Peterskirche (Gelnhausen)

Peterskirche (Gelnhausen)
Ansicht von Osten

Die Peterskirche in Gelnhausen (auch: St. Peter) ist die römisch-katholische Pfarrkirche der Innenstadt von Gelnhausen.

Inhaltsverzeichnis

Planung

Die Kirche wurde um 1200 in romanischem Stil als Pfarrkirche in direkter Sichtverbindung zur Marienkirche errichtet und 1229 erstmals erwähnt. Ursprünglich geplant war eine dreischiffige Basilika mit kreuzförmigem Grundriss, Apsiden auch in den Seitenschiffen und runden Türmen beidseits des Hauptchores. Aus dem vorhandenen Bestand kann außerdem geschlossen werden, dass eine Einwölbung beabsichtigt war.

Erhalten sind aus dieser frühen Zeit heute nur Teile der unteren Hälfte der Außenwände. Dazu zählen allerdings auch die bemerkenswerten Portale, die stark an die Steinmetzarbeiten in der Pfalz Gelnhausen erinnern. Besonders bemerkenswert ist das Petrus-Tympanon über dem Nordportal.

Baustopp

Das Kloster Langenselbold, Patronatsherr der Marienkirche, erreichte einen Baustopp für die Peterskirche, so dass deren Bau zunächst 1238 abgebrochen werden musste. Zu diesem Zeitpunkt stand ein Teil des Querschiffes, etwa zwei Drittel des Langhauses und der Südostturm.

Erst Ende des 13. Jahrhunderts wurde weiter gebaut und das Bauwerk provisorisch beendet. Der Nordostturm wird noch errichtet, aber der Chorbogen zugemauert und das Langhaus mit einfachen Rundpfeilern und einer flachen Decke versehen – ohne Rücksicht auf die bereits ausgeführten Teile. Das Westfenster aus dem 15. Jahrhundert dürfte den Abschluss dieser Arbeiten gebildet haben.

Säkularisation

Nach der Reformation reichte die Marienkirche für das relativ kleine Gelnhausen als Pfarrkirche völlig aus. Die Peterskirche wurde deshalb aufgegeben, säkularisiert und gelangte städtischen Besitz. In der Folgezeit verfiel sie teilweise. Im 18. Jahrhundert wurde sie als Magazin genutzt, während Kriegen auch als Lazarett. 1830 zog eine Tabakfabrik ein. Wohl in diesem Zusammenhang wurden die Osttürme und die Nebenapsiden 1832 abgerissen.

Wiederaufnahme des Gottesdienstes

1920 kaufte die römisch-katholische Gemeinde das Gebäude und ließ es 1932–1938 wieder als Kirche herrichten. In diesem Zusammenhang entstand auch die Dissertation von Karl Nothnagel über die Kirche. Der Wiederaufbau erfolgte in vereinfachten Formen als dreischiffige Basilika: Nach Osten wurde ein rechteckiger Chor mit zwei hohen Flankentürmen auf rechteckigem Grundriss errichtet und auch eine neue Krypta eingebaut. Auch der Obergaden ist modern. So ist der Eindruck des Innenraums mehr dem 20. Jahrhundert zu verdanken als der Romanik.

1982/83 wurde das Innere neu gestaltet, unter anderem mit einem Altar und einem Ambo von Hubert Elsässer. Die Buntglasfenster stammen aus den 1960er Jahren und wurden von Agnes Mann gestaltet.

Die Orgel wurde 1986 von dem Orgelbauer Bernhard Schmidt (Gelnhausen) errichtet. Das Instrument hat 23 Register (Schleifladen) auf 2 Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[1]

I Hauptwerk C–g3
1. Pommer 16'
2. Prinzipal 8'
3. Holzflöte 8'
4. Oktave 4'
5. Blockflöte 4'
6. Waldflöte 2'
7. Quintflöte 11/3'
8. Mixtur IV 2'
9. Trompete 8'
II Rückpositiv C–g3
10. Holzgedackt 8'
11. Engl. Gamba 8'
12. Prinzipal 4'
13. Rohrflöte 4'
14. Nasard 22/3'
15. Terzflöte 13/5'
16. Scharff IV 1'
17. Dulcian 8'
Pedal C–f1
18. Subbass 16'
19. Offenbass 8'
20. Dolcan 4'
21. Rauschpfeife III 22/3'
22. Posaune 16'
23. Trompete 8'

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen II. Regierungsbezirk Darmstadt. (Bearb.: Folkhard Cremer u.a.), 3. Aufl., München 2008.
  • Georg Ulrich Großmann: Mittel und Südhessen = Dumont Kunstführer. Köln 1995.
  • Karl Nothnagel: Die Peterskirche in Gelnhausen = Oberrheinische Kunst 4. Freiburg 1930.

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel der St.-Peterskirche
50.204029.18978

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