Orenburger Ziege

Orenburger Ziege

Die Orenburger Ziege (russ. Оренбургская коза) ist eine Rasse der Hausziege, die im 19. Jahrhundert gezüchtet wurde, mit dem Züchtungsziel ein langes und weiches Fell mit feinem Flaumhaar zu erhalten. Die Herstellung der Orenburger Schals ist eng mit dieser Ziegenrasse verbunden.

Die Orenburger Ziegenrasse ist die marktgängigste Ziege für feinen Ziegenflaum in Russland. Im Zusammenhang mit der gestiegenen Nachfrage nach Ziegenwolle wird eine immer größere Zahl von Ziegen dieser Rasse gehalten. Nicht zu verwechseln mit der Orenburger Ziege ist die Kaschmirziege, die ebenfalls zur Gewinnung ihres feinen weichen Flaumhaares gezüchtet wurde.

Die Züchtung der Rasse wurde durch das besonders raue Kontinentalklima der Region um Orenburg geprägt: starke Winde, starker Frost, heiße und trockene Sommer. Zusätzlich zur lange andauernden natürlichen Selektion wurden Anfang des 20. Jahrhunderts Kaschmirziegen in diese Gebiete eingeführt und mit der Orenburger Ziege eingekreuzt.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Orenburger Ziege ist ein einem sehr großen Gebiet im Süden Sibiriens verbreitet; gehalten wird sie vorwiegend im Südural, in der Oblast Orenburg, Oblast Tscheljabinsk, der Republik Tatarstan, der Republik Baschkortostan und in der Region um Aqtöbe (Kasachstan). Auch in der Powolschje-Region, in den Gebieten um Rostow, Woronesch, Astrachan und Wolgograd ist sie verbreitet, ebenso in der Republik Altai und in Chakassien.

1992 gab es 184.600 Orenburger Ziegen. Seitdem hat sich ihre Zahl erheblich verringert, weshalb sich auch der Preis für eine Orenburger Ziege und für ihr Flaumhaar verteuert hat.

Beschreibung

Die meisten Orenburger Ziegen (90 %) haben ein schwarzes Fell, die übrigen sind rotbraun, grau oder mehrfarbig. Es sind jedoch auch Ziegen mit weißem Fell anzutreffen. Von anderen Ziegenrassen unterscheidet sich die Orenburger Ziege durch ihr ergiebiges, langes, weiches und dünnes Haar. Sie ist größer als andere Rassen, die wegen der Gewinnung des Ziegenfells oder der Ziegenwolle gehalten werden (Wollziegen) und hat eine robuste Konstitution. Das Gewicht einer Ziege beträgt im Frühling 44 bis 45 kg (selten bis 65 kg), die Ziegenböcke wiegen 70 bis 75 kg, einige auch bis zu 100 kg. Der Knochenbau ist gut entwickelt, die Beine sind nicht sehr lang aber kräftig und das Fell ist einfarbig. Sie bringen jährlich ein bis zwei Ziegen zur Welt; 30 bis 40 % sind Zwillingsgeburten. Die weiblichen und männlichen Ziegen tragen meist Hörner. Die Ziegen geben während der sechsmonatigen Laktationsperiode durchschnittlich 200 bis 250 Liter Ziegenmilch, nach anderen Angaben 85 bis 100 Liter, beides wäre für eine Milchziege relativ wenig. Ihre Milch hat einen mittleren Fettgehalt von 3,9 % (3,2 bis 6,1 %). Bei einer Wollziege steht die Milchleistung jedoch nicht im Vordergrund.

Die Widerristhöhe beträgt bei den Männchen 68 bis 70 cm und bei den Weibchen 63 bis 65 cm. Die mittlere Fruchtbarkeit beträgt 130 bis 140 Prozent. Besonders Ziegen im Alter von fünf bis sechs Jahren gebären öfter (65 %) zwei bis drei junge Ziegen je Wurf. Zwei Jahre alte Ziegen gebären zu 10 bis 15 % Zwillinge und Drillinge, drei Jahre alte Ziegen zu 16 bis 20 % und vier Jahre alte Ziegen zu 25 bis 40 %.

Wolle

Die Flaumwolle der Orenburger Ziege ist im Vergleich mit anderen Ziegenrassen sehr dünn, jedoch auch kürzer. Die Wolle der Orenburger Ziege ist sehr weich und elastisch. Der Wollvlies besteht in der oberste Schicht der Wolle aus 12 bis 18 cm langen Fasern und der Wollflaum aus 6 bis 9 cm langen Fasern (nach anderen Angaben 5,7 cm mit einer Schwankungsbreite von 3,5 bis 8,0 cm). Zum Vergleich hat die feinste Schafwolle (Merinowolle vom Merinoschaf) einen Faserdurchmesser von 14,5 bis 23,5 Mikrometer. Spitzenqualitäten von on Merinowolle aus Neuseeland erreichen 11,8 Mikrometer, während das menschliche Haar 30 Mikrometer dick ist.

Die oberste Schicht der Wolle der Orenburger Ziegen ist gewöhnlich schwarz und der darunter liegende Wollflaum grau. Ungefähr 35 % der gewonnenen Wolle ist Flaumwolle und 65 % lange Faserwolle.

Der durchschnittlicher Faserdurchmesser (eng. average fiber diameter; AFD) beträgt 17 bis 18 µm (nach anderen Angaben 14 bis 16 µm), das entspricht nach dem veralteten Bradford-System (benannt nach der Stadt Bradford) zur Dicken- und Qualitätsbestimmung von Wollfasern einer 80er Qualität. Den dünnsten Wollflaum gewinnt man von einjährigen Ziegen, danach wird der Faserdurchmesser dicker, um ab dem fünften Lebensjahr wieder abzunehmen.

Um die Flaumhaare zu gewinnen, werden sie aus dem Fell gekämmt. Der Jahresertrag der wertvollen Flaumwolle beträgt durchschnittlich 250 bis 380 g je Tier, die besten Ziegen geben bis zu 800 g Wollflaum, und bis zu 350 g der groben Ziegenhaare, Ziegenböcke geben 580 bis 610 g groben Ziegenhaare. Der Wollertrag und die Qualität der Wolle hängen stark von der Ernährung, der Art der Haltung und vom Zeitpunkt der Wollgewinnung ab. Auch das Alter der Ziege hat einen Einfluss. In den ersten drei bis fünf Lebensjahren nimmt der Ertrag an Ziegenwolle zu, danach bleibt er konstant und nimmt ab dem siebenten Lebensjahr wieder ab. Ebenso nimmt dann auch die Qualität der Wolle ab, die Fasern werden brüchiger.

Der Wollflaum wächst besonders stark im Herbst und Winter, während die langen Wollfasern des Deckfells besonders intensiv im Sommer und Herbst wachsen. Die Bruchfestigkeit einer Faser der Flaumwolle beträgt im Mittel 6 kg, je nach Faserdicke schwankt sie zwischen 4 und 10 kg.

Die groben Haare der Ziegenwolle werden meist zusammen Schafwolle, Kunstseide oder synthetischem Garn verarbeitet. Aus ihnen wird unter anderem technische Gewebe, Treibriemen, Wollfilz, Bordürenband, Malerpinsel, Kleiderbürsten oder Schuhbürsten gefertigt.

Wollziegen

Andere Ziegenrassen zur Gewinnung weichen Flaumhaares in Russland sind die Flaumziegenrassen: Altaiische Bergziege (Gornoaltajskaja Ziege) und Pridonskaja Ziege (oder Don-Ziege) – sie ist in den Gebieten am Don und seinen Zuflüssen verbreitet – die Regionen um Wolgograd, Woronesch und Rostow.


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