- Palazzo Labia
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Palazzo Labia ist ein barocker Palast in Venedig, im Sestiere Cannaregio, der in der Nähe der Einmündung des Canale di Cannaregio in den Canal Grande gelegen ist. Erbaut im 17. - 18. Jahrhundert ist er einer der letzten großen Paläste Venedigs. Die Dekoration des großen Ballsaals ist ein Hauptwerk des Giovanni Battista Tiepolo.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Hauptfassade ist zum Canale di Cannaregio, die bescheidenere Seite mit nur drei Fensterachsen ist zum Canal Grande orientiert. Die dritte Fassade schaut auf den Campo San Geremia. Die relativ unbekannten Architekten Andrea Cominelli und Alessandro Tremignon, die mit dem Bau betraut wurden, stehen noch deutlich unter dem Einfluss von Baldassare Longhena. Die Fassaden zu den Kanälen weisen im Erdgeschoss eine dorische Rustika und sind in den oberen Stockwerken durch ionische und korinthische Säulen gegliedert. Vor den Fenstern befinden sich Balustraden und in den Fensterwölbungen unterschiedliche Skulpturen von Köpfen. Auffallend sind die zahlreichen gekrönten Adler (Wappentier der Labia) zwischen den ovalen Fenstern unterhalb der Kranzgesimse.
Die Fassade zum Campo San Geremia wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts asymmetrisch erweitert. Der von Giorgio Massari über zwei Stockwerke geschaffene Ballsaal liegt in der Gebäudemitte und hat die Breite der Fassade zum Canal Grande. Anschließend befindet sich ein quadratischer Innenhof mit rustizierenden Doppelsäulen im Erdgeschoss.
Geschichte
Die Familie Labia stammte aus Katalonien und brachte es in Venedig zu sagenhaften Reichtum. Sie waren die erste Familie, die nach der sogenannten „serrata del Maggior Consiglio“ (Schließung des Großen Rates, 1297), gegen Bezahlung von hunderttausend Dukaten 1646 in das venezianische Patriziat aufgenommen wurden. Der prächtige Palast sollte die Bedeutung der Familie Labia gegenüber den alteingesessenen Patriziern unterstreichen. Die Tiepolofresken des Ballsaals wurden wahrscheinlich von dem verschwenderischen Paolo Antonio Labia in Auftrag gegeben. Von ihm erzählt man sich, dass er am Ende eines Banketts das goldene Tafelgeschirr mit den Worten aus dem Fenster werfen ließ: „L'abia o no l'abia, sarò sempre L'abia“ (Ob ich es habe oder nicht habe, ich werde immer ein Labia sein) Seine Mutter Maria Labia, geborene Civran, eine sehr schöne Frau, soll von Tiepolo in der Figur der Kleopatra verewigt worden sein.
Nach dem Fall der Republik verloren die Labias ihr Vermögen und zogen schließlich nach Österreich. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Palast von einem Prinzen Lobkowitz erworben, später gelangte er in den Besitz einer Wiener Israelitischen wohltätigen Stiftung, die das verbliebene Inventar verkaufte und den Palast in Wohnungen aufteilte. 1850 befanden sich im Piano Nobile 50 Webstühle, im Obergeschoss eine Sägemühle. 1890 wollte die Stadt Venedig keine 50000 Lire für das Gebäude ausgeben, obwohl sie bereits darin Räume für eine Volksschule angemietet hatte. Der Palast hatte bis 1951 wechselnden Besitzer und kam immer mehr herunter. 1945 explodierte in nächster Nähe ein Munitionsschiff, wodurch der Palast und Tiepolos Fresken beschädigt wurden.
1948 erwarb der franko-mexikanische Ölmagnat Charles de Beistegui den Palast und stellte den alten Glanz wieder her. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten fand am 3. September 1951 der „Ball des Jahrhunderts“ in Kostümen des 18. Jahrhunderts statt. 1964 ersteigerte die RAI den Palast für 350 Millionen Lire und unternahm in der Folge große Anstrengungen, das Gebäude und seine Kunstwerke zu erhalten und restaurieren. Die Räume werden für internationale Konferenzen etc. zur Verfügung gestellt und können gegen Voranmeldung besichtigt werden. 2008 bot die RAI das Gebäude zum Kauf an, wobei der Charakter als Kulturzentrum erhalten bleiben soll.
Innenräume
Im Ballraum schuf 1746-1747 Giovanni Battista Tiepolo den großartigen Zyklus „Geschichte von Antonius und Kleopatra“. Die Quadraturmalerei stammt von Gerolamo Mengozzi Colonna. Das zentrale Deckengemälde stellt „Bellerophon auf dem Pegasus“ dar. In dem Spiegelsaal finden wir ein weiteres Deckengemälde von Tiepolo „Triumph von Zephir und Flora“. In den anderen Räumen des Palastes sind Werke von Giandomenico Tiepolo, Palma il Giovane, Giambattista Canal, Placido Costanzi, Agostino Masucci, Pompeo Batoni, Gregorio Lazzarini, Gaspare Diziani und Antonio Visentini zu finden. Bemerkenswert sind auch die flämischen Tapisserien (Geschichten des Scipio)
Literatur
- Hermann E. Mark, Geschichte und Geschichten vom Canal Grande, Ibera Verlag 2002, ISBN 3-85052-116-8
- Alvise Zorzi, Canal Grande, Claassen 1993, ISBN 3-546-00057-9
- Marcello Brusegan, La grande guida dei monumenti di Venezia, Roma, Newton&Compton 2005, ISBN 88-541-0475-2
Weblinks
Kategorie:- Bauwerk in Venedig
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