Philipp Johann Tilemann

Philipp Johann Tilemann

Philipp Johann Tilemann, auch Schenck genannt (* 1640 in Bückeburg; † 1708) war ein deutscher Schriftsteller und Marbuger Theologieprofessor für Dogmatik.

Der Vater war schaumburgischer Rat und später Senator in Bremen. Hier ging Tilemann zur Schule, studierte dann in Rinteln, Gröningen, Franeker und Leyden, bereiste die spanischen Niederlande, Frankreich, Italien und England und promovierte 1667 zum Dr. theol. in Franeker. Als Prediger der französischen Gemeinde in Bremen kam erstmals sein Talent als Erbauungs-Schriftsteller zur Geltung als Verfasser des Gebetbuchs Tägliche Opfer der Christen in geistreichen Andachten und schönen Seel-rührenden Gebehten auf alle Morgen und Abend der gantzen Woche gerichtet (Bremen 1673).
Das Buch enthält alttestamentliche Gedankenanstöße von einfacher religiöser Haltung. Ganz ohne Dogmatik, knüpft er dabei an alltägliche Situationen an. Gelegentlich lässt Tilemann die Seele auftreten, die im Sinne der damaligen Mystik nach ihrem Bräutigam (Christus) schmachtet.

Eigenartiger zeigt sich Tilemanns Talent in den 1680 erschienenen „Sechzehn Stuffen des Gnadenthrons Jesus Christus, begreiffend acht Vorbereitungen und soviel Danksagungen auff jedweden Tag in der Wochen vor und nach dem Brauch des Hl. Abendmahls. Dennoch erlebte es 5 Auflagen und noch 1755 eine Übersetzumg ins Rätoromanische.

Als Vorbild diente dem nunmehrigen Hofprediger der Herzogin Sophie Elisabeth von Braunschweig in Lüchau offenbar die Mystik im 4. Buch der "tjo 0llrjsti": Wie dort findet ein Zwiegespräch zwischen Christus und der Seele statt, doch die Vereinigung mit Christus wird nur auf die Vergebung der Sünden bezogen. Die Fülle der stets wechselnden Bilder erstaunt, besonders weil diese Betrachtungen lt. Vorrede in nur 8 Tagen aufgezeichnet wurden.

Von Lüchau kam Tilemann 1676 ans Gymnasium zu Hamm, 1685 als Professor der Theologie und Prediger der reformierten Gemeinde nach Marburg. Schon in Hamm schrieb er einige exegetische und dogmatische Dissertationen. Aus Marburger Vorlesungen entstanden eine Abhandlung O Agapis (1690) und ein Abriß der Dogmatik und ein Commentar zum Judasbrief (1692). Seine Schriften zeichnen sich aus "durch Ausscheidung alles Ueberflüssigen und präcise, auf den praktischen Gebrauch berechnete Zusammenfassung" [Beß]. Als Dogmatiker ist er strenger Prädestinatianer, aber mit der praktischen Tendenz eines Voetius (1589–1676) und beeinflusst von Coccejan. In einer Dissertation „temporum mutatio...“ tritt er für die Kalenderreform (Gregorianischer Kalender) ein; gegen den Stader Prediger Johann Faes verteidigt er den Satz, daß Christus das Abendmahl mitgenossen habe. In Marburg kämpft er mit allen Mitteln gegen die Cartesianer, besonders seinen Kollegen Georg Otho, der wegen dieses Zwistes sogar vom Abendmahl ausgeschlossen wird, erhält aber vom Landgrafen eine Ermahnung zur Verträglichkeit (vgl. Marburger Universitätsacten A 17-1/11 im dortigen Staatsarchiv).

1691 wird Tilemann zum Rektor der Universität gewählt und hat sich offenbar bewährt. Denn nach seinem Tod am 26. December 1708 widmete ihm der einstige Gegner Otho ein Lobgedicht. Der Autor des ADB-Beitrags (siehe Quellen) konnte außer den zitierten Schriften noch zwei Leichenpredigten auf Marburger Professoren entdecken; in einer davon werden die Lehrer der Theologie als eine göttliche Einrichtung gefeiert. Einer seiner Professorenkollegen der Theologie war Johann Georg Brand (1645 -1703).

Aus zweiter Ehe hatte T. einen Sohn Johann, geboren in Marburg am 18. März 1691, der dort 1720 Professor wurde.

Quellen


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