicht sowie ein modernes Feuerleitsystem. Aufgrund der hohen Kosten wurde entschieden, das Projekt nicht weiterzuverfolgen. Der Minenschutz wurde jedoch zur Kampfwertsteigerung des Marder 1A5 übernommen. Zudem wurde das Vorhaben Neue Gepanzerte Plattform eingeleitet, auf dessen Erkenntnissen der Puma basiert.

Siehe auch

Literatur

  • Lutz-Reiner Gau, Jürgen Plate Jörg Siegert: Deutsche Militärfahrzeuge Bundeswehr und NVA. Motorbuchverlag, ISBN 3-613-02152-8.
  • Peter Blume: SPz Marder Der Schützenpanzer der Bundeswehr – Geschichte, Einsatz, Technik. Tankograd Publishing – Verlag Jochen Vollert

Weblinks

 Commons: Schützenpanzer Marder – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Angaben in Fahrtrichtung
  2. a b Spiegel Online:Schrottreife „Marder“ [Stand vom 5. August 2000]
  3. a b c Verbesserter Schützenpanzer MARDER ausgeliefert
  4. Siehe Bild am Artikelanfang.
  5. http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EC1243398FB8E49DF9D79D97F0E1688A3~ATpl~Ecommon~Scontent.html
  6. http://wiegold.focus.de/augen_geradeaus/2009/07/marder-und-m%C3%B6rser-gro%C3%9Fkampftag-in-kundus-update.html
  7. International Business Times: Guttenberg – 15 weitere Marder-Schützenpanzer nach Afghanistan, abgerufen am 26. Mai 2010
  8. Bundeswehr.de: Afghanistan: Deutsche Patrouille nahe Kundus beschossen, abgerufen am 21. Februar 2011
  9. spiegel.de: Afghanistan: Deutscher Soldat bei Taliban-Angriff getötet, abgerufen am 2. Juni 2011

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