- Papyrus Hearst
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Der Papyrus Hearst ist ein altägyptischer medizinischer Papyrus. Er enthält viele Parallelen zum Papyrus Ebers, jedoch auch Rezepte gegen neue, zum Teil unbekannte Krankheiten wie z.B. die „Asiaten-Krankheit“ (Lepra oder Beulenpest).
Inhaltsverzeichnis
Forschungsgeschichte
Der Papyrus wurde im Frühling 1901 von einem Einheimischen in Siedlungsresten bei Deir el-Ballas entdeckt, wo eine Expedition unter der Leitung von George Andrew Reisner arbeitete. Der Papyrus wurde zu Ehren von Phoebe Hearst, der Mutter von William Randolph Hearst benannt, die die Expedition finanzierte.[1] Der hieratische Text wurde von Reisner 1905 veröffentlicht. 1912 brachte Walter Wreszinski eine hieroglyphische Transkription und eine Übersetzung ins Deutsche heraus. Die letzte und ausführlichste Bearbeitung geschah Mitte des 20. Jahrhunderts durch Hildegard von Deines, Hermann Grapow und Wolfhart Westendorf.[2]
Heute befindet sich der Papyrus Hearst in der Bancroft Library der University of California, Berkeley.[3]
Beschreibung
Der Papyrus besteht aus einer einseitig beschriebenen Rolle mit einer Länge von 3,5 m. Der Text ist in achtzehn Kolumnen aufgeteilt, von denen die letzten drei teilweise zerstört sind. Die Datierung reicht vom Anfang des Neuen Reiches (circa 1550 v. Chr.)[4] bis zur Regierungszeit von Thutmosis III.[1]
Inhalt
Der Papyrus Hearst ist wie der Papyrus Ebers eine Sammelhandschrift. Er umfasst 260 unstrukturierte Einzeltexte, von denen über ein Drittel Parallelen zum Ebers aufweisen. Dazu gehören u.a. Rezepte zur Gefäßbehandlung, zur allgemeinen Behandlung von Schmerzen (wechedu), zur Wundheilung und zur Bekämpfung dämonischer Krankheiten, jedoch keine Lehrtexte.
Besonders interessant sind die Fälle, die beim Papyrus Ebers fehlen. Mitunter zählen dazu Knochenbrüche und die eventuell als Lepra identifizierte Asiatenkrankheit.[4] Es treten aber auch Zaubersprüche auf, die bei der Abmessung und Anwendung häufig verwendeter Drogen aufgesagt wurden.
Bei der Behandlung von Bisswunden ergänzt der Papyrus Hearst den Ebers um Bisse des Schweins, des Nilpferds und des Löwen. Bei der Behandlung von Fingern und Zehen wird die Ebers-Gruppe von der Hearst-Gruppe sogar stark übertroffen.[5]
Siehe auch
Literatur
- Hildegard von Deines, Hermann Grapow und Wolfhart Westendorf: Grundriss der Medizin der alten Ägypter (Umschrift, Übersetzung, Kommentar, Wörterbuch, Grammatik), Berlin Akademie-Verlag
- Manuela Gander in: Medizin und Magie, Kemet Heft 2/2005, ISSN 0943-5972, S. 43.
- Chauncey D. Leake: The Old Egyptian Medical Papyri, Lawrence, Kansas 1952.
- J. F. Nunn: Ancient Egyptian Medicine, London 1996, ISBN 0-7141-0981-9, S. 35.
- George A. Reisner: The Hearst Medical Papyrus. Hieratic Text in 17 Fascimile Plates in Collotype with Introduction and Vocabulary by George A. Reisner, University of California Publications, Egyptian Archaeology, Volume I, Leipzig 1905.
- Wolfhart Westendorf: Handbuch der altägyptischen Medizin. Band 1, Leiden-Boston-Köln 1999 (Handbuch der Orientalistik, 36), ISBN 90-04-11320-7, S. 35-37.
- Walter Wreszinski: Die Medizin der alten Ägypter II. Der Londoner medizinische Papyrus (BM 10059) und der Papyrus Hearst. Transkription, Übersetzung und Kommentar, Leipzig 1912.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ a b Nunn: Ancient Egyptian Medicine, 1996, S. 35.
- ↑ Deines, Grapow, Westendorf: Grundriss der Medizin der alten Ägypter.
- ↑ Webseite der Bancroft Library.
- ↑ a b Westendorf: Handbuch der altägyptischen Medizin., 1999, S. 35-37.
- ↑ 33 Fälle beim Papyrus Hearst gegenüber neun beim Papyrus Ebers.
Weblinks
- Papyrus Hearst in der Bancroft Library (englisch)
- Publikation von George A. Reisner, 1905 (Digitale Bibliothek München, englisch)
Kategorien:- Ägyptischer medizinischer Papyrus
- 18. Dynastie (Ägypten)
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