- Otto Richter (Archivar)
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Ludwig (Louis) Otto Richter (* 30. August 1852 in Meißen; † 3. Oktober 1922 in Dresden) war ein deutscher Archivar, Bibliothekar und Historiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Richter wurde Historiker, Professor sowie Leiter des Dresdner Ratsarchivs, der Stadtbibliothek und des Stadtmuseums. Er lieferte Grundlagenwerke für die Dresdner Stadtgeschichte.
Nach dem Besuch der Meißner Stadtschule trat er zunächst eine Stelle an als Schreiber eines Advokaten, da er als Arbeiterkind kaum über Mittel verfügte. Seiner Neigung entsprach diese Tätigkeit jedoch keinesfalls. Gleichwohl lernte er gewisse Prinzipien der Ordnung von Archivalien dabei kennen, die ihm später bei seiner späteren Tätigkeit im Ratsarchiv hilfreich zu Gebote standen. Sein Bruder August und sein Schwager Ernst Teichert finanzierten ihm den Besuch der Neustädter Realschule von 1869 bis 1873. Er legte 1873 sein Abitur ab.
Noch 1873 bezog Richter die Universität Leipzig um ein Studium der Geschichte und Philologie aufzunehmen.
Mit den Professoren Heinrich Wuttke und Karl Biedermann pflegte er persönliche Kontakte. 1877 wurde er von der Universität Leipzig mit einer Arbeit zum Basler Konzil (1431-1437) promoviert. Der Erstgutachter der Arbeit war Georg Voigt. Diese Arbeit wiederum schlug sich in der zweiten (1880/81) und dritten Auflage (1894 besorgt von Max Lehnerdt) der 1859 von Voigt erstmalig publizierten Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus nieder.
Die nächsten beiden Jahre war er bei der Königlichen öffentlichen Bibliothek als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter tätig. Zum Juli 1879 erhielt er eine Anstellung als Archivar und Bibliothekar bei der Ratsbibliothek und beim Ratsarchiv Dresden.
Richter baute die vorhandene Ratsbibliothek zu einer wissenschaftlichen Stadtbibliothek aus. Er konnte für diese die Büchersammlung des Hofuhrmachers Moritz Weisse und die des Vereins für Geschichte Dresdens übernehmen, die gleichzeitig die Grundlage für den Bestand bildeten. Im Jahre 1881 wurde die Ratsbibliothek der allgemeinen öffentlichen Benutzung zugänglich gemacht und erhielt die Bezeichnung Stadtbibliothek.
Das Ratsarchiv leitete Richter. vorrangig unter historischen Gesichtspunkten entgegen seinem Vorgänger Julius Alfred Heinze, im juristischen Sinne. Richter machte die genauere Erschließung den Bestand öffentlichkeitswirksam bekannt. Schon 1879 begann Richter mit einem Werk, worin seine nachhaltigste Bedeutung liegt, der dreibändigen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Dresdens. Er dürfte wohl als Erster es gewesen sein, der alle damals verfügbaren archivalischen Quellen zur Dresdner Geschichte des Mittelalter auswertete. Er war Vorsitzender des Vereines für die Geschichte Dresdens von 1883 bis 1912. Außerdem gab er ab 1892 die Dresdner Blätter heraus, die auf seine Initiative hin erschienen. Ein Schwarpunkt betraf die Architekturdiskussionen in Dresden. 1912 trat Richter aus Altersgründen von allen Ämtern zurück und reichte seinen Abschied ein. Das Verhältnis zu Oberbürgermeister Gustav Otto Beutler war nicht so günstig wie zu dessen Amtsvorgänger Alfred Stübel, der Richters Bemühungen weithin intensiv unterstützt hatte.
Werke
- Die Organisation und Geschäfts-Ordnung des Basler Conzils, Diss. Leipzig 1877.
- Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden, Dresden 1885-1891.
- Dresdens Festungswerke im Jahre 1811, Dresden 1890.
- Dresdner Stadtansichten vom Jahre 1678, Dresden 1892.
- Canaletto-Mappe, Dresden 1894.
- Erinnerungen aus dem alten Dresden, Dresden 1896.
- Atlas zur Geschichte Dresdens 1521-1898, Dresden 1898.
- Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1: Dresden im Mittelalter, Dresden 1900.
- Dresdens Umgebung in Landschaftsbildern aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts, Dresden 1902.
- Geschichte der Stadt Dresden in den Jahren 1871 bis 1902, Dresden 1903.
- Dresdner Bilderchronik 16. und 17. Jahrhundert, Dresden 1906.
- Dresdner Bilderchronik von 1769 bis 1815, Dresden 1910.
- Dresdens Entwicklung in den Jahren 1903 bis 1909, Dresden 1910.
- Führer durch das Stadtmuseum zu Dresden, Dresden 1910.
- Jugenderinnerungen von Prof. Dr. Otto Richter, Bd. 1: Lebensfreuden eines Arbeiterkindes, Dresden 1919, Bd. 2: Lehrjahre eines Kopfarbeiters, hrsg. von Artur Brabant,Dresden 1925.
Literatur
- Manfred Kobuch: Im Dienste der Stadt und ihrer Geschichte. Der Stadtarchivar und Historiker Otto Richter. In: Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 3: Von der Reichsgründung bis zur Gegenwart. hrsg. von Holger Starke, Stuttgart 2006, S. 229-234.
- Konstantin Hermann: Richter, Ludwig (Louis) Otto. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
Weblinks
- Literatur von und über Otto Richter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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