Otto Mainzer

Otto Mainzer

Otto Mainzer (* 26. November 1903 in Frankfurt am Main; † 28. Juni 1995 in New York) war ein deutsch-amerikanischer Schriftsteller, der sich für eine unkonventionelle, von ihm beschriebene Spielart der freien Liebe einsetzte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mainzer wurde als Sohn der Bertha Loeb geboren. Er absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaft und promovierte 1928 zum Dr. jur.. Danach war er als Anwalt am Berliner Kammergericht tätig. Als ihm 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft die Anwaltszulassung entzogen und ein Publikationsverbot auferlegt wurde, emigrierte er nach Paris. Dort machte er die Bekanntschaft mit André Gide, Heinrich Mann, Arnold Zweig und Erwin Piscator, die ihn auch finanziell unterstützten. In der Zeit des Pariser Exils wurde Mainzer mit den Schriften des nach Norwegen emigrierten Psychoanalytikers Wilhelm Reich bekannt. Unter dem Einfluss von Reichs Ideen zur Sexualökonomie entstanden die Manuskripte zu Mainzers Hauptwerken Die sexuelle Zwangswirtschaft und Prometheus. Diese kamen jedoch, obwohl sich prominente Schriftsteller wie Thomas Mann und Lion Feuchtwanger für sie einsetzten, damals nicht mehr zur Veröffentlichung. 1941 setzte Mainzer seine Emigration fort und ging in die USA. Dort lernte er seine Lebensgefährtin Ilse Wunsch kennen. Beide lebten 25 Jahre „unverheiratet, in zwei verschiedenen Wohnungen, aber in einem innigen Liebesverhältnis“, ließen sich dann aber 1966 „aus politischen Gründen … die ehelichen Papiere geben.“[1] Dabei ging es Otto Mainzer auch um das Schicksal seines Vermögens, das er als Börsenmakler erworben hatte. Nach seinem Tod 1995 gründete seine Frau in New York eine Stiftung, die seit dem Jahre 2000 alle zwei Jahre den Otto-Mainzer-Preis für die Wissenschaft von der Liebe, dotiert mit 5000 US-Dollar, vergibt. Der letzte Preis wurde 2004 vergeben.

Werk

Mainzers Hauptwerke, die wegen der Zeitverhältnisse um 1939 nicht mehr zum Druck kamen, fanden auch nach 1945 und zur Zeit des Aufbruchs in sexualibus 1968 keinen Verleger. Dabei hatten sie auch Zuspruch von dem damals sehr populären Wilhelm Reich erfahren.[2] Erst Anfang der 1980er Jahre gelang es dem Publizisten Hans Christian Meiser, einen Verlag für Die sexuelle Zwangswirtschaft zu vermitteln. Das Buch wurde durch eine Rezension von Hans Krieger in Die Zeit einem größeren Publikum vorgestellt.[3]

Schriften

  • Gleichheit vor dem Gesetz, Gerechtigkeit und Recht. Dissertation, Frankfurt 1929.
als Nachdruck: Keip Verlag, Goldbach 1996.
  • Die sexuelle Zwangswirtschaft. Ein erotisches Manifest. (1937) Parabel-Verlag, München 1981, ISBN 3-7898-0962-4.
  • Der zärtliche Vorstoß. In 66 Gedichten. Kirchheim Verlag, München 1986, ISBN 3-87410-017-0. (Nachdruck der Exil-Ausgabe Paris 1939)
  • Prometheus (Roman, 1939) Stroemfeld / Roter Stern, Frankfurt am Main und Basel 1989, ISBN 3-87877-325-0.
  • „Auf die höchsten Sterne will ich zielen.“ Stroemfeld / Roter Stern, Frankfurt am Main (noch nicht erschienen, angekündigt), ISBN 3-87877-828-7.

Literatur

  • Ilse Wunsch-Mainzer: Zurück nach vorn. Mein Leben mit Prometheus. Stroemfeld / Roter Stern, Frankfurt am Main und Basel 1998, ISBN 3-87877-574-1.
  • Michael Lukas Moeller: Auf dem Weg zu einer Wissenschaft von der Liebe – Dyadologie: die Lehre vom Dialog der Dyade. Rowohlt Verlag, Reinbek 2002, ISBN 3-499-61417-0.

Otto Mainzer Preis

Vollständiger Name: Internationaler Otto Mainzer Preis für die Wissenschaft von der Liebe Bisherige Preisträger:

Einzelnachweise

  1. Daniela Martin: Die zärtliche Nachlass-Verwalterin Ilse Wunsch-Mainzer über ihre große Liebe. In: Aufbau (New York), 15 March 2001
  2. Bernd A. Laska: Besprechung von Die sexuelle Zwangswirtschaft. In: wilhelm-reich-blätter, Nr. 3/1982, S. 118-120
  3. Hans Krieger: Partisan der Liebe. In: Die Zeit, 28. Mai 1982
  4. Liebe ist eigennützig. In: Neue Zürcher Zeitung, 31. August 2002

Weblinks


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