Photovoltaik-Freiflächenanlage

Photovoltaik-Freiflächenanlage
Eine Photovoltaik-Freiflächenanlage

Unter einer Photovoltaik-Freiflächenanlage versteht man eine Photovoltaikanlage, die nicht auf einem Gebäude oder an einer Fassade, sondern ebenerdig auf einer freien Fläche aufgestellt ist. Eine Freiflächenanlage ist ein fest montiertes System, bei dem mittels einer Unterkonstruktion die Photovoltaikmodule in einem bestimmten Winkel zur Sonne (Azimut) ausgerichtet werden. Neben diesen fest montierten Freiflächenanlagen gibt es auch nachgeführte Anlagen, sogenannte Tracker-Systeme, die dem Stand der Sonne folgen. Gemessen am Gesamtmarkt für Photovoltaikanlagen in Deutschland machen ebenerdig errichtete Anlagen einen vergleichsweise kleinen Teil aus: Ihr Anteil in Deutschland liegt seit Jahren konstant zwischen 10–15 Prozent[1]. Dagegen werden rund 85 Prozent der Photovoltaik-Installationen auf dem Dach vorgenommen. 2008 wurden vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg 286 Freiflächenanlagen mit 486 Megawatt auf 1.800 ha Fläche gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Vergütung

In Deutschland kann Strom von Freiflächenanlagen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütet werden. Die Vergütung fällt für diese Anlagenart geringer aus als bei Photovoltaikanlagen, die auf oder an Gebäuden montiert sind. 2009 betrug die Vergütung 31,94 Cent je eingespeister Kilowattstunde (kWh) Strom, 2010 ist sie für neue Anlagen auf 28,43 Cent gesunken[2].

Standorte

Der Einsatz von Freiflächenanlagen wird in Deutschland durch das EEG geregelt. Vergütungspflicht besteht nur unter besonderen Voraussetzungen: Das EEG sieht eine Anwendung der Vergütungssätze für versiegelte Flächen, Konversionsflächen aus wirtschaftlicher oder militärischer Nutzung oder Grünflächen, die in den drei vorangegangenen Jahren als Ackerland genutzt wurden, vor[3]. Eine Versiegelung liegt bei einer Oberflächenabdichtung des Bodens vor. Daher wird auch Strom aus Anlagen an Straßen, Stellplätzen, Deponieflächen, Aufschüttungen, Lager- und Abstellplätzen und Ähnlichem vergütet. Zu Konversionsflächen können beispielsweise Abraumhalden, ehemalige Tagebaugebiete, Truppenübungsplätze und Munitionsdepots zählen. Die Errichtung von Freiflächenanlagen auf ehemals agrarwirtschaftlich genutzten Ackerflächen trägt dazu bei, die Beeinträchtigung von Natur und Landschaft möglichst gering zu halten und den Boden aufzuwerten. Die Unterkonstruktion von Solarkraftwerken versiegelt meist nur einen Bruchteil der Naturfläche, oft bei weniger als 0,05% der eigentlichen Ackerfläche. Hierzu trägt auch der ausreichende Platz zwischen den einzelnen Reihen bei, der benötigt wird, um einer Abschattung einzelner Modulreihen bei niedrigem Sonnenstand entgegenzuwirken.

Vor Baubeginn durchlaufen Freiflächenanlagen einen Genehmigungsprozess in der Gemeinde. Um eine Fläche nutzen zu können, muss diese im Flächennutzungsplan in ein „Sondergebiet Solar“ geändert werden. Notwendig ist außerdem ein Bebauungsplan, der auf der entsprechenden Fläche Baurecht schafft[4]. Die Bauleitplanung obliegt der Gemeinde. Sie prüft Raumbedeutsamkeit und Umweltverträglichkeit des Vorhabens und sollte dabei alle Bürger und Träger öffentlicher Belange (TÖB) einbeziehen. Wichtige Entscheidungsgrundlage ist neben Anlagengröße, Flächenverbrauch und Technik der Grünordnungsplan des Bauherrn. Er beschreibt, wie die geplante Freiflächenanlage in die Landschaft integriert und diese dabei ökologisch aufgewertet werden soll. Nach Anhörung aller beteiligten Parteien verabschiedet die Gemeinde den Bebauungsplan. Er regelt alle Bedingungen, die der Bauherr bei der Umsetzung seines Vorhabens beachten muss, etwa Ausrichtung der Anlage, Bauweise und Technik. Das Landratsamt erteilt schließlich die Baugenehmigung[5].

Freiflächen und Umweltschutz

Gemeinsam mit der Naturschutzorganisation NABU hat die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS) 2005 einen Kriterienkatalog für die naturverträgliche Errichtung von Freiflächenanlagen veröffentlicht. Die hier formulierten ökologischen Kriterien gehen über das gesetzlich geforderte Mindestmaß hinaus. Diese Selbstverpflichtung sollte von Projektierern und Betreibern bei der Standortwahl und dem Betrieb von ebenerdig errichteten solaren Großanlagen berücksichtigt werden[6].

Öffentliche Debatte um Freiflächenanlagen

Im Gegensatz etwa zu Atom- und Kohlekraftwerken stehen Freiflächenanlagen seltener in der Diskussion. Dennoch bemängeln Kritiker unter anderem den unnötigen Verlust von Flächen, die anderweitig genutzt werden könnten und führen ästhetische Aspekte an. Befürworter argumentieren hingegen mit dem im Vergleich zur landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche verschwindend geringen Anteil der Anlagen und der Schaffung von Naturlebensraum und Erhaltung der Biodiversität. Ferner führen Befürworter der Freifläche an, dass Freiflächenanlagen im Vergleich zu Aufdachanlagen besonders günstigen Solarstrom produzieren und damit den Verbraucher entlasten[7].

Die größten Solaranlagen auf der Freifläche

Die derzeit größte Freiflächenanlage der Welt mit 60 MW (Watt Peak) befindet sich im spanischen Olmedilla. Mit 54 MW steht die größte deutsche Freiflächenanlage Straßkirchen[8] gefolgt von dem Solarpark Lieberose auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes Lieberose in der brandenburgischen Gemeinde Turnow-Preilack mit 53 MW.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Naturschutzbund Deutschland: http://www.nabu.de/
  2. Solar is future: http://www.solar-is-future.de/solarstrom-fuer-ihr-unternehmen/planung-ihrer-anlage/einspeiseverguetung-mit-dem-eeg/
  3. EEG-Gesetzestext: http://www.bgbl.de/Xaver/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&bk=Bundesanzeiger_BGBl&start=//*%5B@attr_id=%27bgbl108s2074.pdf%27%5D
  4. Begründung zu dem Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien: http://premium.solarfoerderung.de/download/count.cfm?ID=107
  5. Joule 02/2009 Printausgabe
  6. Umweltkriterien NABU: http://www.nabu.de/themen/energie/erneuerbareenergien/solarenergie/04300.html
  7. Solarserver: Bayerns Umweltminister Söder besucht Photovoltaik-Zentrum: "Die Sonne ist das Öl des 21. Jahrhunderts!": http://www.solarserver.de/news/news-11485.html
  8. PV Ressourcen: http://www.pvresources.com/en/top50pv.php

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