Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft

Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft
Logo der OvW-Gesellschaft
Deutsches Literaturarchiv in Marbach am Neckar, Gründungsort der OvW-Gesellschaft
Programm zur Tagung "Konrad von Megenberg (1309 - 1374): Ein spätmittelalterlicher ’Enzyklopädist’ im europäischen Kontext", 27.-29. August 2009
Flyer zur Ausstellung über Konrad von Megenberg in Regensburg, 27. August - 25. September 2009
Einladung zu einem Konzert von Eberhard Kummer am 28. August 2009
Cover zum 18. Band des Jahrbuchs der OvW-Gesellschaft
Website (Startseite) der OvW-Gesellschaft

Die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft ist eine gemeinnützige Vereinigung zur Erforschung von Leben und Werk des südtiroler Dichtersängers Oswald von Wolkenstein (ca. 1376/77-1445) sowie der Kultur des europäischen Spätmittelalters. Sie ist interdisziplinär und international ausgerichtet und gilt daher weltweit als Forum für die gesamte Spätmittelalterforschung. Zu ihren Hauptaufgaben zählen die Veranstaltung wissenschaftlicher Tagungen und die Herausgabe eines Jahrbuchs.

Der Sitz und die Geschäftsstelle der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft e.V. sind in Frankfurt am Main angesiedelt. Im Internet ist sie mit einer eigenen Website[1] vertreten. Die erste Vorsitzende ist derzeit Sieglinde Hartmann (Würzburg/Frankfurt am Main), den Ehrenvorsitz hat der Mitbegründer Ulrich Müller (Salzburg) inne.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Der Gedanke zur Gründung einer Vereinigung war bereits in den 1960er und 1970er Jahren entstanden, als man sich zunehmend um die Erschließung von Leben und Werk Oswalds von Wolkenstein bemühte. Über laufende Forschungen informierten damals die sogenannten Oswald-Rundschreiben, von denen zwischen Juni 1972 und März 1975 insgesamt 5 Nummern erschienen. Sie wurden zunächst von Ulrich Müller bearbeitet und versandt, ab dem dritten Rundschreiben wirkte auch Hans-Dieter Mück an der Redigierung mit. Sichtbaren Aufschwung für die aufstrebende Oswald-Forschung brachten in dieser Zeit auch zwei Tagungen (1973 in Neustift bei Brixen und 1977 in Seis am Schlern), aus welchen zwei Sammelbände (ersch. 1974 u. 1978) hervorgingen.

Angeregt von George F. Jones, der sich auch schon für die Oswald-Rundschreiben eingesetzt hatte, und von Hans-Dieter Mück und Ulrich Müller initiiert erfolgte schließlich die Gründung der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft. Die Gründungsversammlung wurde am 21./22. März 1980 im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar abgehalten.

Mitglieder

Bereits 1 ½ Jahre nach ihrer Gründung verzeichnete die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft 221 Mitglieder und durfte sich über „generöse Spenden in unerwartetem Umfang“[2] freuen. Durch diesen baldigen Erfolg wurde die Vereinigung darin bestätigt, dass sie sowohl erwünscht ist als auch gebraucht wird.

Heute zählt sie weltweit mehr als 450 Mitglieder, darunter Mediävisten aller Disziplinen und mehr als 100 Bibliotheken, welche das Jahrbuch der Gesellschaft im Abonnement beziehen. Beitreten können grundsätzlich alle interessierten Personen; das dafür erforderliche Formular kann auf der Website der Gesellschaft heruntergeladen werden.[3]

Forschungsinteresse

Das Forschungsinteresse der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft ist v.a. auf zwei Kernbereiche gerichtet: Zum einen steht natürlich die Erforschung von Leben und Werk ihres Namenspatrons im Zentrum, wobei auch die Erfassung und Deutung der neuzeitlichen Oswald-Rezeption berücksichtigt wird. Zum anderen befasst sich die Vereinigung ausgiebig mit der Geschichte und Kultur jener Epoche, in der Oswald von Wolkenstein gelebt und gewirkt hat. Dies ist nicht zuletzt deshalb naheliegend, da der bekannte spätmittelalterliche Ritter, Dichter und Sänger als „Persönlichkeit von gesamteuropäischer Bedeutsamkeit“[4] gesehen werden kann.

Tagungen

Die erste Tagung der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft fand im Rahmen ihrer Gründungsversammlung statt und wurde zum Thema „Symposion zur Literatur des Spätmittelalters“ abgehalten. Berichtet wurde darüber im ORF, der Marbacher Zeitung vom 24. und 25.3., der Stuttgarter Zeitung vom 25.3. und der Süddeutschen Zeitung vom 29. und 30. März 1980.

Seitdem lädt die Vereinigung regelmäßig zu wissenschaftlichen Tagungen bzw. Symposien und Kolloquien ein, wobei sowohl generelle Themen als auch einzelne Autoren behandelt werden. So stand beispielsweise vom 27. bis 29. August 2009 bei einer Tagung in Regensburg Konrad von Megenberg (1309-1374) als spätmittelalterlicher "Enzyklopädist" im Fokus. Für ein anderes Symposion hingegen, welches die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft im April 2013 veranstaltet, wurde "Das geistliche Spiel im europäischen Mittelalter" als Thema gewählt.

Um die wissenschaftlichen Fragestellungen auch einem größeren Publikums- und Interessentenkreis zugänglich zu machen, werden im Rahmen der Tagungen zusätzlich öffentliche Vorträge gehalten sowie Konzerte und Ausstellungen organisiert. So konnte man z.B. im August/September 2009 - passend zum Thema der Tagung - eine Ausstellung über Konrad von Megenberg in der Bischöflichen Zentralbibliothek in Regensburg besuchen und hatte außerdem die Möglichkeit, bei einem Konzert von Eberhard Kummer die europäische Vokalmusik aus der Zeit Megenbergs kennenzulernen.

Weiters beteiligt sich die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft an vielen anderen Mittelalter-Symposien und ist darüber hinaus ständig mit Vortragssektionen zu aktuellen Fragen der Mittelalterforschung auf den beiden größten Mittelalter-Kongressen der Welt vertreten, die in den USA (Kalamazoo) und Großbritannien (Leeds) stattfinden.

Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft (JOWG)

Neben der Veranstaltung von wissenschaftlichen Tagungen besteht eine der Hauptaufgaben der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft in der Herausgabe eines Jahrbuchs. Zunächst wurde das JOWG im Selbstverlag herausgebracht und eigenständig vertrieben; seit 2009 erscheint es im Dr. Ludwig Reichert Verlag. Inhaltlich sind die einzelnen Bände vorwiegend von den jeweils aktuellen Tagungsvorträgen sowie den laufend neuen Veröffentlichungen zum Spätmittelalter und zu Oswald von Wolkenstein geprägt. Ausschließlich dem südtiroler Dichtersänger gewidmet wurden bisher die Jahrgangsbände 3 (1984/85) und 9 (1996/97).

Bände

Bisher sind folgende Bände des JOWG (ISSN 0722-4311) erschienen:

  • Bd. 1 1980/1981: Literatur des Spätmittelalters, Beiträge des Gründungssymposions (vergriffen)
  • Bd. 2 1982/1983: Spätmittelalterliche Kultur in Tirol (vergriffen)
  • Bd. 3 1984/1985: Interpretationen von Liedern und Spruchgedichten Oswalds von Wolkenstein
  • Bd. 4 1986/1987: Literatur und Kultur um 1400
  • Bd. 5 1988/1989: Konrad von Würzburg. Seine Zeit, sein Werk, seine Wirkung (vergriffen)
  • Bd. 6 1990/1991: Literatur und Kultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit im thüringisch-sächsischen Raum (vergriffen)
  • Bd. 7 1992/1993: Literatur und Stadtkultur im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit (vergriffen)
  • Bd. 8 1994/1995: Heinrich Wittenwiler in Konstanz und der Ring
  • Bd. 9 1996/1997: Oswald von Wolkenstein und die Wende zur Neuzeit - Bilanz und Perspektiven der Forschung
  • Bd. 10 1998: Mittelalterliche Literatur im niederdeutschen Raum
  • Bd. 11 1999: Beiträge der internationalen Mediävistenkongresse in Kalamazoo (USA) und Leeds (GB) 1996-1998 (vergriffen)
  • Bd. 12 2000: Bilanz der Spätmittelalterforschung (vergriffen)
  • Bd. 13 2001/2002: Apokalypse, Schlaraffenland, Jahrtausendwende, Millenniums-Symposion 2000
  • Bd. 14 2003/2004: Dietrichepik
  • Bd. 15 2005: Mittelalterliche Literatur - heute und morgen: Probleme der Relevanz, Perspektiven für die Zukunft (vergriffen)
  • Bd. 16 2006/2007: Deutsch-skandinavische Literatur- und Kulturbeziehungen im Mittelalter
  • Bd. 17 2008/2009: Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und die Hofkultur seiner Zeit
  • Bd. 18 2010/2011: Konrad von Megenberg (1309-1374): Ein spätmittelalterlicher "Enzyklopädist" im europäischen Kontext

Alle Beiträge der einzelnen Bände sind mit Autor- und Titelangabe auf der Website der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft angeführt.[5]

Website

Die zum Teil mehrsprachig (deutsch, englisch, französisch) gestaltete Vereinshomepage ist sowohl für Wissenschaftler als auch für breitere, nicht wissenschaftliche Kreise von großem Nutzen. Neben ausführlichen Informationen über die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft selbst werden dort laufend Tagungen angekündigt und Rückschauen auf bereits stattgefundene Veranstaltungen festgehalten. Dank dem reichhaltigen Angebot auf dieser Website kann man zudem ohne langwierige Recherche eine ganze Menge über jenen Dichter erfahren, dessen Namen die Gesellschaft trägt.

Besonders bemerkenswert ist, dass hier dem interessierten Leser viele Texte und Materialien von und über Oswald von Wolkenstein kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Dabei werden Oswalds Leben und Wirken, sein Werk und dessen Überlieferung nicht nur beschrieben und interpretiert, sondern teilweise auch direkt auf der Website präsentiert. So kann man z.B. sein autobiografisches Lied Es fügt sich nach der wissenschaftlichen Standardausgabe von Karl Kurt Klein zusammen mit der neuhochdeutschen Übersetzung von Sieglinde Hartmann online lesen. Und auch alle anderen Lieder Oswalds, die in der Edition von K. K. Klein erschienen sind, können hier z.T. sogar mit Übersetzungen ins Englische, Französische und Ungarische genutzt werden. Interessant ist übrigens auch die Diskografie zu den Vertonungen der Oswald-Lieder und eine Bibliografie, die ebenso auf der Website der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft aufscheint.

Archiv

Das Archiv der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft befindet sich in der Abteilung für Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz und wird von Wernfried Hofmeister betreut. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Materialien, die Oswalds Leben und Werk, seine Zeit und auch die Geschichte und Landeskunde Tirols und Südtirols betreffen. Darin eingebunden sind u.a. Monografien, Zeitschriften, Aufsätze, Diplomarbeiten und Dissertationen; auch Bild- und Tonträger sind im Bestand des Wolkenstein-Archivs verzeichnet.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Horst Brunner: Zum ersten Jahrbuch. In: Jahrbuch der Oswald von Wolkensteingesellschaft 1980/81. Hrsg. von Hans-Dieter Mück und Ulrich Müller. Bd. 1. Wiesbaden 1981, S. 3-6. ISSN 0722-4311

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Website der OvW-Gesellschaft ist unter der Adresse http://www.wolkenstein-gesellschaft.com/ abrufbar.
  2. Horst Brunner: Zum ersten Jahrbuch. In: Jahrbuch der Oswald von Wolkensteingesellschaft 1980/81. Hrsg. von Hans-Dieter Mück und Ulrich Müller. Bd. 1. Wiesbaden 1981, S. 4. ISSN 0722-4311
  3. Für mehr Infos zur Mitgliedschaft siehe http://www.wolkenstein-gesellschaft.com/mitgliedschaft.php
  4. Wolkensteins Lebenszeugnisse und seine gesamteuropäische Bedeutung. Webseite der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft. Abgerufen am 19. Mai 2011.
  5. Siehe http://www.wolkenstein-gesellschaft.com/jahrbuch.php
  6. Zum gesamten Inhalt des Archivs siehe http://www-classic.uni-graz.at/ubwww/sosa/nachlass/sammlungen/wolkenstein-archiv/inhalt.php

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